Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Achseln zuckte, und ging dann mit steifen Schritten durch den Schnee, um Quintus einzuholen, eine finstere Vorahnung im Herzen.
XVI
Tribun Quintus schaute mit besorgter Miene der Infanteriekolonne nach, die in die Abenddämmerung marschierte. Rings um ihn waren die Männer der Nachhut damit beschäftigt, die Nackenjoche ihrer Kameraden aufzuheben und auf die Versorgungskarren zu laden. Selbst den Wagen des Decimus hatte man requiriert, und seine Männer grummelten unmutig, während sie den Legionären halfen. Marcus hatte die Kapuze seines Umhangs übergezogen, sobald sie sich zum Tross gesellt hatten, und tat sein Bestes, um Decimus nicht unter die Augen zu treten, während er dem Tribun folgte.
Quintus war höchstens fünf oder sechs Jahre älter als er, schätzte Marcus. Er hatte kaum einen Schatten von Flaum auf den Wangen und sah nicht viel anders aus als die jungen Leute, die an den Straßenecken Roms herumlungerten. Nur war er Befehlshaber über fünfhundert Soldaten und weitere zweihundert Maultiertreiber des Trosses. Während Marcus ihn musterte, hob Quintus den Daumen zum Mund und kaute am Nagel.
Ein frischer Schneewirbel war von den Höhen der Berge zu ihnen heruntergeweht. Rasch hatten die tanzenden Flocken die abmarschierende Kolonne verschluckt. Der Wind, der zu beiden Seiten des Pfades die Wipfel der schneebeladenen Tannen bewegte, erfüllte die Luft mit klagendem Stöhnen und leisem Rauschen.
»Ihr hattet recht, ihn zu warnen«, sagte Marcus leise.
Quintus wandte sich mit gerunzelter Stirn ihm zu. »Ich brauche keinen ehemaligen Sklaven, der mir das erklärt.«
Marcus schluckte seinen Zorn hinunter. »Ich entschuldige mich, wenn Ihr meint, dass ich eine unpassende Bemerkung gemacht habe. Ich dachte nur, Ihr solltet es wissen.«
Quintus funkelte ihn einen Augenblick lang schweigend an. »Wer zum Teufel denkst du, dass du bist? Nichts als ein Junge. Ja, ich weiß, dass man dich zum Gladiator ausgebildet hat, dass du sogar ein, zwei Kämpfe gewonnen hast, aber das macht dich noch lange nicht zum Experten für irgendwas. Warum in aller Welt Caesar dich so nah an seiner Seite haben will, ist mir unbegreiflich.«
»Jetzt bin ich nicht an seiner Seite«, erwiderte Marcus.
»Aber er hat trotzdem auf dich gehört und schätzt dich irgendwie. Genau wie seine Nichte. Man sollte meinen, du bist Portias kleiner Bruder, so wie sie ständig von dir spricht«, sagte er bitter.
Marcus runzelte die Stirn. Sie redete also über ihn. Selbst mit dem Mann, der ihr Ehemann war. Er spürte einen Hauch Wärme im Herzen. Und Hoffnung auf Unmögliches keimte in ihm auf. Dann schob er den Gedanken weit von sich.
»Herr, je früher wir uns nach der Hauptkolonne auf den Weg machen, desto besser.«
»Das weiß ich auch!«, blaffte Quintus und zerrte wütend an den Zügeln. Dann trabte er an den Männern vorüber und brüllte: »Macht, dass ihr das Gepäck auf die Wagen geladen bekommt! Zenturionen! Bringt eure Männer in Gang. Ich will, dass die Wagen so bald wie möglich losfahren!«
Marcus beobachtete ihn einen Augenblick lang und schaute dann zum Himmel empor. Dicke Schneeflocken wirbelten aus den dunkelgrauen Wolken, und es sah nicht danach aus, als würde sich das Wetter bald ändern. Der Pfad, über den die Kolonne marschiert war, war bereits von neuen Schneewehen zugedeckt. Marcus begriff, dass sie kaum eine Chance hatten, Caesar und die Hauptkolonne am folgenden Tag einzuholen.
Sobald die Männer sich formiert hatten, marschierten zwei Zenturien vor den Wagen her und zwei weitere folgten nach. Die restlichen Legionäre hatten sich zwischen den Fahrzeugen verteilt, bereit, Schneewehen aus dem Weg zu räumen oder die Schulter gegen die Räder zu stemmen, wenn es galt, die Karren und Wagen anzuschieben. Quintus ritt an der Spitze der Truppe, der älteste Zenturio der Kohorte an seiner Seite. Marcus blieb ein wenig hinter ihnen, um dem Tribun aus dem Weg zu gehen. Er verspürte keinerlei Bedürfnis, Portias Ehemann noch weiter gegen sich aufzubringen.
Soweit Marcus es abschätzen konnte, brauchte der Tross zwei Stunden, um die Anhöhe zu erreichen, von der aus sie vorhin die Villa zum ersten Mal erblickt hatten. Nun war es unmöglich, irgendwelche Gebäude auszumachen, und der Schneesturm verbarg den Weg vor ihnen. Das Wasser am Rand des Sees war gefroren. Weil sich Schnee auf dem Eis gesammelt hatte, war nur die Mitte des Sees noch sichtbar.
Als sich die Gruppe der Villa näherte, zeigte ein schwacher
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