Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Rand des Kreises vor. Der Zenturio stellte sich ihm in den Weg.
»Was um alles in der Welt soll das …, Herr?«
»Der Kampf ist vorüber. Wir haben unser Bestes gegeben und verloren. Es ist Zeit, sich zu ergeben.«
»Nein!«, grollte der Zenturio. »Glaubt Ihr wirklich, sie lassen uns am Leben? Besser wie ein Mann sterben als wie ein Hund niedergemetzelt werden. Niemand wird sich ergeben.«
»Oh doch.« Quintus reckte sich zu seiner ganzen Höhe auf. »Ich bin hier der Befehlshaber, nicht du. Und du wirst meine Befehle befolgen, Zenturio. Jetzt tritt zur Seite.«
Marcus sah die finstere Wut in den Augen des Zenturios, der einen Moment reglos dastand und dann tat, was ihm befohlen worden war. Quintus bahnte sich einen Weg an den Rand des Kreises und warf sein Schwert in den Schnee, dem Anführer der Rebellen zu Füßen. »Wir ergeben uns.«
Der Mann neben ihm tat es ihm nach und senkte seinen Schild zu Boden. Ein anderer folgte, dann die übrigen, bis alle überlebenden Legionäre wehrlos dastanden. Alle außer dem Zenturio und Marcus.
»Sehr klug von euch«, sagte Mandracus. »Jetzt einer nach dem anderen auf den Pfad zurück. Los!«
Angeführt von Quintus traten die unbewaffneten Männer zurück auf den Weg, durch die Reihen der Rebellen, die die Vorübergehenden verhöhnten und anrempelten.
Marcus schaute sich um, in seinem Kopf ein Tumult widerstreitender Gedanken. Bei seiner Ausbildung zum Gladiatorhatte er gelernt, niemals nachzugeben, und doch würde er keine Chance haben, seine Mutter zu retten, wenn er jetzt kämpfte und starb. Solange er lebte, gab es einen schwachen Hoffnungsschimmer, wie klein er auch immer war.
»Guter Junge!«, sagte der Zenturio. »Du hast mehr Mumm als dieser feige Tribun und der ganze Rest zusammen. Wir gehen Seite an Seite unter wie wahre Helden.«
Marcus blickte ihn an, dann schaute er auf die unzähligen Gesichter der Rebellen, die ihn voller Hass ansahen. Er ließ sein Schwert sinken und sagte leise: »Es tut mir leid. Ich kann nicht. Ich muss weiterleben.«
Der Zenturio starrte ihn einen Augenblick lang kühl an und nickte dann. »Ist schon in Ordnung. Ich verstehe. Geh besser schnell, ehe es zu spät ist.«
Marcus trat einen Schritt von ihm weg und hielt den Schwertarm lose an der Seite. Als er sich dem Anführer der Rebellen näherte, ließ er den Griff los und hörte den leisen Aufprall, als das Schwert im Schnee landete. Das Herz war ihm schwer, weil er den Zenturio seinem Schicksal überließ. Doch solange es eine noch so geringe Chance gab, seine Mutter zu retten, musste er am Leben bleiben. Mandracus musterte den Jungen, als der an ihm vorüberging, dann stieß er ihn zu den besiegten Römern, die in die Gefangenschaft geführt wurden.
Hinter sich hörte Marcus den Zenturio schreien: »Für Rom! Für Rom!«
Auf beiden Seiten strömten Menschen vor. Man hörte das Klirren von Klingen und den donnernden Aufprall einer Waffe auf einem Schild. Dann verschluckte der Wind, der durch das kleine Tal fegte, den Triumphschrei und das heisere Gebrüll der Rebellen.
XVII
Zu den überlebenden Legionären, zu Decimus und seinen Männern hatte sich außerdem noch eine Handvoll von Maultiertreibern gesellt. Nun standen sie alle auf dem Pfad und wurden von einigen Rebellen bewacht. Man hatte sie fest aneinandergefesselt, während Mandracus seine anderen Männer anwies, unbeschädigte Rüstungen und Waffen von den Toten einzusammeln. Allen verwundeten Römern wurde die Kehle durchgeschnitten, während man die verwundeten Rebellen sorgfältig auf Karren und Wagen lud. Die Toten trug man in die Villa, wo aus allen brennbaren Materialien, die noch vom morgendlichen Überfall übrig waren, ein Scheiterhaufen aufgeschichtet wurde.
Als die Rebellen sich wieder auf den Weg machten, war bereits die Abenddämmerung hereingebrochen und es hatte aufgehört zu schneien. Ein blasses Blau hing über dem Tal, wo zu beiden Seiten des Pfades Blutlachen und die dunklen Umrisse der toten Römer zu sehen waren. Die grellroten Flammen, die hinter dem Palisadenzaun aufloderten, machten die Atmosphäre noch düsterer.
Marcus bibberte jämmerlich, während er und die anderen schweigend ihrem Schicksal entgegengingen. Mandracus warfnoch einen letzten Blick zurück und deutete dann mit einer Armbewegung auf den Pfad. »Los!«
Marcus wartete, bis der Mann vor ihm losging. Dann marschierte er rasch ein paar Schritte, um sich ein wenig Freiheit zu verschaffen, und konzentrierte sich darauf, den
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