Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
vielleicht nicht gewinnen, aber er konnte ihm einige Verletzungen zufügen.
»Nimm’s nicht zu schwer, Junge! So ist das Leben. Diese Rebellen sind wie alle anderen Menschen. Sie haben ihren Preis, und ich kann mir leisten, ihn zu bezahlen.« Decimus senkte die Stimme zu einem Flüstern, das nur Marcus hören konnte. »Wirklich schade um die anderen. Insbesondere um dich. Ein paar Jahre Ausbildung mehr, und du wärst einer der Helden der Arena geworden. Noch ein kleiner Pluspunkt für Caesars Ruf. Er hatte recht, als er dich in Porcinos Schule gekauft hat. Er ist der schlauste Mann, der je die Toga eines Senators getragen hat. Vielleicht wird aus ihm einer der größten Römer aller Zeiten.«
»Warum habt Ihr Euch dann verschworen, ihn umzubringen? Ihr seid Römer. Wenn Rom ihn braucht, warum ihn dann töten?«
»Weil meiner Meinung nach Caesar glaubt, dass Rom ihn mehr braucht, als er Rom braucht. Das macht Männer wie ihn so gefährlich. Jedenfalls fallen meine politischen Überzeugungen zufällig mit der Gelegenheit zusammen, mit Crassus ins Geschäft zu kommen.«
»Geschäft?«
»Ich bin Geschäftsmann, junger Marcus. Was ich mache, mache ich für Geld. Deswegen arbeite ich für Crassus. Er belohnt mich mit Verträgen für das Eintreiben von Steuern. So wird man heutzutage auf der Welt reich. Im Gegenzug gewähre ichCrassus die Dienste meiner Angestellten, deren Fertigkeiten er braucht, um auf dem Weg zu seinen ehrgeizigen Zielen Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Mit den Jahren habe ich einige Männer angeheuert, die sich als außerordentlich nützlich erwiesen haben.«
»Männer wie Thermon?«, unterbrach ihn Marcus bitter. »Mörder?«
»Mord ist ein hartes Wort. Ich sehe es lieber so, dass ich für einen Sonderpreis besondere Dienstleistungen erbringe.«
»Ich nehme also an, Ihr und Eure Männer habt Euch Caesars Armee nicht angeschlossen, um Sklaven zu kaufen?«
»Warum nicht? Man kann sich immer noch ein wenig dazuverdienen.«
»Aber man hat Euch ausgeschickt, um ihn zu töten, nicht wahr?«
»Falls sich die Gelegenheit ergibt. Ich hatte vorgehabt, den jungen Tribun da drüben zu erpressen, damit er einem meiner Männer Zugang zu Caesar verschafft, aber inzwischen habe ich dringendere Sorgen. Ich muss mit diesem Rebellengesindel einen Handel abschließen und mir meine Freiheit erkaufen.«
Ein Windstoß fegte über den Schafpferch hinweg. Marcus schaute zum Himmel hinauf und bemerkte im Norden eine Wolkenbank. Noch vor der Morgendämmerung würde es wieder Schnee geben. Doch das war für ihn nicht wichtig. Wenn er tatsächlich sterben sollte, dann musste er eines wissen. Er musste einen letzten tröstenden Gedanken haben, an den er sich klammern konnte.
»Decimus, eins müsst Ihr mir sagen.«
»Du willst wissen, ob deine Mutter noch lebt?«
»Ja.«
Der Mann war einen Augenblick still, ehe er wieder sprach. »Ich frage mich, was die gnädigste Antwort wäre. Wenn ich dir sagte, dass sie lebt, dann würde dich das so lange trösten, bis du überlegst, was dieses Leben für sie bedeutet. Du weißt, dass ich sie auf eines meiner Landgüter auf dem Peloponnes geschickt habe. An einen Ort, wo die Sklaven schuften, ehe die Erschöpfung oder die Krankheit sie erledigen. Wenn ich dir andererseits sagte, dass sie tot ist, wüsstest du, dass du keinen Grund zum Leben mehr hättest. Also, mein Junge, was würdest du lieber hören?«
»Einfach die Wahrheit«, antwortete Marcus mit Bestimmtheit. »Was immer sie sein mag.«
»Die Wahrheit …« Decimus hob die Hände und blies darauf. »Die Wahrheit ist, dass sie noch lebt. Sie ist ein zu schönes Geschöpf, als dass man sie töten dürfte, und zu stolz, als dass ich nicht den Wunsch hätte, diesen Stolz zu brechen.«
Marcus seufzte erleichtert auf. Dann dämmerte ihm der Sinn der Worte, die er gerade gehört hatte, und ihm standen die Nackenhaare zu Berge. »Ihr … Ihr empfindet etwas für sie?«
»Natürlich. Ich bin auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut, wie dein Vater einer war. Warum sollte ich mich nicht zu ihr hingezogen fühlen? Doch sie war seine Frau. Vor einigen Jahren, als Titus wegen der Anleihe zu mir kam, brachte er sie mit nach Stratos. Da habe ich sie zum ersten Mal gesehen. Das nächste Mal war ich auf eurem jämmerlichen kleinen Bauernhof, als ich persönlich vorsprach, um die erste Rate der Rückzahlung einzustreichen. Selbst damals wusste ich schon, dass Titus das Geld nie würde zurückzahlen können und dass er in Schulden
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