Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Aber was immer es ist, so glaube ich nicht, dass viele von uns es überleben werden.«
Als endlich im Kreis überall auf der freien Fläche vor der runden Hütte die Feuer entzündet waren, hatte sich eine riesige Menschenmenge um das Gelände versammelt. Mit vom Feuerschein erhellten Gesichtern starrten die Leute auf die Gefangenen. Der aufgeregte Lärm der Gespräche erinnerte Marcus an die Massen, die sich vor wichtigen Debatten beim Senatshaus in Rom versammelten. Nein, es war nicht ganz so. Es war eher die Stimmung, wie sie damals auf dem Forum vor seinem Kampf gegen den Keltenjungen Ferax geherrscht hatte. Marcus schauderte bei der bloßen Erinnerung an die schreckliche Angst, die ihn vor diesem Kampf erfasst hatte. Teils war es die Furcht davor gewesen, jemandem entgegenzutreten, der ihn töten wollte, teils aber auch die Angst vor dem blutrünstigen Ausdruck in den Gesichtern, die von allen Seiten auf ihn eindrängten.
Man hatte die Gefangenen gezwungen, mit zusammengebundenen Händen auf dem gefrorenen Boden zu sitzen, bis die Dunkelheit hereingebrochen war. Endlich hatten sie Wasser und eine Schale mit einem dünnen, fettigen Eintopf bekommen, den sie gierig herunterschlangen. Danach hatten sie stumm auf ihr Schicksal gewartet. Unter Androhung von Prügeln war ihnen verboten worden, einen Laut von sich zu geben oder sich zu bewegen.
Dann wurde die Menge still, und als Marcus sich umsah, bemerkte er, dass Mandracus aus der Hütte getreten war. In einen langen Fellmantel gehüllt, stand er mit einem Silberkelch in der Hand da und wartete, bis völlige Stille herrschte. Dann holte er tief Luft und sprach mit lauter, klarer Stimme, die bis an den äußersten Rand der Menge trug.
»Ich würde ja lieber mit dem Spektakel warten, bis Brixus zurückgekehrt ist, aber wir müssen wohl ohne ihn anfangen. Wie ihr alle wisst, waren Brixus und ich beide früher Gladiatoren. Männer, die von den römischen Legionen aus ihrem Zuhause, aus dem vertrauten Kreis ihrer Familie gerissen und zu Sklaven gemacht wurden. Dann wurden wir wie Vieh an einen Lanista verkauft und in der Kunst ausgebildet, andere Menschen zu töten – und alles nur, um die Lust der Römer auf blutige Unterhaltung zu befriedigen. Heute Abend werden wir ihnen das zurückzahlen. Heute werden diese Römer für unsere Unterhaltung sorgen.« Er stieß seine freie Hand in die Luft, und die Menschenmenge brüllte aufgeregt.
Mandracus ließ sie einen Augenblick gewähren, während Marcus das Blut in den Adern gefror. Das sollte also ihr Schicksal sein.
»Ruhe!«, brüllte Mandracus und in die Menge. »Heute Abend gibt es ein Fest zu eurer Unterhaltung«, fuhr er fort. »Eine Reihe von Kämpfen auf Leben und Tod. Die Gewinner werden jeweils gegeneinander antreten, bis nur noch einer übrig ist. Dieser Mann, dieser Sieger«, sagte er dann in ironischem Ton, »wird verschont. Er wird Sklave in unserem Lager werden, ein Sklave, den ihr alle benutzen und beschimpfen könnt, wie ihr wollt, bis er stirbt.«
Marcus sah, dass die am nächsten stehenden Menschen in der Menge nickten. Manche schauten zu den Gefangenen und drohten ihnen mit den Fäusten, brüllten ihnen Beleidigungen zu. All die Bitterkeit ihrer langen Jahre in Sklaverei kamen nun zum Ausbruch, da sich eine Gelegenheit zur Rache bot.
»Lasst die Spiele beginnen!«, rief Mandracus und schritt zu den Römern herüber. Man hatte ihnen die Rüstungen weggenommen und sie saßen in der Tunika und in Stiefeln auf dem Boden. Mandracus musterte sie einen Augenblick lang, ehe er mit dem Finger deutete. »Du … und du. Steht auf!«
Die beiden Legionäre reagierten langsam, und die Rebellen zerrten sie auf die Beine und stießen sie auf ihre Ausgangspositionen, die sich mitten auf der freien Fläche etwa zwanzig Fuß voneinander entfernt befanden. Man schnitt ihnen die Fesseln durch. Nun standen sie da und rieben sich die Handgelenke. Die Rebellen warfen jedem ein Schwert vor die Füße, ehe sie sich zurückzogen.
»Die Regeln sind einfach«, erklärte Mandracus. »Ihr kämpft auf Leben und Tod. Wenn ihr zu Boden geht, macht euch nicht die Mühe, um Gnade zu bitten. Das ist alles. Jetzt nehmt eure Schwerter auf und wartet auf das Zeichen zum Anfangen.«
Marcus schaute die beiden Männer an. Der eine war ein drahtiger Veteran, an dessen linkem Arm, wo er beim Hinterhalt verwundet worden war, verkrustetes Blut zu sehen war. Sein Gegner war ein junger Mann mit
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