Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
verschiedenen Stürzen während des Tagesmarsches zugezogen hatte.
»Gefangene halt!«, befahl eine Stimme von irgendwo vorne. Die Männer hinter Marcus kamen schlurfend zum Stehen. Nach einer Pause hörte Marcus neben sich Stiefel im Schnee knirschen, und dann wurde ihm seine Augenbinde abgenommen. Der Morgendunst hatte sich längst verzogen und die Sonne blendete ihn. Marcus blinzelte und seine Augen tränten. Kurz darauf hatten sie sich wieder an die Helligkeit gewöhnt, und Marcus schaute sich erstaunt in dem riesigen Lager um, das ringsum von Bergen eingeschlossen war.
»Kein Wunder, dass wir das nie gefunden haben«, knurrte Quintus. »Eine Armee könnte hundert Jahre lang den Apennin auf und ab suchen und niemals auch nur ahnen, wo das Versteck ist.«
Marcus schaute in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren, und sah, wie der Pfad ein paar Hundert Schritte entfernt zwischen den Felsen verschwand, als hätte der massive Stein ihn aufgenommen. Er erinnerte sich an die klamme Kälte des letzten Abschnittes auf dem Marsch und an die Schritte und das Klirren des Geräts, das vom Felsen widerhallte. Quintus hatte recht. Das Lager der Rebellen war perfekt versteckt. Die einzige Gefahr war, dass ein Verräter seine Lage preisgeben würde. Dass das noch niemand gemacht hatte, bewies nur, dass die Sklaven, die Brixus folgten, seine glühende Überzeugung teilten und für die gleiche Sache kämpfen wollten.
Als man den letzten Gefangenen die Augenbinden abgenommen hatte, wurden sie durch das Zentrum des Lagers auf die größte Hütte zugeführt. Entlang des Weges standen Menschen, die den Rebellenkämpfern zujubelten. Ihr Jubel wandelte sich zu Spott und wütendem Johlen, als sie die Gefangenen erblickten, und schon bald hoben sie Lehm vom Boden auf und bewarfen Quintus und die anderen damit. Weil Marcus kleiner war und einen einfachen Umhang trug, blieb ihm das Schlimmste erspart. Der Zorn richtete sich gegen den Tribun, seine Soldaten und Decimus, der durch seinen kostbar bestickten Umhang auffiel. Schon bald traten sie vom Weg auf die freie Fläche vor der größten Hütte.
Ein Kordon von mit Speeren bewaffneten Männern hielt die Menschenmenge zurück. Marcus atmete erleichtert auf, als der Hagel von Wurfgeschossen aufhörte. Er zwang sich, eine gelassene Miene aufzusetzen, während er sich kerzengerade aufrichtete und seine Umgebung musterte. Die Hütte war dasgrößte Gebäude, das er im Tal gesehen hatte. Er nahm an, dass dort der Anführer der Rebellen wohnte. Wenn dies das Hauptlager war, dann bestand die Aussicht, dass Brixus selbst hier sein würde. Marcus verspürte Hoffnung in sich aufwallen. Brixus würde ihn sicher verschonen, obwohl Marcus mit Caesar in den Kampf marschiert war. Er würde erklären müssen, dass er unfreiwillig in den Feldzug des Prokonsuls geraten war, und hoffte, dass das Brixus reichen würde, um ihm zu verzeihen.
Marcus wandte sich an den nächsten Rebellen und räusperte sich. »Du da. Sag mir, ist das die Hütte von Brixus? Ich muss mit ihm reden.«
Rasch kam der Rebell zu ihm und schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht. »Halt den Mund, Römer! Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst, wenn du deine Zunge behalten willst. Klar?«
Marcus schwankte noch unter dem Schlag und machte den Mund auf, um zu antworten, klappte ihn dann aber sofort wieder zu und nickte, um nicht Gefahr zu laufen, dass er wieder bestraft würde.
Mandracus kam näher und blieb vor Quintus stehen, die Hände in die Hüften gestützt. »Nun denn, mein nicht mehr so hoher und mächtiger Tribun. Du und diese anderen Römer, seht euch nur an. Du bist nicht viel älter als dieser Junge, kaum im Mannesalter, und schon hast du einen hochmütig arroganten Ausdruck im Gesicht, der für euch römische Aristokraten so typisch ist. Schon bald werdet ihr alle sehen, wie es ist, wenn man als Sklave behandelt wird.« Er lächelte kalt, drehte sich um und machte sich auf den Weg zum Eingangder Hütte. Als er an dem Rebellen vorbeikam, der die Gefangenen bewachte, erteilte er seine Befehle. »Ich esse jetzt. Halte sie bei der Hütte. Dann verbreite die Nachricht im Lager. Der Spaß beginnt, sobald es sicher ist, die Feuer anzuzünden.«
»Ja, Mandracus.« Der Rebell quittierte den Befehl mit einem Nicken.
Nachdem sich Mandracus hinter den Ledervorhang geduckt hatte, der die Tür verschloss, rückte Quintus näher an Marcus heran und flüsterte: »Spaß? Was meinst du, was haben sie mit uns vor?«
Marcus
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