Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
durchtrennen.
Quintus stieß einen Schmerzensschrei aus und taumelte stark blutend zurück. Nachdem er diesen Vorteil erzielt hatte, drängte Marcus vor, trieb seinen Gegner mit Hieben und Stichen vor sich her. Dann rutschte Quintus’ Stiefel auf dem eisigen Boden aus. Er stolperte und fiel auf den Rücken, die Arme weit aufgerissen. Marcus sprang vor, setzte den Fuß fest auf das Handgelenk des Schwertarms seines Gegners, sodass dessen Finger zuckten und ihm das Schwert aus der Hand fiel. Marcus schlug es mit einem Tritt weg, stand dann über dem Tribun und berührte dessen Hals mit der Schwertspitze.
»Nein! Ich flehe dich an, verschone mich!«, bettelte Quintus. »Für Portia!«
Marcus zögerte. Er hatte sich darauf konzentriert, den Kampf zu gewinnen. Nicht darauf, zu töten. Er stand reglos da und sein Schwertarm bebte vor Kälte.
»Worauf wartest du noch?«, fragte Mandracus. »Töte ihn.«
Marcus rührte sich nicht. Quintus schloss fest die Augen und neigte den Kopf zur Seite.
»Töte ihn«, befahl Mandracus. »Oder ich töte dich.«
Man hörte, wie zischend eine Klinge gezogen wurde, und Marcus sah den Rebellen auf sich zukommen. Er wollte sich zwingen, dem Tribun die Klinge in den Hals zu stoßen, aber er konnte es nicht. Mandracus stand neben ihm und zischte ihm zu. »Das ist deine letzte Chance …«
Als Marcus nicht reagierte, hob der Mann sein Schwert.
»Warte!«, rief eine Stimme aus der Menge. Marcus drehte sich um und sah Bewegung in der Nähe des Pfades, der zu dem versteckten Eingang des Tales führte. Er hörte Hufgetrappel. Dann erschien die dunkle Gestalt eines Reiters im rosigen Schein der Feuer. Hinter dem Mann folgten einige Gestalten zu Fuß, manche humpelten und andere wurden von ihren Kameraden gestützt. Besorgtes Gemurmel ging durch die Menschenmenge. Langsam ließ Mandracus sein Schwert sinken und wandte sich dem Reiter zu.
»Brixus.«
XIX
»Was soll das bedeuten?«, wollte Brixus wissen, als er auf die freie Fläche vor seiner Hütte zuritt.
Das Murmeln der Menge wurde ein wenig erregter, als die Männer, die ihrem Anführer folgten, in Sicht kamen. Viele waren verwundet und blutverkrustet, hatten notdürftig Stoffstreifen als Verband angelegt. Marcus trat einen Schritt von Quintus zurück und senkte sein Schwert, während er die Neuankömmlinge musterte. Der Tribun öffnete die Augen und starrte zum Himmel empor, seine Brust hob und senkte sich, als er tief die kalte Nachtluft einatmete.
»Das sind die Gefangenen, die wir nach dem Hinterhalt gemacht haben«, erklärte Mandracus.
»Und was macht ihr mit ihnen?«
»Wir veranstalten ein Fest zur Unterhaltung unserer Leute. Aber was ist mit Euch?« Mandracus deutete auf die ungeordnete Truppe, die Brixus ins Lager folgte. »Was ist geschehen?«
Brixus zügelte sein Pferd und holte müde Luft. »Mein Hinterhalt ist nicht so gut verlaufen. Wir haben Caesars Kolonne von der Seite angegriffen, als sie sich Sedunum näherte. Die Legionäre waren, wie ich erwartet hatte, auf eine ganze Länge des Weges verteilt, aber sie hatten sich bereits zur Schlachtreihe aufgestellt, ehe wir bei ihnen waren. Bei allen Göttern, ich habe noch nie Männer gesehen, die so gut geführt wurden, nicht einmal in den Tagen von Spartakus’ Aufstand. Nie habe ich in einer blutigeren Schlacht gekämpft. Tausende wurden auf beiden Seiten niedergemetzelt. Aber wir hatten die Oberhand. Dann zogen sich beide Seiten zurück, um ihre Wunden zu lecken und zu verschnaufen. Als ich den Befehl zum nächsten Angriff gab …, wollten meine Männer nicht gehorchen. Sie hatten genug. Ich hatte keine Wahl, ich musste mich in den Wald zurückziehen und hierher zurückkehren.«
Mandracus hörte den Bericht seines Anführers schweigend an und schaute dann an ihm vorüber zum Eingang des Tales. »Ist man euch gefolgt?«
»Hältst du mich für einen Narren?«, blaffte Brixus. »Natürlich nicht. Caesar hat uns seine Kavallerie hinterhergeschickt, aber wir haben sie zwischen den Bäumen abgehängt. Wir sind erst einen halben Tag nach Süden gegangen, ehe wir zum Lager geschwenkt haben. Wir sind in Sicherheit, Mandracus.«
»Im Augenblick. Wie viele Männer habt ihr verloren?«
Brixus runzelte die Stirn. »Wir sprechen in meiner Hütte weiter. Im Augenblick will ich nur, dass meine Männer etwas zu essen bekommen, sich ausruhen und ihre Wunden versorgt werden. Gib die Befehle.«
Mandracus nickte, erinnerte sich dann wieder an die Gefangenen. »Was soll ich mit den
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