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Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Titel: Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wieninger
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mit jedem ab“, erwiderte ich.
    „Wo kann ich Sie erreichen, wenn ich nochmals Lust hätte, Sie in einen alten Teppich zu wickeln?“ fragte Hikmet.
    „Marek Miert. Ich stehe im Telefonbuch.“
    Und dann hatte ich die vielen Teppiche einfach satt und stakste auf meinen tauben Füßen wie ein schwangerer Storch aus dem Laden. Keiner der sechs Toten im Geschäft hinderte mich daran.

IX
    Das Licht fiel bereits in einem flachen Winkel in die Straße ein, ein schmutziges Streulicht, das von den gigantomanischen Wohnburgen im Westen zu kommen schien, hinter denen schon Wolken graugrünen Dämmers darauf warteten, sich auf das Weichbild der Stadt zu legen.
    Mit anderen Worten: Es war bereits siebzehn Uhr.
    Es war damit vielleicht auch hoch an der Zeit, sich ein Horoskop erstellen zu lassen, um nicht wieder so unbarmherzig vom Schicksal überrascht zu werden wie vor dem Kebabstand.
    Am Steuer des Ford Granada verließ ich das Türkenviertel und fuhr zurück in die Eisnerstraße. Unbehelligt parkte ich schließlich direkt vor Nummer 119 - Gabloners Paradearier hatten anscheinend schon Feierabend gemacht.
    Die gestern abend von Hikmets Buben eingeschlagene Auslage der Peepshow war notdürftig mit rohen Brettern abgedeckt worden. Davor patrouillierte ein Zuhälter mit bierblonden, schulterlangen Locken wie ein Wagner-Tenor gelangweilt auf und ab. Er war kaum größer als das Empire State Building, so fett wie ein Bundeskanzler und trug nur etwa halb so viele Goldketten wie ein Beduinenstamm mittlerer Größe.
    Er mußte sich von meinem Erscheinen etwas Abwechslung versprochen haben, denn er musterte mich so penetrierend mißtrauisch, als hätte ich soeben eine seiner Donnas um den Schandlohn geprellt.
    „Ehrenwort, ich war's nicht!“ sagte ich, verbiß mir das Grinsen und huschte an ihm vorbei.
    Madame Helgas astrologischer Salon befand sich im ersten Stock, in dem auch drei kleine, windige Kreditvermittlungsbüros residierten. Auf dem Türschild war auch ihr bürgerlicher Name angegeben: Helga Hutschenreuter.
    Ich läutete und wurde wenige Sekunden danach eingehend durch den Türspion betrachtet.
    Dann öffnete Madame Helga höchstpersönlich. Sie hatte ihre etwa fünfzigjährige Üppigkeit in so etwas wie ein Carmen-Karnevalskostüm gezwängt. Selbst die blutrote Papierrose im schwarzgefärbten Wuschelkopf fehlte nicht.
    „Welches Sternzeichen?“ Das waren tatsächlich ihre ersten Worte an mich.
    „Ich komme vom Bundesverband der Berufsastrologen und ...“
    „Welches Sternzeichen?“
    „Känguruh.“
    „Geboren am?“
    „Ich komme vom Bundesverba...“
    „Geboren am?“
    „An einem schwarzen Freitag exakt um dreizehn Uhr.“
    „Das klingt nicht so, als ob Sie astrologische Beratung wirklich nötig hätten. Das klingt eher danach, als ob Sie etwas verkaufen wollten.“
    Carmen zu Don José in der Endphase ihrer Beziehung.
    „Liebe, gnädige Frau, ich bin selbst Astrologe, wenn auch mein gegenwärtiger Arbeitsschwerpunkt mehr auf Nostradamus und I Ging-Analyse liegt.“
    „Dann sollte ich Sie wohl hereinbitten als Kollege?“
    „Das sollten Sie unbedingt. Vielmehr noch, weil ich Ihnen als Berufsastrologin etwas anzubieten hätte.“
    „Auch ich hätte möglicherweise einiges anzubieten ...“ Carmen zu Don José in der Anfangsphase.
    Sie ließ mich in den Flur vortreten, einen ganz normalen Wohnungsflur mit kubistisch gemustertem Linoleum-Boden, Blümchentapete und Garderobe aus deutscher Spanplatteneiche, und ich redete einfach weiter:
    „Den Schutz eines großen Berufsverbandes, der die Interessen seiner eingeschriebenen Mitglieder optimalst wahrnimmt ...“
    „Nach rechts bitte, in mein Arbeitszimmer“, sagte Madame Helga und schob mich durch den Flur in eben diese Richtung.
    Die Tür ins sogenannte Arbeitszimmer war offen und der Anblick überwältigend: Das quadratische Zimmer war mit einer zerschlissenen zuckerlrosa Seidentapete ausgekleidet. Rosa Vorhangbordüren an dem einzigen Fenster, ein schweinchenrosa Sofa und ein verdächtig großes Bett im nämlichen Farbton rundeten das geschmackvolle Interieur ab.
    Manche Leute sparten das Honorar für den Innenarchitekten eben gleich von vornherein ein.
    Ich war einigermaßen entsetzt in der Tür zum Arbeitszimmer stehengeblieben, die Besitzerin dieser Venushöhle, die mir nachgefolgt war, prallte mit ihrer durchaus beachtlichen Vorderfront gegen meinen Rücken.
    „Schutz sagte ich vorhin. Also zum Beispiel unsere Unfallversicherung für

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