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Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Titel: Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wieninger
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Einverständnis vorausgesetzt - nur ein bißchen umgesehen.“
    Oberleutnant Gabloner wies auf die Reste meines Wohnraumes:
    Der Schrank war umgestürzt worden und lag in einer Weinlache, der Gasherd stand verkehrt herum in der Duschecke, wo die Brause lief, der Videorecorder steckte im Fernseher, und mein Bett und die Matratze lagen aufgeschlitzt wie ausgeweidetes Wild.
    „Danke,“ sagte ich, „so perfekt ist hier schon lange nicht mehr aufgeräumt worden. Mit meiner Einrichtung.“
    „Heraus mit der Sprache! Ich will alles wissen! Beginnen Sie am besten bei Ihrer Geburt!“ blaffte Gabloner. Sein großes, unmäßiges Gesicht war so knallrot wie seine Krawatte. Er wischte sich den rechten Schuh kurz am zerfetzten Bettzeug ab. Die beiden beamteten Schläger, die ihn pflichtschuldig flankierten, klappten zum Ende seiner Suada pflichtschuldig die Unterkiefer zu.
    „Es sind neue Karten im Spiel, Gabloner. Ihr Blatt ist damit schlechter geworden. Das wissen Sie. Sie haben allen Grund, vor einem Schlaganfall zu stehen.“
    Ich ahnte, daß es für mich im Augenblick gesünder war, mich nicht zu bewegen.
    „So?“ Gabloner war zwar noch immer in Hitze, aber er dachte nach, was für seine Verhältnisse ziemlich bemerkenswert war.
    „Gestern hatten Sie’s mit einem Niemand zu tun, der einen Schubhäftling vertreten und Nachforschungen über einen stinknormalen Verkehrsunfall angestellt hat“, sagte ich. Emmas Tod war natürlich alles andere als ein Unfall gewesen, aber ich log Oberleutnant Gabloner nun einmal für mein Leben gerne an. „Gute Karten für Sie. Sie haben mich auch jeden Walzer tanzen lassen, den Sie nur pfeifen konnten.“
    Gabloner lächelte noch im nachhinein tiefbefriedigt in sich hinein. Seine beiden Begleiter wußten nicht so recht, was sie von der ganzen Sache halten sollten, und schauten sicherheitshalber blöde und uninteressiert.
    „Ich brauche auch jetzt nur zu pfeifen.“ Gabloners Sekundanten nickten sicherheitshalber ob der ihnen einleuchtenden Bemerkung ihres Chefs und spitzten die Ohren.
    „Unsinn, Gabloner. Ich tanze nicht mehr nach Ihrer Pfeife.“
    „Wieso denn auf einmal?“ fragte der Oberleutnant gefährlich cholerisch.
    „Als ob Sie das nicht wüßten! Ich bin aufgestiegen, ich spiele jetzt in der Oberliga: Dr. Salek ist ein Klient, den Sie mir nicht wegnehmen können. Primarius, Oberschicht, Geld, Einfluß. Schlechte Karten für Sie. Wenn Sie jetzt pfeifen, pfeife ich Ihnen etwas.“
    „Das ist mir neu.“ sagte der Oberleutnant schon etwas vorsichtiger, „Der Mann ist aber verschwunden, deswegen sind wir ja hier.“
    „Ich habe gestern einen Scheck mit seiner Unterschrift eingelöst, den die Bank sicherlich noch nicht zum Altpapier befördert hat. Wenn Sie wollen, können wir beide dort vorbeischauen und uns das Dokument ausheben lassen. Das können Sie dann allerdings nicht mehr so einfach zerreißen wie Kaddischs Schmierzettel.“ Natürlich war meine Rede reinster Nonsens. Salek hatte mir den Vorschuß bar gegeben, und ich hatte, wie mir jetzt voller Schrecken einfiel, nichts Schriftliches von ihm.
    „Was bearbeiten Sie für ihn, wenn ich fragen darf?“ Ich genoß diese völlig ungewohnte Gablonersche Höflichkeit.
    „Bevor ich diese Frage beantworte, möchte ich, daß Ihre Schergen ein Lied für mich pfeifen.“
    „Ein Lied pfeifen? Sind Sie verrückt geworden, Miert?“
    „Sie sind heute nicht der erste, der mich das fragt. ‘Ganz in weiß mit einem Blumenstrauß’ hätte ich gerne.“
    „Was?“
    „Seien Sie froh, daß ich keine Mahler-Symphonie verlange.“
    Gabloners Assistenten blickten leicht enerviert auf ihren Chef. Ihre Fäuste zuckten.
    „Ich könnte Sie Ihres Postens entheben lassen, Gabloner. Allein schon wegen Ihrer - na, sagen wir einmal - unorthodoxen Methoden. Bei J. Nowak und bei mir.“ Ich wies auf die Reste meiner Einrichtung. „Mit Salek im Rücken traue ich mir das durchaus zu.“
    „Papperlapapp,“ Gabloner glaubte, wieder etwas Oberwasser zu haben, „glauben Sie, ich würde gegen mich selbst vorgehen? Eine Anzeige wegen dieser Lappalie könnten Sie nur bei der Kriminalabteilung Harland einbringen. Und die Kriminalabteilung Harland bin ich. Reden Sie lieber mit Ihrer Haushaltsversicherung.“
    „Das Landesgendarmeriekommando würde gegen Sie ermitteln. Gegen Polizisten, die Dreck am Stecken haben, ermittelt immer die Gendarmerie. Und vice versa.“
    Oberleutnant Gabloners Stirn bewegte sich. Kleine Fältchen schoben sich wie

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