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Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Titel: Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wieninger
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Holzweg war. Er hatte den Fall - meinen Fall - schon von Anfang an gelöst gehabt. Mit nicht mehr als einem Blick aus dem Fenster.
    „Tun Sie mir einen Gefallen?! Verstecken Sie Ihr kleines, bitteres Geheimnis irgendwo in der Wohnung. Nur für den Fall, daß Sie umkommen. Ich werde auf Ihr Begräbnis gehen. Das verspreche ich Ihnen.“
    J. Nowaks Ministergesicht war nicht anzusehen, ob er mich überhaupt gehört hatte.
    „Versprechen Sie mir noch eins, ja? Kaufen Sie nie mehr Wein im Tetrapack!“
    „Ich finde, das war ein gutes Schlußwort“, antwortete der tote Mann.
    Das Stiegenhaus des Aufganges C, in dem J. Nowaks Wohnung lag, hatte noch einen zweiten Ausgang in einen offenen Hof, der ebenfalls in eine Parallelgasse zur Eisnerstraße führte. Ich konnte ihn also höchstens mit einer Fiftyfifty-Chance beschatten. J. Nowak wußte das, es hatte daher wenig Sinn, ihn noch weiter zu löchern.
    „Nehmen Sie wenigstens den Baseballschläger mit zu Ihren Rendezvous.“
    „Ich nehme zu all meinen Tête-à-Têtes Hieb- und Stichwaffen mit. Sie können sich nicht vorstellen, wie aggressiv heutzutage gerade junge Frauen sein können.“
    Damit war ich an J. Nowaks Wohnungstür angelangt.
    „Übrigens: Ihr Schloß war irgendwie kaputt; ich habe zwar versucht, es zu reparieren …“
    „Wann werden Sie endlich aus meinem Leben verschwinden?“
    „Schreiben Sie es irgendwo auf. Bitte!“
    J. Nowak rieb mit dem Schläger auf, machte aber keinen Schritt auf mich zu.
    „Ich bin Analphabet.“ sagte er.
    „Sie sollten weniger fernsehen“, riet ich ihm und war aus der Tür.
    Unten im Hof wartete ich eineinhalb Stunden auf ihn. Ich bekam nur ein bosnisches Ehepaar, das einen Teppich klopfte, und einen Pensionisten, der einen toten Dackel in die Misttonne warf, zu Gesicht. So beschloß ich, eben woanders auf J. Nowaks Tod zu warten.

XXXII
    Im Einkaufszentrum Excalibur gab es einfach alles - und noch viel mehr: Bifocalbrillen, mit denen man faxen konnte, Nudeln aus Singapur und Algen-Schönheitscreme aus Never-Neverland, Markenartikel und Markenartikel-Fälschungen, frischen, kaum vier Wochen alten Lachs, Handys, in die Jagdmesser eingebaut waren, und Messer, in die Handys eingebaut waren. Es gab siebenundzwanzig Sorten Thunfisch, achtzehn Sorten Dosen-Brot, Koteletts in Dosen und Abführschokolade in Dosen sowieso. Um zu Bockflinten mit eingebauter elektrischer Zahnbürste oder zu einem Rasentraktor, in dem man auch duschen konnte, einem spanischen Au-pair mit Kunstgeschichte-Abschluß oder einer kleineren Adriayacht zu kommen, mußte man nur zu einem der kleineren Fachgeschäfte mit den allgegenwärtigen Rolltreppen rauf- oder runterrollen. Drei Viertel aller nicht-eßbaren Artikel waren aus Plastik, und drei Viertel aller eßbaren Artikel schmeckten nach Plastik. Es gab Möbel aus Plastik, Schuhe aus Plastik, Slipeinlagen aus Plastik, Zahnstocher und Graburnen, dekorative Buchattrappen und indianische Nippes aus Plastik. Die Weine wurden in den Regalen Tag und Nacht unter dem Licht von Neonröhren gelagert, und so blieb ich selbst bei den klingendsten Namen taub.
    Umgeben wurde das Excalibur von einem gewaltigen Ring aus Parkplätzen - unterirdisch in Tiefgaragen, oberirdisch in vierstöckigen Hochgaragen und auf planen asphaltierten Flächen angeordnet - , die zusammen größer waren, als etwa das mittelalterliche Harland je an Ausdehnung besessen hatte. Ungeachtet seines Namens hatte das Excalibur die schlichte Form der Cheops-Pyramide und war auch fast so groß. Statt Sandstein aus Assuan hatte man allerdings grünes Glas und Alu verwendet, der Architekt war mit einem Ufo eingeflogen worden.
    Einen Vorteil hatte von Dänikens Alptraum denn doch: Von den im Westen gelegenen, höheren Stockwerken konnte man die ganze Birkengasse einsehen, und auf der Spitze der Kaufrauschpyramide war sogar ein Besucher-Fernrohr installiert, das einem gegen geringe Gebühr die tiefsten Einblicke zum Beispiel eben in die nahe Birkengasse bot.
    Home, sweet home: Durch das Okular sah ich alsbald den Ford Granada. Er stand vor dem Bahnwärterhäuschen, und Gabloners Paradearier wetzten meine Sitzbezüge durch, fraßen meine Mozartkugeln und unterhielten sich wahrscheinlich über das neueste Eiweißpulver für Nachwuchsterminatoren.
    Es gab dann doch etwas Brauchbares im Excalibur, nämlich eine Telefonzelle: ein Platz, vom dem aus man die Welt bewegen kann - Atlas stand vermutlich sein Leben lang in einer solchen.
    Innerhalb von fünf

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