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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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nehmen
müssen, um mit seinen Herren Schritt zu halten.
    Als sie im
immer tieferen Dunkel durch die roten Furchen den Hügel hinab bis zur Flußweide
ihren Weg verfolgten, rief Brent mit lauter Stimme seinem Bruder zu: »Stu!
Kommt es dir nicht auch so vor, als ob Scarlett uns eigentlich zum Abendessen
einladen wollte?«
    »Das ist
mir die ganze Zeit so vorgekommen«, schrie Stuart zurück.
    »Warum,
meinst du, hat sie ...«
     
    2
     
    Als die
Zwillinge Scarlett in Tara an den zur Veranda führenden Stufen verlassen hatten
und ihr Hufschlag verhallt war, kehrte sie wie schlafwandelnd zu ihrem Stuhl
zurück. Ihr Gesicht war wie vor Schmerz erstarrt, der Mund tat ihr weh, so
hatte sie ihn wider Willen zum Lächeln gezwungen, um ihr Geheimnis nicht
preiszugeben. Müde setzte sie sich, zog einen Fuß unter sich, und das Herz
schwoll ihr vor Weh, bis es sie fast für ihre Brust zu groß dünkte. Es schlug
mit wunderlichen kleinen Anläufen; ihre Hände waren kalt, ein Gefühl schweren
Unglücks drückte sie nieder. Aus ihren Zügen sprachen Schmerz und Verwirrung,
die Verwunderung eines verzogenen Kindes, das auf jede Bitte seinen Willen
bekommt und nun zum erstenmal auf die unerbittliche Härte des Lebens stößt.
    Ashley
heiratet Melanie Hamilton.
    Aber das
konnte ja nicht sein! Die Zwillinge irrten sich, oder sie trieben wieder einmal
Spaß mit ihr. Ashley konnte und konnte nicht in das Mädchen verliebt sein.
Niemand konnte sich in ein so kleines Mausgeschöpf wie Melanie verlieben.
Voller Verachtung sah Scarlett die magere kindliche Gestalt und das ernsthafte
herzförmige Gesichtchen vor sich, unansehnlich und hausbacken. Ashley konnte
sie übrigens seit Monaten nicht gesehen haben; seit der Gesellschaft, die er
voriges Jahr in Twelve Oaks gegeben hatte, war er höchstens zweimal in Atlanta
gewesen. Nein, Ashley konnte Melanie nicht lieben, weil ... ach, es konnte doch
kein Irrtum sein, weil sie selber, Scarlett, es war, die er liebte! Das wußte
sie!
    Sie spürte
den Fußboden der Halle unter Mammys schwerfälligen Schritten erbeben. Hastig
zog sie den Fuß wieder hervor und suchte ihrem Gesicht einen ruhigeren Ausdruck
zu geben. Auf keinen Fall durfte Mammy den Verdacht schöpfen, daß etwas nicht
in Ordnung sei. Mammy lebte in dem Gefühl, alle O'Haras gehörten ihr zu eigen
mit Leib und Seele und sämtlichen Geheimnissen. Nur die Andeutung eines
Geheimnisses genügte, sie erbarmungslos wie einen Spürhund auf die Fährte zu
setzen. Wenn Mammys Neugier nicht sofort befriedigt wurde, so brachte sie bei
Ellen die Rede darauf, und dann mußte Scarlett ihrer Mutter alles anvertrauen
oder sich eine glaubwürdige Lüge ausdenken, das wußte sie aus Erfahrung. Nun
erschien Mammy an der Tür der Halle, ein riesenhaftes altes Weib, mit kleinen
klugen Elefantenaugen. Sie war eine Negerin reinsten Wassers, glänzend schwarz
und den O'Haras bis zum letzten Blutstropfen ergeben, Stab und Stütze für
Ellen, die Verzweiflung ihrer drei Töchter, der Schrecken der anderen
Dienstboten. Mammy war eine Schwarze, aber ihr Sittenkodex und ihr Stolz
standen ebenso hoch, ja höher als der ihrer Eigentümer. Aufgewachsen war sie im
Schlafgemach. Solange Robillards, der Mutter Ellen O'Haras, einer unnahbar
kühlen, vornehmen Französin, die Kindern und Dienstboten keine Strafe für einen
Verstoß gegen die Schicklichkeit erließ. Mammy war Ellens Amme gewesen und, als
Ellen heiratete, mit ihr aus Savannah nach dem Norden gekommen. Wen Mammy
liebhatte, den züchtigte sie, und da ihre Liebe zu Scarlett und ihr Stolz auf
sie keine Grenzen kannte, so wurde Scarlett eigentlich ohne Unterbrechung
gezüchtigt.
    »Sind die
Herren weg? Wie kommt es, daß du sie nicht zum Abendessen geladen hast, Miß
Scarlett, ich habe Pork gesagt, er soll zwei Gedecke für sie auflegen. Was sind
das für Manieren?«
    »Ach, ich
habe keine Lust, sie immer nur von Krieg reden zu hören, und hätte es bei Tisch
nicht ausgehalten, wenn auch Pa noch die ganze Zeit mitgeredet und über Mr.
Lincoln getobt hätte!«
    »Du hast
Manieren wie eine Pflückerin vom Feld, und das nachdem Misses Ellen und ich uns
mit dir so abgequält haben, und da sitzt du nun wieder ohne deinen Schal, und
gleich kommt die Abendluft, ich habe es dir immer wieder gesagt, daß du von der
Abendluft Fieber bekommst, wenn du nichts um die Schultern hast, komm herein,
Miß Scarlett.«
    Scarlett
wandte sich mit künstlichem Gleichmut von Mammy ab und war froh, daß die Alte
in ihrem Eifer wegen des

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