Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
Vom Netzwerk:
Spiegel, jeden Tisch und jedes Bett, Ellens schöne Möbel aus
Mahagoni und Rosenholz, von denen jedes einzelne ihr teuer war, mochten die
Yankeeplünderer alles auch noch so verschrammt haben, alles würden sie an sich
bringen! Auch das Robillardsche Silber. Nein, das sollen sie nicht, dachte
Scarlett leidenschaftlich, und wenn ich alles niederbrennen muß. Emmie Slattery
soll keinen Fuß auf den Boden setzen, über den Mutter gegangen ist.
    Sie schloß
die Tür, lehnte sich dagegen und stand größere Angst aus als zu der Stunde, da
Shermans Soldaten kamen und plünderten. Damals erschien ihr als das Schlimmste,
das je geschehen könnte, daß Tara ihr über dem Kopf angezündet würde. Aber dies
war schlimmer - daß diese gemeinen Menschen hier in diesem Hause wohnen sollten
und ihren gemeinen Freunden vorprahlen, sie hätten die stolzen O'Haras vor die
Tür gesetzt. Vielleicht brachten sie gar Neger zum Essen und Schlafen mit her.
Und Will hatte ihr erzählt, Jonas mache sich sehr wichtig damit, auf gleichem
Fuß mit den Negern zu verkehren, er esse mit ihnen, besuche sie in ihren
Häusern, fahre mit ihnen in seinem Wagen spazieren und lege ihnen den Arm um
die Schultern.
    Als sie
sich diese äußerste Schmähung Taras vorstellte, schlug ihr das Herz so
gewaltig, daß sie kaum zu atmen vermochte. Sie versuchte, ihre Gedanken zu
sammeln und einen Ausweg zu ersinnen, aber immer von neuem packte sie die Wut.
Es mußte einen Ausweg geben, irgendwo mußte doch irgend jemand sein, der Geld
hatte und es ihr borgen würde. Das Geld konnte doch nicht einfach vom Erdboden
verschwunden sein. Da kamen ihr Ashleys Worte in den Sinn:
    »Nur ein
Mensch hat Geld: Rhett Butler.«
    Rhett
Butler. Rasch ging sie ins Wohnzimmer und schloß die Tür hinter sich. Das trübe
Zwielicht der frühen Winterdämmerung hinter den geschlossenen Vorhängen hüllte
sie ein. Niemand konnte auf den Gedanken kommen, sie hier zu suchen, und sie
brauchte Zeit, um ungestört nachzudenken.
    Was ihr
soeben eingefallen war, lag so nahe, daß sie gar nicht begreifen konnte, warum
sie nicht eher darauf gekommen war.
    »Rhett muß
mir das Geld geben. Ich verkaufe ihm die Diamantohrringe, oder ich borge das
Geld von ihm und verpfände ihm die Ohrringe, bis ich es zurückzahle.«
    Der Stein,
der ihr vom Herzen fiel, war so schwer, daß ihr einen Augenblick ganz schwach
wurde. Sie würde die Steuern bezahlen und Jonas Wilkerson ins Gesicht lachen!
Aber dem glücklichen Einfall folgte erbarmungslos die Ernüchterung auf dem
Fuße.
    »Ich
brauche ja die Steuersumme nicht nur für dieses Jahr. Nach diesem Jahre kommt
das nächste und so fort mein ganzes Leben lang. Wenn ich dieses Mal alles
bezahle, treiben sie mir nächstes Mal die Steuern noch weiter in die Höhe, bis
sie mich vor die Tür setzen können. Wenn ich eine gute Baumwollernte habe,
besteuern sie sie mir, bis ich nichts mehr dabei übrig habe, oder sie
beschlagnahmen sie einfach und behaupten, sie habe der konföderierten Regierung
gehört. Die Yankees und die Schufte, die mit ihnen an einem Strang ziehen,
haben mich nun soweit, wie sie mich haben wollten. In ewiger Angst werde ich
leben vor dem Augenblick, da sie mir doch noch die Luft abschnüren; an nichts
anderes werde ich mehr denken können, als Geld zusammenzukratzen, ich werde
mich totarbeiten für nichts und wieder nichts und zusehen müssen, wie man mir
meine Baumwolle stiehlt Wenn ich mir jetzt wirklich dreihundert Dollar für die
Steuern borge, so stopfen sie dies eine augenblickliche Loch. Ich will aber ein
für allemal aus der Patsche heraus ... so daß ich nachts schlafen kann, ohne
mir Gedanken darüber zu machen, was morgen, was in einem Monat, in einem Jahre
aus mir wird.«
    Ihr Geist
arbeitete fieberhaft. Eiskalt und folgerichtig entfaltete sich ein Gedanke in
ihrem Hirn. Sie dachte an Rhett, an seine blitzend weißen Zähne inmitten der
braunen Haut, an seine hämischen schwarzen Augen, die sie liebkosten. Sie
entsann sich der heißen Nacht in Atlanta, kurz vor der Belagerung, als sie an
Tante Pittys Haustür saßen. Sie fühlte wieder seine Hand auf ihrem Arm und
hörte ihn: »Ich begehre dich mehr, als ich je eine Frau begehrt habe. Ich habe
länger auf dich gewartet als je auf eine andere.«
    »Ich will
ihn heiraten«, dachte sie kühl. »Dann brauche ich mir keine Geldsorgen mehr zu
machen.«
    Ein
Gedanke, süßer als die Hoffnung auf die Ewigkeit: »Keine Geldsorgen mehr, Tara
in Sicherheit, Nahrung und Kleidung für alle

Weitere Kostenlose Bücher