Margaret Mitchell
und die
Urkunde unterschreiben, dann sollte es nach Washington gehen.
Sie
leierten den Eid auch mit Windeseile herunter, und er sagte nichts, und alles
ging gut, bis sie ihn so weit hatten, daß er unterschreiben sollte. Da kam der
alte Herr ja wohl einen Augenblick wieder zur Besinnung und schüttelte den
Kopf. Ich glaube kaum, daß er gewußt hat, was das alles zu bedeuten hatte, aber
es war ihm zuwider, und Suellens Gehabe ärgerte ihn schließlich. Da hat sie
dann wohl eine Art Nervenanfall bekommen, nach alledem, was sie schon deswegen
durchgemacht hatte. Sie ging mit ihm aus dem Büro und fuhr mit ihm die Straße
auf und nieder und redete auf ihn ein, von deiner Ma, die ihn aus dem Grabe
bedrohe, weil er ihre Kinder darben lasse, wo er doch für sie sorgen könne. Die
Leute haben mir erzählt, dein Vater habe da im Wagen gesessen und geweint wie
ein Kind. Das tat er ja immer, wenn er an deine Mutter dachte. Alle Leute haben
die beiden im Wagen gesehen, und Alex Fontaine kam heran, um zu fragen, was los
sei, aber Suellen wurde grob und sagte, das gehe ihn nichts an, und er machte
wütend kehrt.
Ich weiß
nicht, wie sie auf den Gedanken gekommen ist. Aber irgendwann am Nachmittag
verschaffte sie sich eine Flasche Branntwein, brachte Mr. O'Hara in das Büro
zurück und schenkte ihm immer wieder ein. Scarlett, wir haben hier auf Tara
seit einem Jahr keinen Alkohol mehr gehabt, nur das bißchen Brombeer- und
Fuchstraubenwein, den Dilcey macht, und Mr. O'Hara war es nicht mehr gewohnt.
Er wurde richtig betrunken, und nachdem Suellen ihm stundenlang vorgeredet
und vorgejammert hatte, gab er nach und war bereit, alles zu unterzeichnen, was
sie wollte. Sie holte die Urkunde wieder hervor, und in dem Augenblick, als er
die Feder ansetzte, machte Suellen ihren großen Fehler. Sie sagte: >So, nun
werden wohl Slatterys und Maclntoshs sich nicht mehr so aufspielend Weißt du,
Slatterys hatten eine große Summe auf ihre kleine Bude angemeldet, die die
Yankees verbrannt haben, und Emmies Mann hat noch die Bezahlung in Washington
für sie durchgesetzt.
Sie haben
mir erzählt, als Suellen diese beiden Namen aussprach, habe dein Pa sich hoch
aufgerichtet und in die Brust geworfen und sie richtig scharf angesehen. Auf
einmal hatte er seine fünf Sinne beieinander und sagte: >Haben Slatterys und
Maclntoshs so etwas unterschrieben?< Und Suellen wurde nervös und sagte ja
und nein und alles durcheinander und fing an zu stottern. Da fuhr er sie laut
an: >Sag, haben dieser verfluchte Oranier und dieser verdammte Prolet so
etwas unterschrieben?< Und Hilton, der Wicht sagte ganz aalglatt: >Ja,
Mr. O'Hara, das haben sie, und einen ganzen Haufen Geld haben sie dafür
bekommen, und das werden Sie nun auch.<
Da brach
dann der alte Herr los und brüllte wie ein Stier. Alex Fontaine sagte, er habe
es in der Kneipe unten an der Straße gehört. In einem Irisch, so breit, daß man
es mit dem Messerrücken durchschneiden konnte, legte er los. >Und ihr habt
euch eingebildet, ein O'Hara auf Tara träte in die dreckigen Fußspuren eines
verfluchten Oraniers und dieses elenden Proleten?< Er riß das Papier mitten
durch, warf es Suellen ins Gesicht und brüllte sie an: >Du bist nicht meine
Tochter.< Und ehe man sich dessen versah, war er auf der Straße.
Alex
sagte, wie einen wütenden Stier habe man ihn herausstürzen sehen, und zum
erstenmal habe er ganz wieder wie früher ausgesehen. Getorkelt habe er, so
betrunken sei er gewesen, und aus Leibeskräften habe er geflucht. Alex meinte,
so großartige Flüche hätte er lange nicht gehört. Alex hatte sein Pferd draußen
stehen, und mir nichts, dir nichts ist dein Pa darauf gestiegen und in einer
Staubwolke, daß man daran ersticken konnte, losgejagt, mit einem Fluch bei
jedem Atemzug.
Ja, und
gegen Sonnenuntergang saßen Ashley und ich auf den Verandastufen und blickten
mit großer Sorge die Straße hinunter. Miß Melly weinte oben auf ihrem Bett und
wollte uns nichts sagen. Auf einmal hörten wir Huf schlag auf der Straße und
jemand grölen wie bei der Fuchsjagd, und Ashley sagte: >Sonderbar! Das
klingt wie Mr. O'Hara, wenn er uns vor dem Kriege besuchte.<
Und dann
sahen wir ihn ganz unten an der Koppel. Er mußte dort über den Zaun gesetzt
sein. Wie der leibhaftige Satan kam er den Hügel herauf und sang, was das Zeug
hielt, als scherte ihn nichts mehr auf der Welt. Ich wußte gar nicht, daß dein
Pa solche Stimme hatte. Er sang >Peggy in der kleinen Chaise< und schlug
mit
Weitere Kostenlose Bücher