Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
Vom Netzwerk:
sie und
klopften ihr den Puls, während Hugh Elsing immer wieder brüllte: »Da habt ihr
die Bescherung, da habt ihr die Bescherung!«
    »Nun weiß
es bald die ganze Stadt«, sagte Rhett ingrimmig. »Kannst zufrieden sein, Tom.
Morgen spricht keine Frau in Atlanta ein Wort mehr mit ihrem Mann.«
    »Rhett,
ich hatte ja keine Ahnung ...« Obwohl der eisige Wind durch die offene Tür dem
Hauptmann in den Rücken blies, war er in Schweiß gebadet. »Hör zu. Kannst du
einen Eid darauf leisten, daß die beiden bei ... bei Belle waren?«
    »Ja, zum
Teufel«, brummte Rhett. »Geh doch hin und frag Belle selbst, wenn du mir nicht
glaubst. So, ich trage jetzt Mrs. Wilkes in ihr Zimmer. Gib sie her, Archie,
jawohl, ich kann sie tragen. Miß Pitty, gehen Sie mit der Lampe voran.«
    Mit
Leichtigkeit nahm er Archie Melanies schlaffen Körper ab.
    »Sie
bringen Mr. Wilkes zu Bett, Archie. Ich will ihn nicht mehr sehen nach dieser
Geschichte.«
    Pittys
Hand zitterte so, daß die Sicherheit des Hauses durch die Lampe schwer bedroht
war, aber doch hielt sie sie fest und trottete in das dunkle Schlafzimmer
voran. Archie faßte grunzend Ashley unter und zerrte ihn hoch.
    »Aber ... aber ich muß diese Leute
verhaften!« Rhett drehte sich in dem dunklen Gang um.
    »Dann
verhafte sie morgen früh. Sie können in einem solchen Zustand ja doch nicht
fortlaufen. Ich habe noch nie gewußt, daß es verboten ist, sich in einem
Freudenhaus zu besaufen. Du lieber Gott, es sind fünfzig Zeugen da, die
beweisen können, daß die beiden bei Belle waren.«
    »Fünfzig
Zeugen finden sich immer, wenn bewiesen werden soll, daß ein Südstaatler
irgendwo gewesen ist, wo er nicht war«, sagte der Hauptmann unwirsch. »Sie
kommen mit, Mr. Elsing. Mr. Wilkes geb ich frei auf das Ehrenwort von ... «
    »Ich bin
Mr. Wilkes' Schwester. Ich bürge dafür, daß er sich morgen meldet«, sagte India
kalt. »Jetzt aber gehen Sie bitte. Für diesen Abend haben Sie genug Unruhe
gestiftet.«
    »Es tut
mir außerordentlich leid.« Der Hauptmann verbeugte sich verlegen. »Ich hoffe
nur, sie können ihre Anwesenheit bei ... hm ... Miß ... Mrs. Watling beweisen.
Wollen Sie Ihrem Bruder sagen, daß er morgen früh vor dem Generalprofos zum
Verhör zu erscheinen hat?«
    India
grüßte kalt zurück, legte die Hand auf den Türdrücker und gab damit schweigend
zu verstehen, daß sein schleuniger Abgang erwünscht sei. Der Offizier und der
Feldwebel zogen sich zurück und nahmen Hugh Elsing mit. Sie warf die Tür hinter
ihnen ins Schloß. Ohne Scarlett auch nur anzusehen, ging sie rasch von einem
Fenster zum andern und ließ die Jalousien herunter. Scarlett versagten die
Knie. Sie umklammerte den Stuhl, auf dem Ashley gesessen hatte, um wieder zu
sich zu kommen. Ihr Blick fiel auf einen dunklen, feuchten Fleck, größer als
ihre Hand, auf dem Rückenkissen des Stuhles. Sie wußte nicht, was sie davon
halten sollte, fühlte nach und hatte zu ihrem Entsetzen etwas Rotes und
Klebriges an der Hand. »India«, flüsterte sie, »India, Ashley ... er ist
verwundet.«
    »Dumme
Gans! Meintest du, er sei wirklich betrunken?«
    India ließ
die letzte Jalousie herab und lief nach dem Schlafzimmer, Scarlett hinter ihr drein.
Rhetts schwerer Körper versperrte die Tür, aber über seine Schultern hinweg
sahen sie Ashley bleich und still auf seinem Bett liegen. Melanie schnitt
merkwürdig gewandt für jemand, der soeben noch ohnmächtig war, sein
blutgetränktes Hemd mit der Stickschere auseinander. Archie hielt die Lampe
übers Bett, um ihr zu leuchten, und einer seiner knorrigen Finger lag an
Ashleys Handgelenk.
    »Ist er
tot?« schrien beide Mädchen auf einmal.
    »Nein, nur
bewußtlos nach dem Blutverlust. Der Schuß ging durch die Schulter«, sagte
Rhett.
    »Warum
haben Sie ihn hergebracht, Sie Dummkopf!« schrie India ihn an. »Ich will zu
ihm. Lassen Sie mich durch! Warum haben Sie ihn hergebracht, hierher, wo er
verhaftet werden mußte!«
    »Zum
Fliehen war er zu schwach. Ich konnte ihn sonst nirgends hinbringen, Miß India.
Außerdem, soll er als Flüchtling weiterleben wie Tony Fontaine? Soll ein
Dutzend Ihrer Freunde den Rest ihres Lebens unter falschem Namen in Texas
zubringen? Wir haben ja die Möglichkeit, sie alle freizubekommen, wenn Belle
... «
    »Lassen
Sie mich hinein!«
    »Nein, Miß
Wilkes. Es gibt Arbeit für Sie. Sie müssen einen Doktor holen. Aber nicht Dr.
Meade. Er ist in die Sache verwickelt und wird wohl gerade augenblicklich von
den Yankees verhört. Holen

Weitere Kostenlose Bücher