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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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ganze Haus sei
voll von weißem Pack und da wäre es im Regen gesünder für die Kinder als zu
Hause.«
    »Und was
sagte er dazu?«
    »Was
sollte er dazu sagen? Er sah Mammy nur böse an und überging es. Du weißt ja,
Scarlett hat gestern nachmittag eine große Whistgesellschaft mit all diesen
ordinären Frauenzimmern gegeben. Er wollte wohl nicht, daß sie sein Baby
küßten.«
    »Gott ja«,
sagte Mrs. Merriwether schwankend, aber doch auf ihrem Standpunkt beharrend. In
der nächsten Woche sollte allerdings auch sie kapitulieren.
    Rhett
hatte jetzt einen Schreibtisch in der Bank. Was er an diesem Schreibtisch tat,
wußten die erstaunten Bankbeamten nicht zu sagen, aber ihm gehörte ein großes
Aktienpaket, so daß sie gegen seine Anwesenheit nicht gut etwas einwenden
konnten. Nach einer Weile vergaßen sie auch, daß sie ihn ungern sahen, denn er
hielt sich still und höflich und verstand etwas vom Bankgeschäft und von
Geldanlagen. Jedenfalls saß er den ganzen Tag an seinem Pult und gab sich allen
Anschein von Fleiß, denn er wollte mit seinen ehrbaren Mitbürgern, die
arbeiteten, auf gleichem Fuße leben.
    Mrs.
Merriwether hatte, da sie ihre immer besser gehende Bäckerei erweitern wollte,
von der Bank zweitausend Dollar Kredit haben wollen und ihr Haus als Sicherheit
angeboten, war aber abschlägig beschieden worden, da das Haus schon mit zwei
Hypotheken belastet war. Die wohlbeleibte alte Dame wollte gerade aus der Bank
hinausrauschen, als Rhett Butler sie begrüßte, von ihrer Enttäuschung hörte und
ärgerlich sagte: »Das muß irgendein fürchterlicher Irrtum sein, Mrs.
Merriwether. Gerade Sie sollten sich wegen einer Sicherheit keine Sorge zu
machen haben. Ich persönlich hätte Ihnen das Geld auf Ihr bloßes Wort hin
geliehen. Eine Dame, die ein Geschäft aufbaut, wie Sie, ist die denkbar sicherste
Kapitalanlage. Gerade Menschen wie Ihnen will ja die Bank Kredite gewähren!
Bitte, setzen Sie sich einen Augenblick hier auf meinen Stuhl, und ich will
mich gleich um die Sache kümmern.«
    Als er
zurückkam, erklärte er mit dem liebenswürdigsten Lächeln, es läge, ganz wie er
sich's gedacht habe, ein Irrtum vor. Die zweitausend Dollar ständen ihr
jederzeit zur Verfügung und brauchten nur abgehoben zu werden, und was ihr Haus
beträfe - vielleicht wäre sie so liebenswürdig, dies hier zu unterschreiben.
    Mrs.
Merriwether, empört und beleidigt, daß sie eine Gefälligkeit von diesem Mann
annehmen mußte, bedankte sich nicht eben überschwenglich. Er bemerkte es aber
nicht und sagte, während er sie an die Tür geleitete: »Mrs. Merriwether, ich
habe immer eine große Hochachtung vor Ihrem Wissen gehabt. Ob Sie mir wohl
helfen können ...?« Die alte Dame nickte so unmerklich, daß die Straußenfedern
auf ihrem Hut sich kaum bewegten.
    »Als
Maybelle klein war und am Daumen lutschte, was haben Sie dagegen getan?«
    »Wie bitte?«
    »Meine
Bonnie lutscht am Daumen. Ich kann es ihr nicht abgewöhnen.«
    »Sie
sollten es ihr abgewöhnen«, sagte Mrs. Merriwether energisch, »sonst bekommt
sie einen häßlichen Mund.«
    »Ich weiß,
ich weiß! Und sie hat einen wunderhübschen Mund. Aber was soll ich dabei
machen?«
    »Das müßte
Scarlett doch wissen«, sagte Mrs. Merriwether kurz.
    Rhett
betrachtete seine Stiefel und seufzte. »Ich habe versucht, ihr Seife unter die
Fingernägel zu streichen«, sagte er und überhörte ihre letzte Bemerkung.
    »Seife!
Ach was! Seife nützt gar nichts. Ich habe auf Maybelles Daumen Chinin getan,
und das kann ich Ihnen sagen, Kapitän Butler, an dem Daumen hat sie so bald
nicht wieder gelutscht.«
    »Chinin!
Auf diesen Gedanken wäre ich nie gekommen. Ich kann Ihnen gar nicht dankbar genug
sein, Mrs. Merriwether. Ich habe mir schon große Sorgen deswegen gemacht.«
    Sein
Lächeln war so liebenswürdig und dankbar, daß Mrs. Merriwether einen Augenblick
ganz unsicher wurde, und als sie sich von ihm verabschiedete, lächelte auch
sie. Es war ihr schrecklich, Mrs. Elsing zu gestehen, daß sie den Mann verkannt
habe, aber sie war eine ehrliche Natur und sagte, etwas Gutes müsse doch an
einem Manne sein, der sein Kind so liebe. Ein Jammer, daß Scarlett sich gar
nicht um ein so hübsches Ding wie Bonnie bekümmere! Daß der Mann versuchte,
sein kleines Mädchen ganz allein aufzuziehen, hatte doch etwas Rührendes. - Das
wußte Rhett auch ganz genau, und wenn er Scarlett dabei in Verruf brachte, so
machte er sich nichts daraus.
    Sobald
Bonnie laufen konnte, nahm er sie dauernd

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