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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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wissen es alle, nur du nicht. Du kennst das alte
Sprichwort: Die Ehefrau erfährt es immer zuletzt.«
    »Was soll
das heißen?«
    »Ich
dachte, nachdem die Polizei vorletzte Nacht bei Belle war ... «
    »Bei
Belle? Dem Frauenzimmer! Du hast bei ihr ...«.
    »Natürlich.
Wo sollte ich sonst gewesen sein? Du hast dir doch keine Sorge um mich
gemacht?«
    »Du bist
von mir zu ... Oh!«
    »Scarlett,
spiel nicht die betrogene Gattin. Das mit Belle weißt du doch längst.«
    »Von mir
bist du zu Belle gegangen, nach ... nach ...«
    »Ach so.«
Er machte eine flüchtige Handbewegung. »Ich verlerne noch all meine Manieren.
Entschuldige bitte mein Benehmen bei unserem letzten Beisammensein. Ich war
schwer betrunken, wie du wohl weißt, und von deinen Reizen völlig hingerissen.
Soll ich sie dir erst aufzählen?«
    Plötzlich
kam sie die Lust an, zu weinen, sich auf ihr Bett zu werfen und ohne Ende zu
schluchzen. Er hatte sich nicht verändert, nichts hatte sich verändert. Nur sie
war eine Gans gewesen, eine alberne, eingebildete, dumme Gans, und hatte
geglaubt, er liebe sie. Es war nur einer von seinen widerwärtigen, weinseligen
Streichen gewesen. In der Trunkenheit hatte er sie genommen und genossen wie
jede beliebige Person aus Beiles Lokal, und nun war er wieder da, beleidigend,
höhnisch und nicht zu fassen. Sie schluckte die Tränen herunter und raffte sich
auf. Er durfte nie und nimmer erfahren, was sie gedacht hatte. Wie er wohl
lachte, wenn er es wüßte! Rasch sah sie zu ihm auf und erhaschte wieder den
alten rätselhaften, beobachtenden Blick in seinen Augen, der so aufmerksam und
angespannt war, als hinge sein Herz an ihren nächsten Worten, als hoffte er -
ja, was hoffte er eigentlich? Daß sie sich lächerlich machte und heulte, damit
er etwas zu lachen habe? Das fiel ihr nicht ein. Ihre schrägen Brauen zogen
sich vor Haß zusammen. »Mir schwante längst, was für Beziehungen du zu der
Person unterhieltest.«
    »Dir
schwante? Warum hast du mich nicht längst danach gefragt und deine Neugierde
befriedigt? Ich hätte es dir nicht verschwiegen. Ich habe seit dem Tage mit ihr
gelebt, da ihr beide, du und Ashley Wilkes, beschlossen habt, mir mein eigenes
Schlafzimmer anzuweisen.«
    »Du hast
die Dreistigkeit, vor mir, deiner Frau, damit großzutun, daß ... «
    »Verschone
mich mit deiner moralischen Entrüstung. Dir war es immer völlig einerlei, was
ich tat, solange ich nur deine Rechnungen bezahlte. Daß ich in letzter Zeit
kein Engel gewesen bin, weißt du, und ob du meine Frau bist ... seitdem Bonnie
da ist, kann davon wohl kaum noch die Rede sein. Du warst eine schlechte
Kapitalanlage, Scarlett. Belle war eine bessere.«
    »Kapitalanlage?
Du willst doch damit nicht sagen, daß du ihr -«
    »>Etabliert<
habe ich sie, so lautet wohl der technische Ausdruck. Belle ist eine tüchtige
Frau. Ich wollte ihr auf die Beine helfen, sie brauchte nichts weiter als Geld,
um ein eigenes Lokal aufzumachen. Du solltest eigentlich am besten wissen, daß
eine Frau Wunder tun kann, wenn sie nur ein bißchen Geld hat.«
    »Du vergleichst
mich ...?«
    »Nun, ihr
seid beide nüchterne Geschäftsfrauen und habt es beide zu etwas gebracht. Darin
ist dir Belle freilich überlegen, daß sie eine warmherzige, gutmütige Seele
ist.«
    »Verlaß
das Zimmer!«
    Er
schlenderte zur Tür, die eine Augenbraue spöttisch hinaufgezogen. Wie konnte er
sie nur so beschimpfen, dachte sie voller Schmerz und Wut. Er tat, was er nur
konnte, um sie zu kränken und zu erniedrigen. Der Gedanke, wie sehr sie sich
nach ihm gesehnt hatte, während er betrunken in einem Bordell lag und sich mit
der Polizei herumschlug, folterte sie.
    »Geh aus
dem Zimmer und komm mir nie wieder herein. Ich habe es dir schon einmal gesagt,
und du warst nicht Gentleman genug, es zu verstehen. Künftig schließe ich die
Tür ab.«
    »Mach dir
doch nicht die Mühe.«
    »Ich
schließe ab. Nachdem du dich neulich nacht so ekelhaft wie ein Betrunkener
aufgeführt hast ... «
    »Aber
Herzblättchen, doch nicht ekelhaft!«
    »Hinaus!«
    »Beruhige
dich, ich gehe schon. Ich verspreche dir, dich nie wieder zu belästigen, ein für
allemal. Und da fällt mir ein: wenn dir mein schändliches Benehmen neulich
zuviel geworden ist, so willige ich gern in eine Scheidung. Gib mir nur Bonnie,
und ich bin mit allem einverstanden.«
    »Ich denke
nicht daran, meine Familie durch eine Scheidung in Verruf zu bringen.«
    »Wäre Miß
Melly tot, du besännest dich nicht lange. Mir schwirrt der

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