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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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und gehst womöglich noch
damit in die Stadt, weil du nicht daran denkst, sie herunterzunehmen.«
    »Nein«,
rief Bonnie und griff abwehrend nach dem Hut ihres Vaters.
    »Hier ist
alles in schönster Ordnung«, antwortete Rhett. »Bonnie und ich haben uns gut
miteinander vertragen. Ihr Haar ist wohl kaum gekämmt worden, seitdem du fort
bist. Nicht an den Federn lutschen, Liebling, es könnte Schmutz daran sein! Ja,
die Schindeln sind gedeckt, und für die Maultiere habe ich einen guten Preis
bekommen. Nein, etwas Neues ist nicht geschehen. Alles geht seinen langweiligen
Gang.«
    Dann fügte
er noch hinzu, als fiele es ihm ganz nebenher ein: »Der ehrenwerte Ashley war
gestern abend da. Er fragte mich, ob du wohl Lust hättest, ihm deinen Anteil an
seiner Mühle und deine andere Mühle zu verkaufen.«
    Scarlett
hielt ihren Schaukelstuhl an und hörte auf, sich mit dem Truthahnfächer zu
fächeln.
    »Verkaufen?
Wo in aller Welt hat denn Ashley das Geld her? Du weißt doch, sie haben nie
einen Cent. Melanie gibt immer sofort aus, was er verdient.«
    Rhett
zuckte die Achseln. »Ich habe sie immer für eine anspruchslose kleine Person
gehalten, aber ich bin ja mit den Einzelheiten des Wilkesschen Familienlebens
nicht so vertraut wie du.«
    Diese
Stichelei erinnerte wieder an Rhetts alte Art, und Scarlett ärgerte sich.
    »Lauf in
den Garten, Kind«, sagte sie zu Bonnie. »Mutter will etwas mit Vater
besprechen.«
    »Nein«,
sagte Bonnie bestimmt und kletterte auf Rhetts Schoß.
    Scarlett
machte ein böses Gesicht, was Bonnie in einer so verblüffenden Ähnlichkeit mit
Gerald O'Hara zurückgab, daß Scarlett lachen mußte.
    »Laß sie
nur hier«, sagte Rhett behaglich. »Woher er das Geld hat? Wie es scheint, hat
es ihm jemand geschickt, der in Rock Island unter seiner Pflege die Blattern
glücklich überstanden hat. Es gibt also noch Dankbarkeit, man braucht den
Glauben an die Menschheit nicht ganz aufzugeben.«
    »Wer war
das? Jemand Bekanntes?«
    »Der Brief
kam aus Washington und trug keine Unterschrift. Ashley wußte nicht recht, wer
der Schreiber sein könnte. Selbstlose Leute wie Ashley tun ja so viel Gutes in
der Welt, daß sie nicht alles im Gedächtnis behalten können.«
    Wäre sie
nicht über Ashleys unverhofften Reichtum so überrascht gewesen, sie hätte den
Fehdehandschuh aufgenommen, obwohl sie auf Tara beschlossen hatte, sich nie
wieder mit Rhett in einen Streit über Ashley einzulassen. Sie stand in dieser
Sache doch auf allzu unsicheren Füßen, und ehe sie nicht genau wußte, woran sie
mit beiden Männern war, lag ihr nichts daran, sich ausholen zu lassen. »Er will
mir die Anteile abkaufen?«
    »Ja. Ich
habe ihm natürlich gesagt, du dächtest nicht daran.«
    »Wenn du
doch meine Angelegenheiten mir selber überlassen wolltest!«
    »Du
trennst dich ja nicht von den Mühlen. Ich habe ihm gesagt, er wisse so gut wie
ich, daß du durchaus in alles deine Nase stecken müßtest. Wenn er nun das Ganze
kauft, kannst du ihm nicht mehr in alles dreinreden.«
    »Du hast
dich unterstanden, ihm so etwas über mich zu sagen?«
    »Warum
nicht? Ist es etwa nicht wahr? Ich glaube, er war ganz meiner Ansicht, aber er
war natürlich zu sehr Gentleman, um es auszusprechen.«
    »Gelogen
ist es«, brauste Scarlett auf. »Ich verkaufe sie ihm!« Bis zu diesem Augenblick
hatte sie niemals daran gedacht, sich von den Mühlen zu trennen, und aus
verschiedenen Gründen hätte sie sie gern behalten. Ihr geldlicher Wert sprach
dabei noch am wenigsten mit. In den letzten Jahren hätte sie sie jederzeit für
eine hohe Summe losschlagen können, aber sie hatte alle Angebote abgelehnt. Die
Mühlen waren der greifbare Beweis für das, was sie ohne jede Hilfe und unter
den ungünstigsten Umständen geleistet hatte. Sie war stolz auf sie und auf sich
selbst. Vor allem aber wollte sie sie behalten, weil sie die einzige
Möglichkeit bot, ihr noch einen Weg zu Ashley offenzulassen. Wenn sie die
Mühlen aus den Händen gab, konnte sie Ashley nur noch selten sehen, unter vier
Augen wohl überhaupt niemals mehr. Das aber war ihr unmöglich! Sie wußte nicht,
wie er jetzt zu ihr stand und ob nicht seit jenem furchtbaren Abend von
Melanies Gesellschaft seine Liebe im Gefühl tiefster Beschämung untergegangen
war. Im Geschäftsbetrieb fanden sich viele Gelegenheiten, sich mit ihm zu
unterhalten, ohne daß jemand auf den Gedanken kam, sie liefe ihm nach. Mit der
Zeit wollte sie schon alles zurückgewinnen, was sie etwa in seinem

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