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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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und Ella habe sich erstaunlich
temperamentvoll gezeigt und Suellens älteste Tochter gebissen - was die kleine
Susie auch verdient habe, fügte Scarlett hinzu, denn sie sei das Abbild ihrer
Mutter. Aber Suellen sei wütend geworden, und sie hätten sich herzerquickend
miteinander gezankt, genau wie in alter Zeit. Wade habe ganz allein einen
Fischotter zur Strecke gebracht Randa und Camilla Tarleton unterrichteten in
der Schule - ein Witz, was? Kein Tarleton habe noch je das Wort »Katze«
buchstabieren können! Betsy Tarleton habe einen dicken einarmigen Mann aus
Lovejoy geheiratet, und das Ehepaar ziehe mit Hetty und Jim Tarleton gute
Baumwolle auf Fairhill. Mrs. Tarleton besitze wieder eine Mutterstute und ein
Fohlen und sei so glücklich, als wären es eine Million Dollar. In dem alten
Calvertschen Hause wohnten jetzt Neger! Ein ganzer Schwarm, und das Haus gehöre
ihnen wirklich. Sie hätten es in der öffentlichen Versteigerung gekauft. Alles
sei dort verfallen, es sei ein Jammer. Wo Cathleen und ihr nichtsnutziger Mann
geblieben seien, wisse niemand. Alex heirate Sally, die Witwe seines Bruders -
eine sonderbare Vorstellung, nachdem sie jahrelang in demselben Hause gewohnt
hätten. Es heiße allgemein, es sei eine Vernunftehe. Die Leute fingen an, sich
darüber aufzuhalten, daß sie nach dem Tode der alten wie der jungen Miß dort
ganz allein hausten. Dimity Munroe habe es fast das Herz gebrochen, aber es
geschehe ihr ganz recht. Hätte sie nur einen Funken Energie in sich gehabt, sie
hätte sich längst einen anderen Mann gekapert, anstatt zu warten, bis Alex
genug Geld hätte, um sie zu heiraten.
    So
schwatzte Scarlett lustig weiter. Aber es gab manches in der Provinz, was sie
verschwieg, manches, woran man nur mit Schmerzen denken konnte. Sie war mit
Will über Land gefahren und hatte versucht zu vergessen, daß einst all die
Tausende von Morgen fruchtbaren Landes voll grüner Baumwolle gestanden hatten.
Jetzt wurde eine Plantage nach der anderen wieder zum Urwald, trübselig
wucherten Gräser, Zwergeichen und verkümmerte Kiefern um schweigende Trümmer
und auf den früheren Äckern und breiteten sich unmerklich immer weiter aus. Wo
früher hundert Morgen unter den Pflug kamen, wurde jetzt nur noch einer bebaut.
Es war wie eine Fahrt durch ein gestorbenes Land.
    »Dieses
Gebiet kommt in fünfzig Jahren nicht wieder in Kultur - wenn überhaupt je«,
hatte Will gesagt. »Tara ist die beste Farm in der Provinz, dank dir, Scarlett,
und mir. Aber es ist eine Farm für zwei Maultiere und keine Plantage mehr. Nach
Tara kommt der Fontainesche Besitz und dann Tarletons. Viel Geld verdienen sie
nicht, aber sie halten sich und haben Mut. Die meisten anderen Leute und die
anderen Plantagen hingegen ... «
    Nein,
Scarlett erinnerte sich ungern an die verödete Provinz. Und jetzt kam sie ihr
neben dem betriebsamen und aufblühenden Atlanta noch trostloser vor.
    »Ist hier
etwas vorgefallen?« fragte sie, als sie endlich zu Hause waren und auf der
vorderen Veranda saßen. Während des ganzen Heimwegs hatte sie rasch und ohne
Unterlaß aus Angst vor einer Gesprächspause geredet. Seit dem Tage, da sie die
Treppe heruntergefallen war, hatte sie mit Rhett kein Wort unter vier Augen
gesprochen und verlangte auch nicht sonderlich danach. Sie wußte nicht, wie er
innerlich zu ihr stand. Während ihrer traurigen Genesungszeit war er die
Freundlichkeit selber gewesen, doch auf eine ganz unpersönliche Art, wie ein
Fremder. Er war all ihren Wünschen zuvorgekommen, hatte dafür gesorgt, daß die
Kinder ihr nicht lästig fielen, und sich um Laden und Mühlen gekümmert. Aber
nicht ein einziges Mal hatte er gesagt: »Es tut mir leid.« Vielleicht tat es
ihm auch wirklich nicht leid. Vielleicht glaubte er immer noch, das nie
geborene Kind sei nicht seins. Woher sollte sie wissen, was hinter diesem
liebenswürdigen dunklen Gesicht vorging? Aber zum erstenmal in ihrer Ehe hatte
er Anwandlungen von Ritterlichkeit gehabt und den Wunsch durchblicken lassen,
das Leben möge seinen Gang weitergehen, als sei nie etwas Unerfreuliches
zwischen ihnen geschehen und als hätten sie, meinte Scarlett verzagt, überhaupt
nie etwas miteinander zu schaffen gehabt. Nun, wenn er es so wollte, auch diese
Rolle vermochte sie zu spielen.
    »Alles in
Ordnung?« wiederholte sie. »Sind die neuen Schindeln für den Laden da? Bist du
die Maultiere auf gute Art losgeworden? Um Himmels willen, Rhett, nimm die
Federn vom Hut, du siehst ganz närrisch damit aus

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