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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vom Winde verweht
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Huhn zu essen gibst und sie unter Daunen
schlafen läßt. Ziehst du aber einem Drückeberger mal ein paar über, dann gibt
es Geschrei, daß es von hier bis Dalton zu hören ist, und du endest im
Gefängnis. Sträflinge sind die einzigen ... «
    Melanie
blickte in den Schoß auf ihre ineinandergekrampften Hände. Ashley machte ein
unglückliches, aber fest entschlossenes Gesicht. Einen Augenblick schwieg er.
Dann tauschte er mit Rhett einen Blick, und es war, als fände er in Rhetts
Augen Verständnis und Ermutigung. Es entging Scarlett nicht.
    »Ich
arbeite nicht mit Sträflingen, Scarlett«, sagte er ruhig.
    »Sieh mal
an!« Ihr stockte der Atem. »Warum denn nicht, wenn ich fragen darf? Hast du
etwa Angst, man könnte über dich herziehen wie über mich?«
    Ashley hob
den Kopf.
    »Davor
fürchte ich mich nicht, solange ich im Recht bin. Aber Sträflingsarbeit ist ein
Unrecht, davon war ich immer überzeugt.«
    »Und
warum?«
    »Aus der
Zwangsarbeit und dem Elend anderer Menschen Nutzen schlagen, das kann ich
nicht.«
    »Aber du
hast doch Sklaven gehalten.«
    »Die haben
nicht im Elend gelebt. Außerdem hätte ich sie nach Vaters Tode alle freigelassen,
wenn sie nicht schon durch den Krieg befreit worden wären. Aber dies ist etwas
anderes. Mit der Zwangsarbeit kann allzuviel Mißbrauch getrieben werden.
Vielleicht weißt du es nicht, ich aber weiß es. Ich weiß, daß Johnnie Gallegher
mindestens einen Mann in seinem Holzlager auf dem Gewissen hat, vielleicht
sogar mehrere. Wem liegt denn was an einem Sträfling? Er behauptet, der Mann
sei auf einem Fluchtversuch umgekommen, aber von anderen habe ich es anders
gehört. Ich weiß auch, daß er die Leute arbeiten läßt, wenn sie krank sind.
Nenne es Aberglauben, wenn du willst, aber Geld, das aus dem Leiden anderer
Menschen stammt, kann kein Glück bringen.«
    »Heiliger
Strohsack! Das heißt also ... du liebe Zeit, Ashley, dir ist doch nicht in den
Kopf gestiegen, was Pastor Wallace von der Kanzel gegen unsauberes Geld
gewettert hat?«
    »Das war
gar nicht nötig, es war schon längst meine eigene Auffassung.«
    »Dann mußt
du ja all mein Geld unsauber nennen«, ereiferte Scarlett sich. »Ich habe mit
Sträflingen gearbeitet, ich bin Eigentümer einer Kneipe ...« Sie brach ab, und
Wilkes waren beide verlegen. Rhett grinste über das ganze Gesicht. Scarlett
verwünschte ihn inbrünstig. »Jetzt denkt er, ich stecke wieder einmal meine
Nase in fremde Angelegenheiten, und Ashley denkt genauso. Könnte ich doch den
beiden die Schädel zusammenschlagen!« Sie schluckte ihren Grimm herunter und
suchte eine würdevoll überlegene Miene anzunehmen, aber ohne viel Erfolg.
    »Mir kann
es ja gleich sein«, sagte sie.
    »Scarlett,
denk nicht, daß ich dir Vorwürfe mache. Das tue ich nicht! Wir sehen nun einmal
die Dinge verschieden an, und was du für gut hältst, braucht nicht auch für
mich gut zu sein.«
    Plötzlich
verspürte sie ein heißes Verlangen, Rhett und Melanie bis ans Ende der Welt
verschwinden zu sehen und mit ihm allein zu sein. Dann könnte sie ihm zurufen:
»Ich will doch genauso denken wie du! Sag mir nur, wie du es meinst, damit ich
es begreife und sein kann wie du!«
    Aber vor Melanie,
der der Auftritt unbeschreiblich peinlich war, und vor Rhett, der sie aus der
Tiefe seines Lehnstuhles angrinste, konnte sie nur mit soviel Kühle und soviel
gekränkter Unschuld als möglich zu ihm sagen: »Selbstverständlich, es ist dein
Geschäft, Ashley, und ich denke nicht daran, dir dreinzureden. Aber das muß ich
sagen, verstehen kann ich deine Auffassung nicht.«
    Ach, wären
sie doch nur allein, dann brauchte sie nicht noch kühle Worte, die ihn
unglücklich machten, zu ihm zu sprechen!
    »Ich habe
dich gekränkt, Scarlett, und das wollte ich nicht. Verzeih mir. Ich habe gar
nichts andeuten wollen. Ich glaube nur, daß auf gewisse Weise erworbenes Geld
kein Glück bringt.«
    »Da irrst
du dich!« Sie konnte sich nicht länger beherrschen. »Sieh mich doch an. Du
weißt, wie ich zu Geld gekommen bin, du weißt, wie es um uns stand, ehe ich
Geld verdiente. Du erinnerst dich des Winters auf Tara, als es so kalt war und
wir die Teppiche zerschnitten, um Sohlen daraus zu machen, und nicht genug zu
essen hatten und uns den Kopf zerbrachen, wie wir Beau und Wade eine gute
Erziehung verschaffen sollten. Du erinnerst dich ... «
    »Ich
erinnere mich«, sagte Ashley müde, »aber lieber vergäße ich es.«
    »Du kannst
doch nicht behaupten, daß jemand von uns damals

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