Margaret Mitchell
Geschäftliches mit Ihnen besprechen.«
»O je! Da
sollten Sie sich aber lieber an Mr. Wilkes wenden. In geschäftlichen Sachen bin
ich eine Gans. Ich bin nicht so tüchtig wie Scarlett.«
»Scarlett,
fürchte ich, ist tüchtiger, als ihr gut ist«, erwiderte er, »und gerade davon
wollte ich mit Ihnen sprechen. Sie wissen, wie krank sie gewesen ist. Wenn sie
von Tara zurückkommt, stürzt sie sich natürlich mit Feuereifer wieder auf den
Laden und die Mühlen, denen ich von Herzen wünsche, sie möchten eines Tages in
die Luft fliegen. Ich fürchte für Scarletts Gesundheit, Miß Melly.«
»Ja, sie
tut viel zuviel. Sie müssen sie zurückhalten und dafür sorgen, daß sie sich
schont.«
Er lachte.
»Sie
wissen doch, wie eigensinnig sie ist. Niemals versuche ich, sie zu etwas zu
überreden. Sie will sich nicht helfen lassen, von mir nicht und von niemandem.
Ich habe versucht, sie dazu zu bewegen, ihren Anteil an den Mühlen zu
verkaufen, aber sie will nicht. Und nun, Miß Melly, kommt das Geschäftliche.
Ich weiß, daß Scarlett den Rest ihres Anteils an den Mühlen gern an Mr. Wilkes
verkaufen würde, aber an keinen andern, und ich möchte, daß Mr. Wilkes ihn
kauft.«
»Du liebe
Zeit, das wäre wunderhübsch, aber ...« Melanie brach ab und biß sich auf die
Lippen. Sie konnte mit einem Außenstehenden nicht über Geldsachen sprechen.
Trotz Ashleys Verdienst bei der Mühle hatten sie nie recht genug. Sie machte
sich schon Sorge darüber, daß sie so wenig zurücklegte.
Sie wußte
nicht, wo das Geld blieb. Ashley gab ihr genug für den Haushalt, aber wenn
Extraausgaben notwendig wurden, waren sie oft knapp dran. Ihre Arztrechnungen
waren hoch, und teuer waren die Bücher und die Möbel, die Ashley in New York
bestellte. Außerdem gab es immer eine Anzahl Landstreicher, die sie im Keller
schlafen ließ, beköstigte und bekleidete. Auch mochte Ashley keinem, der in der
konföderierten Armee gedient hatte, je ein Darlehen abschlagen.
»Miß
Melly, ich möchte Ihnen das Geld leihen«, sagte Rhett.
»Das ist
reizend von Ihnen, aber wir können es vielleicht nie zurückzahlen.«
»Ich will
es auch nicht zurückgezahlt haben. Bitte, seien Sie nicht böse, Miß Melly,
hören Sie mich zu Ende an. Wenn Scarlett damit aufhört, täglich meilenweit zu
den Mühlen zu fahren und sich dabei aufzureiben, so ist mir das Vergütung
genug. Der Laden reicht aus, sie zu beschäftigen, verstehen Sie mich nicht?«
»Nun ja
...«, sagte Melanie unsicher.
»Sie
möchten doch ein Pony für Ihren Jungen haben, nicht wahr? Er soll doch auf die
Universität nach Harvard und auf eine Europareise?«
»O
freilich!« Melanie strahlte, wie immer, wenn von Beau die Rede war. »Am
liebsten soll er alles haben ... Ach, man ist heutzutage so arm ...«
»Mr.
Wilkes könnte eines Tages einen Haufen Geld mit den Mühlen verdienen«, sagte
Rhett. »Es würde mich freuen, wenn Beau alles Schöne bekäme, was er verdient.«
»Kapitän
Butler, Sie sind ein Schlauberger«, lächelte Melanie. »Sie packen mich bei
meinem Mutterstolz, ich lese in Ihnen wie in einem offenen Buch.«
»Das will
ich nicht hoffen«, erwiderte Rhett, und zum erstenmal war wieder der alte
Schimmer in seinen Augen zu sehen. »Darf ich Ihnen also das Geld leihen?«
»Wo aber
fängt der Betrug an?«
»Wir
müssen eine Verschwörung aushecken, um sowohl Scarlett wie Mr. Wilkes hinters
Licht zu führen.«
»Ach nein,
das möchte ich nicht!«
»Wenn
Scarlett wüßte, daß ich hinter ihrem Rücken etwas einfädele, selbst wenn es zu
ihrem Besten geschieht - nun, Sie wissen ja, wie leicht sie in Hitze gerät -,
und Mr. Wilkes, fürchte ich, lehnt jedes Darlehen, das ich ihm anbiete, ab.
Deshalb dürfen sie beide nicht wissen, woher das Geld kommt.«
»Ach, Mr.
Wilkes sagt sicher nicht nein, wenn er weiß, um was es sich handelt. Er hält
doch soviel von Scarlett.«
»Ja, das
tut er freilich«, sagte Rhett glattzüngig. »Aber trotzdem wird er ablehnen. Sie
wissen, wie stolz die Wilkes sind.«
Melly war
ganz unglücklich. »Im Ernst, Kapitän Butler, meinen Mann könnte ich nicht
betrügen.«
»Nicht
einmal, um Scarlett zu helfen?« Rhett machte ein sehr enttäuschtes Gesicht.
»Sie hat Sie doch so lieb.«
In
Melanies Wimpern schimmerten Tränen.
»Sie
wissen ja, ich täte alles auf der Welt für sie. Nie und nimmer kann ich ihr
auch nur zum Teil vergelten, was sie für mich getan hat.«
»Ja«,
sagte er kurz, »ich weiß, was sie für Sie getan hat. Könnten Sie nicht
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