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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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greife dann seufzend zum Kamm. Das helle Blond wächst allmählich heraus. Ich sollte es bald nachfärben.
    Wie von einem Geistesblitz getroffen, betrachte ich die Wanne im Spiegel. Wenn wir schon nicht den ganzen Tag im Bett bleiben, dann könnten wir doch wenigstens nach dem Frühstück in die Badewanne gehen. Vielleicht kann ich Kevin sogar zu einem Glas Sekt überreden. Das eben im Schlafzimmer war ein guter Anfang. Es ist Ewigkeiten her, dass er so zärtlich gewesen ist und sich so viel Zeit für mich genommen hat.
    Voller Tatendrang gehe ich in die Küche. Ich ignoriere, dass sich in der Spüle das Geschirr von mindestens einer Woche stapelt und dass der Mülleimer überquillt. Ich ignoriere auch den Geruch, der damit einhergeht. Ich habe nur Augen für Kevin.
    Unsere Küche hat so einen kleinen Vorsprung, in den ganz genau unser Tisch samt zwei Stühlen passt. Die bodenlangen Fenster vermitteln das Gefühl, auf einem Balkon zu sitzen. Die Bewohner der oberen Etagen haben sicherlich eine schöne Aussicht über die Stadt. Wir wohnen ganz unten und haben leider nur den Blick auf ein paar Sträucher und den Spielplatz. Trotzdem sitze ich gern hier.
    Überhaupt mag ich unsere Küche. Zumindest wenn ihr Zustand nicht so verheerend ist wie im Moment. Natürlich könnte ich mich darüber aufregen, aber der Morgen hat so gut angefangen. Ich werde das jetzt nicht zerstören.
    Als ich mich auf meine Stuhl setzen will, springe ich gequält wieder hoch. Augenblicklich verfärbt sich mein Gesicht dunkelrot.
    Ich traue mich nicht, Kevin anzusehen. Es ist wohl besser, wenn ich mir aus dem Wohnzimmer ein Kissen hole.
    »Komm auf meinen Schoss«, sagt Kevin liebevoll und zieht mich am Arm zu sich heran.
    »Ich weiß nicht…«, murmle ich verlegen, »ich bin doch viel zu schwer.«
    »Unsinn! Komm her, süßer Engel.«
    Unsicher klettere ich auf seine Beine und lasse mich vorsichtig nieder. Kevin schlingt die Arme um meinen Bauch und zieht mich dichter an sich heran. Er küsst meinen Nacken. Es ist ein schönes und vertrautes Gefühl. Ich liebe es, wenn er so zärtlich ist, auch wenn sich da diese Anspannung in meinem Inneren breitmacht. Das ist viel zu gut, um wahr zu sein. Ich will ihm ja vertrauen, aber es ist wirklich nicht leicht.
    Um mir nichts anmerken zu lassen, trinke ich einen großen Schluck Kaffee, dann greife ich nach dem Brötchenkorb.
    »Soll ich dir ein Brötchen machen?«, frage ich, drehe meinen Kopf nach hinten und drücke ihm schnell einen Kuss auf den Mund.
    »Nee, lass mal, ich habe Kaffee«, murmelt Kevin.
    »Ich dachte, du hast so großen Hunger?«, frage ich erstaunt.
    »Du kennst mich doch. Großer Hunger ist relativ. Mit dir hier zu sitzen und dir beim Essen zuzugucken, reicht mir vollkommen.« Erneut spüre ich seine Lippen an meinem Nacken.
    Leider bewirkt das genau das Gegenteil, mir vergeht augenblicklich der Appetit. Ich kann nicht essen, wenn Kevin mir dabei zuschaut. Er ist so dünn und ich… Lustlos hole ich das Innere meines Brötchens heraus, forme es zu einer Kugel und stecke es mir anschließend in den Mund.
    »Hast du für heute was geplant?«, frage ich kauend.
    »Hm?«, bekomme ich zur Antwort. Grinsend schiebe ich ihm meinen Ellenbogen in den Bauch. Gespielt keucht er auf und beißt mir in den Hals.
    »Nimm lieber ein Brötchen«, sage ich empört, aber Kevin greift stattdessen nach seiner Tasse.
    »Ich meine, also, wenn du nichts weiter vorhast... wir könnten nach dem Frühstück Wasser in die Wanne lassen…«
    »Wir kriegen heute Abend Besuch«, sagt er, ohne auf meine Worte einzugehen.
    »Besuch?«
    »Ja, ein alter Freund ist in der Stadt.«
    Hellhörig drehe ich mich zu Kevin um. Sofort ist auch das flaue Gefühl im Magen wieder da.
    »Alter Freund?«, frage ich zweifelnd.
    »Ja«, erwidert er grinsend. »Was bist du? Ein Papagei?«
    »Ich bin erstaunt… Wer ist es denn?«
    »Rik«, sagt Kevin schlicht. Ich kann es mir gerade noch verkneifen, den Namen zu wiederholen. Stattdessen versuche ich, mich daran zu erinnern, ob mir Kevin schon mal etwas von einem Rik erzählt hat. Aber mir fällt nichts ein.
    »Wer ist Rik?«, frage ich nach einer Weile.
    »Hendrik, ein alter Schulfreund. Er ging in meine Parallelklasse. Wir sind nach der Schule beide nach Hamburg gegangen und haben eine Zeit lang zusammen in einer WG gewohnt.« Kevin fängt an, zu lachen. »Das waren Zeiten! Wir haben ein paar echt verrückte Sachen gemacht, uns aber dann irgendwann aus den Augen verloren.«
    »Wart

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