MargeritenEngel (German Edition)
Ich war bereit dazu, nur bei ihm war ich mir am Anfang nicht sicher.
Als wir uns kennenlernten, steckte er noch in dieser Beziehung mit David. Für Kevin war ich nur ein One-Night-Stand, obwohl wir bereits wochenlang gechattet hatten. Ich verknallte mich ziemlich heftig in ihn. Die Bilder, die er mir geschickt hatte, dazu seine Art, mit mir zu reden. Als er dann endlich vor mir stand, dachte ich, ich hätte meinen Märchenprinzen gefunden.
Leider wurde der Eindruck am Ende unseres Dates getrübt. Da bekam er einen Anruf von David und konnte gar nicht schnell genug mein Bett verlassen. Zuerst war ich wütend und enttäuscht, dann habe ich mich geschämt. Vor allem, weil ich trotzdem auf seine Nachrichten geantwortet habe, weil mein Herz wild schlug, wenn er online war.
Dann ging alles schnell. Ich kann es gar nicht mehr richtig nachvollziehen. Auf einmal lernte ich David kennen und dann waren wir plötzlich zu dritt.
Ich schließe die Augen, ziehe die Beine dicht an meinen Körper und lasse meinen Kopf darauf sinken. Kevin hat es arrangiert. Er meinte, er würde uns beide lieben. Er könnte sich nicht entscheiden.
David schien es nichts auszumachen und ich wollte ebenso lässig sein. Aber es überforderte mich. Ich hatte keine Ahnung, wie eine Beziehung zu dritt funktioniert. Ich wollte es auch nicht.
Ich war so verliebt in Kevin. Ich wollte ihn nicht teilen. Wenn er mit David allein war, bin ich gestorben vor Eifersucht, jeder Kuss war wie ein Stich mitten ins Herz. Trotzdem machte ich mit und versuchte, mich zu arrangieren.
Der Sex zu dritt war am Anfang aufregend. Auch wenn ich sicher bin, dass Kevin der Einzige war, der es richtig genossen hatte. Es war seine Rolle, sein großer Auftritt. Zwei Männer, die nur für ihn da waren. Nur blieben wir dabei auf der Strecke. David und ich… wir haben uns nie so richtig gut verstanden und waren weit davon entfernt, uns als echte Freunde zu bezeichnen.
Vermutlich war er genauso eifersüchtig auf mich wie ich auf ihn. Wir waren Konkurrenten. Wie hätten wir da jemals Freunde sein können? Obendrein vermittelte er mir immer das Gefühl, seine Beziehung zerstört zu haben. Damit konnte ich nicht gut umgehen und ich wollte mehr als einmal aufgeben. Aber Kevin holte mich immer wieder zurück.
Am Ende zog David die Reißleine und verließ uns quasi über Nacht. Allerdings bekamen wir seine Wut und Enttäuschung deutlich zu spüren. Er kündigte die Wohnung, sodass Kevin und ich auf der Straße saßen. Ich wusste nicht, dass es Davids Wohnung gewesen war. Ich wusste so viele Dinge nicht.
Ohne die Hilfe von Kevins Freunden wären wir ganz schön aufgeschmissen gewesen. Ich wollte nicht wieder zurück zu meinen Eltern, die zwar kein Problem mit meiner Homosexualität haben, aber dafür mit Kevin nicht zurechtkommen. Das Verhältnis hat sich bis heute nicht gebessert, dabei hat sich Kevin doch für mich entschieden und wir sind glücklich miteinander. Jedenfalls meistens.
Plötzlich schießt mir ein unheimlicher Gedanke durch den Kopf. Entsetzt springe ich vom Sofa. Er wird doch nicht…?
Nervös stelle ich mich ans Fenster und starre in die Dunkelheit. Nein! Kevin hat nicht vor, mit Rik und mir…? Ist das der Grund, weshalb ihm so daran gelegen ist, dass ich mich gut mit Rik verstehe? Macht es ihm deshalb nichts aus? Dabei ist er doch bei jedem anderen so verflucht eifersüchtig.
Der Gedanke schnürt mir die Luft ab. Nein, nein, nein…
Das würde er nicht tun, das plant er nicht. Er weiß, dass ich das nicht will. Nie wieder zu dritt. Ich lehne meinen Kopf an die kühle Scheibe der Balkontür. Nie wieder zu dritt! Das habe ich ihm deutlich gesagt, als wir hier eingezogen sind. Ich bin nicht bereit, ihn zu teilen. Wobei… mit Rik würde wohl eher ich geteilt werden. Vielleicht will Kevin mich loswerden.
Meine Beine geben nach. Ich rutsche am Fenster nach unten. Spielt Kevin tatsächlich mit diesem Gedanken?
Das enge Gefühl in meiner Brust will nicht verschwinden. Am liebsten würde ich ins Schlafzimmer rennen und ihn wecken. Aber ich mache es nicht, sondern bleibe noch eine Weile in dieser unbequemen Position hocken, bevor ich mich erhebe und zurück zum Sofa gehe.
Der Laptop steht auf dem Tisch. Ich fahre ihn hoch. Es wird Zeit, dass ich die düstern Gedanken vertreibe und mich ein wenig ablenke. Ich surfe nur selten. Jetzt ist mir allerdings nach Abwechslung, irgendein Browserspiel, das die Zeit zum Fliegen bringt.
***
Todmüde öffne ich die
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