MargeritenEngel (German Edition)
gespannt darauf, dass Musik erklingt.
Es dauert eine Ewigkeit. Ich sehe auf den Wecker neben meinem Bett. Es ist halb vier. Kevin hat mich ziemlich lange schlafen lassen.
Was, wenn ich die Musik gar nicht höre? Vorsichtig stehe ich auf und lausche an der Tür. Aber abgesehen von ein paar Geräuschen, die ich nicht zuordnen kann, ist alles still. Keine Musik. Seufzend gehe ich von der Tür weg und laufe stattdessen im Raum hin und her.
Mein Blick fällt auf den großen Spiegel am Kleiderschrank. Ich betrachte mich und reibe mir den Schlaf aus den Augen. Ein wenig kaltes Wasser wäre nicht schlecht. Meine Haare sind ganz verstrubbelt, weil ich sie vorhin zwar gewaschen, aber nicht geföhnt habe.
Frustriert fahre ich mit den Fingern über meinen Kopf. Der Pony ist schon so lang, dass mir die Haarspitzen in die Augen stechen. Der Rest steht, dank mehrerer Wirbel, in alle Richtungen ab. Ich frage mich wirklich, was Kevin an mir findet.
Ich mache alberne Verrenkungen, um meinen Arsch zu betrachten. Sollte der mit zweiundzwanzig nicht irgendwie knackiger sein? Ich spanne die Muskeln an und betrachte die Grübchen, die dabei entstehen. Er ist nicht so schön rund wie bei anderen Kerlen. Kein Wunder, dass Kevins Interesse an mir abflaut, und mein Schwanz…
Noch ehe ich weiter über meine missratene Figur nachdenken kann, höre ich Musik. Laut dringt sie durch die Tür und sorgt dafür, dass mein Herz einen kleinen Sprung macht. Ich erkenne das Lied sofort.
Langsam gehe ich zur Tür, um sie mit feuchten Händen ein Stück zu öffnen. Die Musik wird lauter und mein Herzschlag ebenfalls. Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, was ich sehe. Eine männliche Stimme singt Over the Rainbow . Genau wie am Ende meines Lieblingsfilms. Wenn Meg Ryan im Park wartet und hofft.
Rosenblüten liegen auf dem Fußboden und weisen den Weg. Sie werden von brennenden roten Teelichtern gesäumt. Ich gehe los und spüre die Blätter unter meinen nackten Füßen. Ein Schauer nach dem anderen jagt durch meinen Körper, sämtliche Härchen haben sich aufgerichtet. Ich bin so aufgeregt, dass ich gar nicht mehr denken kann.
Der Weg führt ins Bad. Die Tür ist angelehnt. Vorsichtig schiebe ich sie auf. Der Duft von Rosen und Vanille steigt mir in die Nase. Mir wird ein wenig flau im Magen. Kevin sitzt nackt auf dem Wannenrand, umgeben von weiteren brennenden Teelichtern. Er lächelt und sieht so wunderschön dabei aus, dass es mir die Sprache verschlägt.
Mein Mund ist vor Aufregung wie ausgetrocknet. Ich weiß nicht, was ich machen soll, und bleibe deshalb im Türrahmen stehen, während ich mich an dieser unglaublichen Szene nicht sattsehen kann. Das Bad scheint regelrecht zu leuchten, die Kerzen werfen bizarre Schatten an die Wand. Kevin hat den Rollladen heruntergelassen, sodass nur das Licht der Kerzen den Raum erhellt. Seine Haut glänzt. Er sieht so perfekt aus, dass ich gar nicht anders kann, als ihn anzustarren.
Kevin streckt mir seine Hand entgegen. Sein Lächeln wird noch ein wenig breiter. Er weiß, dass seine Überraschung gelungen ist.
»Ich habe dir noch gar nicht richtig zum Geburtstag gratuliert«, sagt er und klingt dabei so feierlich.
Ich schlucke, sauge jede seiner Bewegungen ein und lasse mich von der Musik und dem schweren Duft betören. In der Wanne türmt sich ein riesiger Berg Schaum. Ich bezweifle, dass wir da überhaupt noch hineinpassen, ohne dabei das Bad unter Wasser zu setzen.
Kevin hält mir ein Glas Sekt entgegen. Mechanisch greife ich danach.
»Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, mein Engel«, sagt er verführerisch und stößt sein Glas sanft gegen meines. Der Klang hallt in meinen Ohren wider.
»Danke«, krächze ich und trinke einen kleinen Schluck. »Das ist…«, versuche ich, meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich kann nicht glauben, dass er sich so viel Mühe für mich gegeben hat.
»Komm, lass uns in die Wanne gehen, bevor das Wasser kalt wird.«
Kevin zieht mich zu sich heran und schlingt seine Arme um mich. Dann küsst er mich und mein Verstand verabschiedet sich endgültig. Ich glaube, ich löse mich auf. Seufzend presse ich mich an ihn und wünsche mir, dass er mich niemals wieder loslässt.
»Süßer Engel«, murmelt er und lässt seine Zunge fordernd in meinem Mund tanzen.
»Wanne?«, keuche ich gegen seine Lippen. Er lässt von mir ab und dreht sich um, sodass seine Beine nun im Wasser sind, dann gleitet er in die Wanne.
»Heiß.« Genüsslich lässt er sich tiefer
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