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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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Videothek ist. Meist schreibt er mir zwischendurch eine SMS und reagiert sogar wütend und eifersüchtig, wenn ich nicht schnell genug antworte.
    Ich schreibe ihm eine Nachricht und gehe ins Schlafzimmer, um meine Sachen zusammenzupacken. Dabei schaue ich immer wieder nach, aber Kevin antwortet nicht. Das gibt mir den nötigen Antrieb, loszugehen.
    Vorher entsorge ich noch die Chipstüte, deren Inhalt ich vor lauter Frust aufgegessen habe, im Müll. Wahrscheinlich werde ich mich beim Tanzen übergeben, weil mein Bauch so voll ist, aber ich bin bereit, das Risiko einzugehen.
    Der Anblick der Rosenblätter in der Mülltonne ist schmerzhaft. Vielleicht hätte ich sie wenigstens heute noch liegen lassen sollen. Wären es andere Blüten gewesen, hätte ich sie bestimmt nicht so schnell weggefegt. Ein Meer von Margeritenblättern… Seufzend schüttle ich den Kopf. Ich kann meine Augen nicht davon losreißen.
    Ist das vielleicht bezeichnend für uns? Verwelkte Blätter. Führen Kevins große Gesten am Ende immer in den Müll? Welche Bedeutung hat dieser Ring für mich, wenn er sich so seltsam anfühlt? Ich habe keine Ahnung, wie man sich fühlen sollte, wenn man sich verlobt, aber ich habe es mir anders vorgestellt. Bedeutender… aber das liegt wahrscheinlich an meiner kitschigen Auffassung von diesen Dingen.
    Ich schlüpfe in meine Schuhe. Als ich den Autoschlüssel aus der kleinen Schüssel auf dem Schuhschrank nehmen will, ist er nicht da. Ich gehe ins Bad und schaue aus dem Fenster. Kevin hat das Auto genommen. Dabei fährt er nie mit dem Auto zur Videothek, weil sie nicht so weit weg ist. Ich könnte sogar daran vorbeigehen und ihm persönlich Bescheid geben, dass ich zum Training gehe.
    So etwas wie Trotz meldet sich in meinem Inneren. Wenn Kevin sein Handy abstellt, renne ich ihm auch nicht hinterher. Er wird schon feststellen, dass ich nicht zu Hause bin, außerdem habe ich ihm eine SMS geschrieben.
    Ich muss mich beeilen, damit ich nicht zu spät komme.
     
     
     
    ***
     
    Eine Mischung aus Vorfreude und Aufregung treibt mich voran. Schon im Flur höre ich die Musik. Dabei bin ich pünktlich. Das Training beginnt erst in fünf Minuten. Vielleicht sucht Rik die passende Musik heraus. Trotzdem renne ich die Treppen nach oben.
    »Hey, Bengt«, ruft eine weibliche Stimme nach mir. Es ist Sabine, neben Merle die Einzige, deren Namen ich zu hundert Prozent zuordnen kann.
    »Hallo«, antworte ich ein wenig außer Atem.
    »Schön, dass du da bist«, sagt sie und reicht mir die Hand.
    Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, also lächle ich und zucke hilflos mit den Schultern. Wir kennen uns im Grunde nicht. Ich bin mir sicher, dass es nicht auffällt, ob ich beim Tanzen dabei bin oder nicht.
    »Bengt?«, erklingt Riks Stimme hinter mir. Ein kribbeliges Gefühl rast über meinen Körper, als ich mich umdrehe. Zuerst sieht er mich erstaunt an, aber dann stürmt er auf mich zu und nimmt mich in den Arm.
    »Alles Gute zum Geburtstag«, ruft er.
    »Geburtstag?«, tönt es von hinten. Mir wird ganz flau im Magen.
    »Bengt hat Geburtstag!«, ruft Sabine, reißt mich aus Riks Armen und drückt mich ebenfalls.
    »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Danke«, murmle ich verlegen. Meine Wangen brennen wie Feuer. Das ändert sich auch in den nächsten Minuten nicht, denn ich werde von einer zur anderen weitergereicht, gedrückt und geküsst und mit dutzenden Wünschen überhäuft. Ich stottere ein Dankeschön nach dem anderen und bereue schon fast, hergekommen zu sein. Das ist eindeutig zu viel Aufmerksamkeit. Die ganze Zeit spüre ich Hendriks Blick auf mir. Das macht es nicht besser.
    »Ich sollte mich endlich umziehen«, murmle ich total überfordert.
    »Heute entkommst du uns nicht«, ruft mir Sabine lachend hinterher und die anderen stimmen ihr lautstark zu. Fragend sehe ich sie an.
    »Na, du kommst nachher mit. Wir müssen doch auf deinen Geburtstag anstoßen. Wie alt bist du geworden?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Oh mein Gott, du bist noch so unglaublich jung«, kreischt sie.
    »Da hast du ganz schlechte Karten, Sabine«, sagt Merle und zwinkert mir zu.
    »Er ist ja ohnehin nicht an uns Weibern interessiert«, erwidert Sabine. Bevor ich mir noch anhören muss, wie sie mein Liebesleben ausdiskutieren, nutze ich die Chance und verschwinde.
    Ich fühle mich ein wenig zittrig. Eine innere Unruhe treibt mich dazu, noch einmal auf mein Handy zu gucken. Kevin hat immer noch nicht geantwortet. Frustriert werfe ich das Telefon in

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