MargeritenEngel (German Edition)
nur Rik und spüre dieses ungeheure Verlangen nach ihm. Daran ist bestimmt nur mein sexueller Frust schuld.
Ich versuche, mich wieder auf das Geschehen zu konzentrieren. Am Ende der Stunde sind wir alle vollkommen erschöpft, während Rik fluchtartig den Raum verlässt.
»Bis gleich«, rufen mir die anderen nach, als ich ihm nach einiger Zeit folge.
Ich nicke grinsend. Zum Sprechen fehlt mir die Luft. Ich kann kaum glauben, dass meine Beine mich überhaupt noch tragen. Meine Muskeln brennen und meine Knie sind zittrig.
»Rik?«, frage ich leise.
Ich höre das Wasser in der Dusche rauschen. Unschlüssig stehe ich im Raum und weiß nicht, was ich machen soll. Ich muss auch duschen, aber ich traue mich nicht, ihm zu folgen. Noch ehe ich einen Entschluss gefasst habe, taucht er wieder auf. Ich verspüre ich einen heftigen Stich im Herzen. Nicht nur, weil die Wassertropfen so wunderbar über sein Gesicht laufen, sondern wegen des Blicks, mit dem er mich ansieht. Er geht mir unter die Haut und bringt meine Welt ins Wanken.
Er wendet sich von mir ab, nimmt ein Handtuch und rubbelt durch seine Haare. Die Stille zwischen uns ist bedrückend. Ich würde gern etwas sagen oder tun, aber mir fällt nichts ein. Außerdem ist seine Haltung so abweisend, dass ich mich gar nicht traue.
Frustriert gehe ich duschen.
In Windeseile ziehen wir uns an, um diesem Schweigen zu entgehen. Dafür müssen wir draußen warten, denn bei den Frauen geht das Umziehen nicht so schnell.
Die Luft ist kühl und der Wind treibt einige Wolken am dunklen, sternenklaren Himmel entlang. Unter anderen Umständen würde ich den Anblick genießen, jetzt kommt er mir eher unheimlich und düster vor. Fröstelnd ziehe ich die Schultern hoch.
Ich versuche nicht, ihn anzusprechen. Er scheint auch nicht die Absicht zu hegen, mit mir zu reden. Stattdessen überlege ich, ob ich nach Hause gehe. Ich könnte auch zur Videothek gehen. Vorher kaufe ich eine Pizza und dann essen Kevin und ich sie gemeinsam. Das haben wir früher öfter gemacht.
Unwillkürlich schaue ich auf mein Handy, aber da ist immer noch keine Antwort.
»Es kann losgehen«, rufen die Frauen, die natürlich alle zusammen herauskommen.
Sabine hakt sich bei mir unter und zieht mich von Rik weg. Erleichterung macht sich in mir breit, aber auch ein gewisser Widerstand.
»Vielleicht sollte ich doch besser nach Hause gehen«, murmle ich unschlüssig.
»Quatsch. Wir trinken jetzt was zusammen. Ein Glas Sekt muss mindestens drin sein«, zerstreut sie meine Zweifel.
***
Der Geruch von Bier und Whiskey schlägt mir entgegen. Über der Theke hängt ein Fernseher auf dem ein Fußballspiel übertragen wird. Ein paar Männer sitzen am Tresen und kommentieren lautstark das Geschehen.
Der Barkeeper winkt und begrüßt uns mit einem anzüglichen Spruch. Anscheinend weckt das die Neugier der anderen Männer. Sie drehen sich alle gleichzeitig um, lachen und geben ein paar eindeutig zweideutige Kommentare ab. Sie gehen natürlich alle in Richtung der Frauen, die allerdings problemlos kontern.
Verdutzt erstarre ich. Ich glaube, ich erkenne einen der Männer. Leider dreht er sich schnell wieder weg, da im Fernsehen gerade die Massen zu jubeln beginnen. Dann erfolgt ein vielstimmiges Stöhnen und auch die Männer scheinen enttäuscht zu sein.
Stirnrunzelnd betrachte ich den Rücken. Ja, ich weiß, wer er ist. Kann der Abend eigentlich noch schlimmer werden? Wut breitet sich wie ein Feuerball in meinem Bauch aus. Am liebsten würde ich…
Genau in diesem Moment dreht er sich noch einmal um. Er sieht mich an, kneift die Augen zusammen und fängt an, zu grinsen.
»Bengt!«, ruft er und klingt sogar erfreut. Ich dagegen würde ihm am liebsten den Hals umdrehen.
»Paul«, brumme ich.
»Bist du etwa allein hier?«, fragt er, dann klatscht sich lachend auf den Schenkel. »Nein, bestimmt nicht, Kevin lässt dich doch nicht allein vor die Tür. Ist allerdings nicht ganz euer normales Umfeld, oder?«
Verwirrt sehe ich ihn an. Es dauert einen Moment, bis ich seine Worte begreife, dann jedoch fühle ich mich so richtig verarscht. Es ist nichts Neues, dass Paul jede Gelegenheit nutzt, um sich über mich lustig zu machen. Aber nach allem, was ich heute schon mitgemacht habe, ist das echt heftig.
»Du bist so ein Arschloch«, fahre ich ihn an.
»Was ist denn jetzt los?«, fragt er erstaunt.
»Wie soll denn Kevin hier sein, wenn er heute für dich arbeiten muss? An meinem Geburtstag! Aber klar, jetzt
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