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MargeritenEngel (German Edition)

MargeritenEngel (German Edition)

Titel: MargeritenEngel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karo Stein
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würde er einen Monolog mit sich selbst führen. Ich fange an, zu zittern und schäme mich, weil ich immer noch nackt vor ihm stehe, während sich Kevin gerade ein Shirt über den Kopf zieht. »Ich muss gleich los. Zur Arbeit. Paul hat's mir gestern schon gesagt. Ich habe versucht, nein zu sagen, aber es geht nicht. Paul ist manchmal echt ein beschissener Chef.«
    Kevin lacht, aber ich kann nicht lachen. Ich kann gerade gar nichts. Da sind nur diese Worte in meinem Kopf. Er geht arbeiten… jetzt… an meinem Geburtstag.
    »Du hast doch gesagt, dass du heute frei hast«, murmle ich und sehe ihn unsicher an.
    »Das war ja auch so geplant. Hörst du mir nicht zu? Ich habe dir doch gerade erklärt, dass Paul es spontan geändert hat.«
    »Aber…«, wende ich ein, ehe ich schweige, denn es gibt nichts mehr zu sagen.
    »Hey«, sagt er und kommt auf mich zu. »Sei mir nicht böse, okay? Ich brauche den Job, schließlich muss ich mich doch auch an den Kosten für die Wohnung und so beteiligen. Und schick essen willst du auch gehen. Muss ja von irgendwas bezahlt werden.«
    Ich nicke, ohne zu begreifen, was er da sagt. Kann sich eine Situation wirklich innerhalb von ein paar Minuten so ändern? Was ist mit dem Ring an meinem Finger? Ich starre darauf, dann sehe ich Kevin an. Aber da ist wieder diese Mauer, dieses Gefühl, dass ich ihn einfach nicht richtig kenne.
    »Wir sind verlobt«, flüstert er und hält seine Hand gegen meine, dann umarmt er mich. Mein Herz blutet, aber ich nicke tapfer.
    »Ja«, sage ich mit erstickter Stimme. »Wir sind verlobt.«
    Ich hänge wie ein Ertrinkender in seinen Armen und kann nichts dagegen machen, dass seine Nähe sich falsch anfühlt. Gänsehaut überzieht meinen Körper. Ich fange an, zu zittern.
    »Bis später«, sagt Kevin in einem erstaunlich neutralen Ton. Er küsst mein Haar und geht einfach an mir vorbei.
     

 
    Kapitel 12
     
    Die falsche Legierung
     
     
    Das Telefon klingelt. Mechanisch erhebe ich mich vom Sofa. Eigentlich hatte ich mir geschworen, heute maximal zum Pinkeln aufzustehen. Aber wahrscheinlich ist es meine Mutter, die mir zum Geburtstag gratulieren möchte.
    Ich habe keine Lust, mir einen Vortrag über mein Leben anzuhören. Nicht jetzt, nicht in diesem Moment. Trotzdem gehe ich in den Flur. Das Telefon steht in der Ladestation. Lustlos greife ich danach.
    »Engel«, melde ich mich und muss mich räuspern. Mein Mund ist ganz trocken.
    »Bengt? Bist du das?«, fragt eine Stimme, die ich im ersten Moment nicht zuordnen kann. Meine Mutter ist auf jeden Fall nicht.
    »Ja«, antworte ich und runzle die Stirn.
    »Mein lieber Junge. Ich wünsche dir alles, alles Liebe zum Geburtstag, Gesundheit und Frohsinn. Mögen sich im neuen Lebensjahr deine Wünsche und Hoffnungen erfüllen.«
    Stumm höre ich zu, unsicher, ob ich meinen Ohren trauen kann.
    »Ich hoffe, ich störe dich nicht?«, fragt die weibliche Stimme nachdenklich.
    »Frau Schumann?«, rufe ich ungläubig in den Hörer.
    »Ja«, antwortet sie und lacht mir leise ins Ohr. »Hast mich wohl nicht erkannt? Ich wollte nicht bis Freitag warten und dir wenigstens schnell am Telefon gratulieren.«
    Mit so einer Überraschung habe ich nicht gerechnet. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Ich bin erleichtert, dass es nicht meine Mutter ist.
    »Das ist wirklich nett von Ihnen. Danke!«
    »Feiert ihr ein wenig?«
    »Nein«, erwidere ich stockend. Vielleicht wäre es besser, wenn ich sie anlügen würde, aber das würde nichts an den Tatsachen ändern. Außerdem kann ich nicht gut lügen. Nicht einmal am Telefon.
    »Ihr feiert nicht? Was ist denn los?« Ihre Stimme klingt besorgt, was das gute Gefühl wieder vertreibt.
    »Kevin musste kurzfristig arbeiten. Ich bin allein zu Hause.« Am Ende habe ich nur noch geflüstert. Die Worte auszusprechen macht es so real, Es scheint, als wenn von jeder Wand der Widerhall erklingt: Ich bin an meinem Geburtstag allein.
    Dabei bin ich doch dauernd allein. Es sollte mich nicht so traurig machen. Verstohlen werfe ich einen Blick auf meine Hand.
    »Bengt? Willst du mir erzählen, was passiert ist?«
    Ich atme tief durch, betrachte den Ring. Es sollte sich viel besser anfühlen, oder?
    »Kevin hat sich wirklich Mühe gegeben. Er hat mich mit einem gemeinsamen Bad überrascht, mit Rosenblättern und Kerzen… und mit einem Ring.«
    »Ein Ring?«
    »Ja, ein Verlobungsring«, murmle ich in den Hörer.
    »Aber… das ist ja… Herzlichen Glückwunsch. Das klingt doch

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