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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Vorstellung, diese Häuser zu erkunden, keine große Angst, weil die ganze Stadt einen verlassenen Eindruck macht. Kein Laden ist offen. Nach dem Zentrum kreuzt eine einzige Straße die Hauptstraße – Roscoes einzige Wohnstraße mit der Grundschule. Bescheidene Holzhäuser im Schatten von Bäumen, die in dieser Gegend dicht und hoch wachsen.
    Wir bleiben auf der Landstraße, und das Tempolimit geht wieder nach oben. Radar fährt trotzdem langsam. Nach knapp zwei Kilometern sehen wir links einen Feldweg, der nicht ausgeschildert ist.
    »Das ist es vielleicht«, sage ich.
    »Das ist eine Einfahrt «, gibt Ben zurück, aber Radar fährt trotzdem hinein. Es sieht tatsächlich aus wie eine Einfahrt. Links ist eine ungemähte Wiese. Ich sehe nichts, aber ich vermute, in dem hohen Gras könnte man sich gut verstecken. Wir fahren ein Stück, bis die Straße vor einem viktorianischen Bauernhaus endet. Das ist es nicht. Wir wenden und fahren zur Landstraße zurück, der wir weiter nach Norden folgen. Irgendwann heißt die Landstraße Cat Hollow Road, und wir fahren weiter, bis wir wieder einen Feldweg sehen, der genauso aussieht wie der vorige, nur dass dieser auf der rechten Seite ist. Er führt zu einer verfallenen Scheune aus grauem, verwittertem Holz. Riesige zylindrische Heuballen säumen die Felder zu beiden Seiten, doch das Gras ist schon wieder nachgewachsen. Radar fährt Schritttempo. Wir suchen nach irgendeinem Zeichen. Nach einem Riss in der perfekten Idylle.
    »Meint ihr, das könnte der General Store sein?«, frage ich.
    »Die Scheune?«
    »Ja.«
    »Weiß nicht«, sagte Radar. »Sieht ein General Store wie eine Scheune aus?«
    Ich schürze die Lippen und atme aus. »Keine Ahnung.«
    »Ist das – Mann, da steht ja ihr Auto!«, ruft Lacey neben mir. »Ja ja ja ja ja, das ist ihr Auto!«
    Radar bremst, und ich starre in die Richtung, in die Lacey zeigt. Ein silberner Schimmer mitten im Feld. Ich beuge mich rüber, bis mein Gesicht neben Laceys ist, und erkenne das Dach eines Wagens. Gott weiß, wie er da hingekommen ist, denn kein Weg führt in diese Richtung.
    Radar stellt den Wagen ab, und ich springe raus und renne zu ihrem Auto. Leer. Nicht abgeschlossen. Ich mache den Kofferraum auf. Auch leer, bis auf einen offenen, leeren Koffer. Ich sehe mich um, und dann gehe ich auf die Scheune zu, die ich jetzt definitiv für das Überbleibsel des Agloe General Store halte. Ben und Radar folgen mir, als ich über die gemähte Wiese renne. Wir betreten die Scheune nicht durch die Tür, sondern durch eins der gähnenden Löcher in der Wand, wo die Bretter fehlen.
    Durch die Löcher im Dach scheint die Sonne auf Teile des morschen Holzbodens. Als ich mich nach Margo umsehe, registriere ich verschiedene Details : die faulenden Dielen, den vertrauten Geruch nach Mandeln, eine sonnenbeschienene alte Badewanne mit Klauenfüßen in der Ecke, so viele Löcher im Holz, dass man gleichzeitig drinnen und draußen ist.
    Jemand zerrt an meinem T-Shirt. Ich drehe mich um und sehe, wie Ben bedeutungsvoll in eine Ecke starrt. Ich muss hinter eine Lichtsäule, die durch die Decke fällt, sehen, aber dann erkenne ich die Ecke dahinter. An der Wand lehnen zwei lange brusthohe, schmutzige, grau getönte Plexiglasscheiben, die einen spitzen Winkel bilden. Sie bilden eine Art Kabine, einen dreieckigen Kubus, wenn so was möglich ist.
    Das Tolle an getönten Scheiben ist : sie sind durchsichtig. Deshalb kann ich, in Grautönen, die seltsame Szene dahinter erkennen : Margo Roth Spiegelman sitzt in einem schwarzen Lederbürostuhl, über einen Schultisch gebeugt, und schreibt. Ihr Haar ist viel kürzer – der Pony über den Augenbrauen gezackt und der Rest verstrubbelt, wie um die Asymmetrie noch zu betonen – aber sie ist es. Sie lebt. Sie ist mit ihrem Büro aus einer verlassenen Ladenzeile im Bundesstaat Florida in eine verlassene Scheune im Bundesstaat New York umgezogen, und ich habe sie gefunden.
    Wir gehen auf sie zu, alle vier, aber Margo scheint uns nicht zu sehen. Sie schreibt einfach weiter. Endlich sagt jemand – Radar vielleicht : »Margo. Margo?«
    Sie steht auf, stellt sich auf Zehenspitzen und legt die Hände auf die provisorische Bürowand. Falls sie überrascht ist, uns zu sehen, merkt man ihr das nicht an. Da ist Margo Roth Spiegelman, zwei Meter von mir entfernt, mit aufgesprungenen Lippen, ungeschminkt, mit dreckigen Fingernägeln und schweigenden Augen. Ich habe ihre Augen noch nie so tot gesehen. Aber

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