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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Maschine, die Faschisten tötet.
    Sie dreht sich zu mir und legt den Kopf auf meine Schulter, und wir liegen genau so da, wie ich es mir vor langer Zeit vorgestellt habe, auf der Wiese in SeaWorld. Es hat viele Tage und Tausende von Kilometern gedauert, aber jetzt ist es so : ihr Kopf auf meiner Schulter, mein Atem in ihrem Nacken, die Müdigkeit, die uns beide erfüllt. Es ist genau so, wie ich es mir damals gewünscht hatte, nur hier und jetzt.
     
    Als ich aufwache, taucht die untergehende Sonne alles in bedeutungsvolles Licht, vom gelben Himmel bis zu den Grashalmen über meinem Kopf, die sich träge wiegen wie Schönheitsköniginnen. Ich rolle mich zur Seite und sehe Margo Roth Spiegelman auf allen vieren, einen Meter von mir entfernt. Ich brauche einen Moment, bis ich begreife, dass sie gräbt. Ich krabble zu ihr und helfe ihr. Die Erde unter dem Gras ist trocken wie Staub. Sie lächelt mich an. Mein Herz schlägt mit Schallgeschwindigkeit.
    »Wonach graben wir?«, frage ich sie.
    »Falsche Frage«, sagt sie. »Die Frage heißt : Wofür graben wir?«
    »Na gut. Wofür graben wir?«
    »Wir graben Gräber für die kleine Margo und den kleinen Quentin und die winzige Myrna Mountweazel und für den armen toten Robert Joyner«, sagt sie.
    »Das sind Beerdigungen, die ich vertreten kann, glaube ich«, sage ich. Die Erde ist trocken und bröckelig und von Insektentunneln durchzogen wie ein verlassener Termitenbau. Immer wieder tauchen wir die Hände in die Erde ein, und jede Handvoll wird von einer kleinen Staubwolke begleitet. Wir graben ein großes, tiefes Loch. Es muss ein gutes Grab werden. Bald steckt mein Arm bis zum Ellbogen in der Erde. Als ich mir den Schweiß von der Stirn wische, wird mein Ärmel dreckig. Margos Wangen sind rot. Ich habe ihren Geruch in der Nase, und sie riecht genau wie in der Nacht, kurz bevor wir bei SeaWorld in den Graben gesprungen sind.
    »Ich habe ihn mir nie als echten Menschen vorgestellt«, sagt sie.
    Ich nutze die Gelegenheit für eine Pause und setze mich hin. »Wen, Robert Joyner?«
    Sie gräbt weiter. »Ja. Für mich war er einfach etwas, was mir zugestoßen ist, weißt du, was ich meine? Aber bevor er zu dieser Nebenfigur in meinem Leben wurde, war er — du weißt schon, die Hauptfigur in seinem eigenen Leben.«
    Ich hatte ihn auch nie als echten Menschen gesehen. Als Jungen, der im Sand buddelt wie ich. Als Teenager, der sich verliebt wie ich. Als Mann, dessen Saiten reißen und der seine Wurzeln nicht mehr spürt, als Mann mit Rissen. Wie ich. »Ja«, sage ich nach einer Weile, als ich weitergrabe. »Für mich war er auch immer nur ein Toter.«
    »Ich wünschte, wir hätten etwas tun können«, sagt sie. »Ich wünschte, wir hätten beweisen können, dass wir Helden sind.«
    »Es wäre schön, wenn wir ihm hätten sagen können, egal, was passiert ist, es muss nicht das Ende der Welt sein.«
    »Ja, auch wenn irgendwann das Ende kommt.«
    Ich zucke die Schultern. »Ja, klar. Man überlebt nicht alles. Aber alles bis auf das Letzte.« Wieder greife ich in die Erde, die hier viel schwärzer ist als zu Hause im Süden. Ich werfe eine Handvoll Erde auf den Haufen hinter uns und lehne mich zurück. Ich spüre, dass ich ganz nah an einer Idee bin, und versuche mich hineinzureden. So viele Worte am Stück habe ich, seit ich sie kenne, nicht zu Margo gesagt. Aber jetzt rede ich, mein letzter Auftritt für sie.
    »Wenn ich daran dachte, wie er starb – was ich zugegebenermaßen nicht oft getan habe –, dachte ich immer an das, was du gesagt hast, dass die letzte Saite in ihm gerissen war. Aber man kann es auch anders sehen : Vielleicht reißen die Saiten, oder wir sind Luftballons an dünnen Schnüren oder Schiffe, die sinken, oder vielleicht sind wir wie das Gras – mit Wurzeln, die unendlich miteinander verbunden sind, so dass keiner stirbt, solange noch einer am Leben ist. Ich meine, es gibt so viele Metaphern. Aber wir müssen vorsichtig sein, welche Vergleiche wir uns aussuchen, denn es spielt eine Rolle. Wenn du von Saiten redest, stellst du dir eine Welt vor, in der du irreparabel kaputtgehen kannst. Wenn du das Gras nimmst, sagst du, dass wir alle zusammenhängen und durch unser Wurzelsystem nicht nur einander verstehen, sondern wie ein anderer sein können. Vergleiche haben Auswirkungen. Verstehst du, was ich meine?«
    Sie nickt.
    »Die Saiten gefallen mir. Weil es sich wirklich so anfühlt. Aber ich glaube, die Saiten machen unseren Kummer verhängnisvoller, als

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