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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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daran arbeiten kannst, nicht mehr so ein Angsthase zu sein.
    Also schön. Das war’s. Ich lasse mir schnell was einfallen. Klebe das Woody-Guthrie-Poster an die Rückseite des Rollos, kreise das Lied auf der Platte ein, unterstreiche die zwei Zeilen aus Grashalme in einer anderen Farbe als die Stellen, die ich beim Lesen angestrichen hatte. Dann, als du in der Schule bist, steige ich bei dir ein und stopfe den Zeitungsschnipsel in deine Türangel. Dann fahre ich erst mal nach Osprey, zum einen, weil ich noch nicht ganz abfahrbereit bin, und zum anderen, weil ich für dich aufräumen will. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst, verstehst du? Deswegen habe ich das Graffiti überpinselt; ich hätte nicht gedacht, dass man es trotzdem noch erkennen würde. Ich habe die Seiten vom Schreibtischkalender abgerissen, die ich benutzt hatte, und ich habe die Landkarte von der Wand genommen, die dort hing, seit ich Agloe darauf entdeckt hatte. Und dann habe ich da übernachtet, weil ich müde war und sonst nirgends hinkonnte. Am Ende bin ich sogar zwei Nächte geblieben, um all meinen Mut zusammenzunehmen, schätze ich. Keine Ahnung, vielleicht dachte ich auch, dass du ganz schnell dort auftauchst. Und dann bin ich losgefahren. Ich habe zwei Tage gebraucht. Seitdem bin ich hier.«
    Anscheinend ist sie fertig, aber ich habe noch Fragen. »Warum ausgerechnet hier?«
    »Eine falsche Stadt für ein Plastikmädchen«, erklärt sie. »Ich habe Agloe mit zehn oder elf in einem Buch über ›unglaubliche Tatsachen‹ entdeckt. Seitdem spukt es bei mir im Kopf rum. Jedes Mal, wenn ich oben auf dem SunTrust Building war – auch als wir zusammen da waren –, habe ich weniger daran gedacht, dass alles da unten aus Plastik ist. Ich habe runtergesehen und gedacht, dass ich aus Plastik bin. Ich war so hohl und so falsch, nicht die anderen. Das Seltsame ist, die Leute lieben Plastikmädchen. Das war schon immer so. Plastikmädchen sind Projektionsflächen. Und schlimmer noch, mir hat es auch gefallen. Ich habe es drauf angelegt, verstehst du?
    Weil es irgendwie toll ist, etwas zu sein, das alle mögen. Nur dass ich nicht meine eigene Projektionsfläche sein konnte. Aber Agloe war für mich ein Ort, wo aus etwas Falschem etwas Echtes wird. Aus einem fiktiven Punkt auf der Landkarte ist ein echter Ort geworden — echter, als seine Erfinder es sich je hätten träumen lassen. Ich dachte, vielleicht würde hier auch die Plastikfigur eines Mädchens Wirklichkeit werden. Und es schien mir die richtige Botschaft an das Plastikmädchen, dem seine Beliebtheit, seine Kleider und alles andere so wichtig waren : ›Am Ende gehst du in falsche Städte. Und kommst nie mehr zurück.‹«
    »Das Graffiti«, sage ich. »Mein Gott, Margo, ich habe so viele Bauruinen abgeklappert, auf der Suche nach deiner Leiche. Ich dachte – ich habe wirklich gedacht, du bist tot.«
    Sie steht auf und kramt in ihrem Rucksack herum, dann nimmt sie eins der Bücher von ihrem Nachttisch und liest mir aus Die Glasglocke vor : »Aber dann, als ich es tun wollte, sah die Haut an meinem Handgelenk so weiß und so wehrlos aus, dass ich es nicht tun konnte. Es war, als wollte ich nicht diese Haut oder den dünnen blauen Puls, der unter meinem Daumen zuckte, umbringen, sondern etwas anderes, das tiefer lag, das geheimer war und an das sehr viel schwerer heranzukommen war.« Sie setzt sich neben mich, ganz nah, sieht mich an, der Stoff unserer Hosen berührt sich, ohne dass sich unsere Beine berühren. Margo sagt : »Ich weiß genau, was sie meint. Dieses Etwas, das tiefer liegt und geheimer ist. Es ist wie ein Riss tief in dir drin. Wie ein Sprung, an dem die Teile nicht mehr richtig zusammenpassen.«
    »Das gefällt mir«, sage ich. »Wie Risse im Bug eines Schiffs.«
    »Ja, genau.«
    »Irgendwann sinkt das Schiff deswegen.«
    »Genau«, sagt sie. Wir reden immer schneller.
    »Ich fasse es nicht, dass du nicht von mir gefunden werden wolltest.«
    »Tut mir leid. Wenn es dich tröstet : Ich bin sehr beeindruckt. Und es ist schön, dass du hier bist. Du bist ein guter Reisegefährte.«
    »Ist das eine Einladung?«, frage ich.
    »Vielleicht.« Sie lächelt.
    Mein Herz flattert schon so lange in meinem Brustkorb, dass diese neue Art der Aufregung beinahe zu viel ist – aber nur beinahe. »Margo, du könntest doch für den Sommer nach Hause kommen. Meine Eltern haben gesagt, du kannst bei uns wohnen, oder du suchst dir einen Job und mietest dir im Sommer eine Wohnung,

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