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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Margo die Hand noch einen Moment auf meiner Hüfte liegen ließ und ich die Gelegenheit ergriff, den Arm um sie zu legen. »Du bist wirklich meine Lieblingscousine«, sagte ich.
    Sie lächelte, gab mir einen Hüftstoß, und dann wand sie sich aus meiner Umarmung.
    »Da wäre ich nie draufgekommen.«
4
    Die Interstate 4 war angenehm leer, als ich Margos Wegbeschreibung folgte. Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte 01 :07.
    »Ist das nicht schön?«, fragte sie. Sie blickte von mir weg aus dem Beifahrerfenster, so dass ich sie kaum sehen konnte. »Ich liebe es, im Schein der Straßenlichter dahinzurasen.«
    »Licht«, sagte ich, »sichtbare Erinnerung an das unsichtbare Licht.«
    »Das ist schön.«
    »T. S. Eliot«, sagte ich. »Hast du auch gelesen. Englisch, elfte Klasse.« Ich hatte das ganze Gedicht, aus dem die Worte stammten, nie ganz gelesen, aber ein paar Zeilen hatten sich mir eingeprägt.
    »Ach so, ein Zitat.« Sie klang ein bisschen enttäuscht. Ich sah ihre Hand auf der Mittelkonsole. Wenn ich meine Hand auf die Mittelkonsole gelegt hätte, wären unsere Hände zur selben Zeit am selben Ort gewesen. Doch ich tat es nicht. »Sag es noch mal«, sagte sie.
    »Licht, sichtbare Erinnerung an das Unsichtbare Licht.«
    »Mann, das ist gut. Damit machst du bei deiner Herzensdame sicher Punkte.«
    »Ex-Herzensdame«, berichtigte ich sie.
    »Suzie hat dich abserviert?«, fragte Margo.
    »Woher willst du wissen, dass sie mich abserviert hat?«
    »Oh, tut mir leid.«
    »Na ja, es stimmt schon«, gab ich zu, und Margo lachte. Unsere Trennung war schon ein paar Monate her, aber ich nahm es Margo nicht übel, dass sie dem Liebesleben der kleinen Leute nicht allzu viel Beachtung schenkte. Was sich im Musikraum abspielte, blieb im Musikraum.
    Margo legte die Füße aufs Armaturenbrett und wackelte im Rhythmus ihrer Sätze mit den Zehen. So sprach sie immer, mit dieser erkennbaren Melodie, als würde sie Gedichte vortragen. »Tut mir leid, das zu hören. Aber ich kann es dir nachfühlen. Mein schnuckeliger Freund der letzten Monate vögelt meine beste Freundin.«
    Ich sah zu ihr rüber, aber die Haare hingen ihr ins Gesicht, und ich konnte nicht erkennen, ob sie nur Spaß machte. »Im Ernst?« Sie schwieg. »Heute Morgen habe ich euch noch zusammen lachen sehen.«
    »Keine Ahnung, was du meinst. Ich habe es heute früh vor der Schule erfahren, und dann kam ich dazu, wie Jason und Becca miteinander geredet haben, und ich habe geschrien wie am Spieß, und dann ist Becca in die Arme von Clint Bauer gerannt, und Jason stand einfach nur da wie ein Spacko, dem der Kautabaksabber aus dem Mund läuft.«
    Offenbar hatte ich die Szene im Schulflur vollkommen falsch interpretiert. »Das ist seltsam, weil Chuck Parson heute Morgen zu mir kam und wissen wollte, was ich über dich und Jason weiß.«
    »Na ja, ich schätze, Chuck führt Jasons Befehle aus. Wahrscheinlich soll er rausfinden, wer alles Bescheid weiß.«
    »Mann, warum lässt sich der Idiot mit Becca ein?«
    »Tja, da sie weder für ihre außergewöhnliche Persönlichkeit noch für ihre Herzensgüte bekannt ist, schätze ich, weil sie einfach scharf ist.«
    »Nicht so scharf wie du«, sagte ich, bevor ich es mir anders überlegen konnte.
    »Ich habe nie verstanden, warum man mit jemand zusammen sein will, nur weil er gut aussieht. Das ist doch, als würdest du dir die Cornflakes nach der Farbe aussuchen und nicht nach dem Geschmack. Übrigens, wir müssen an der nächsten Ausfahrt raus. Ich bin nicht hübsch, jedenfalls nicht aus der Nähe. Meistens finden mich die Leute, desto näher sie mir kommen, umso weniger attraktiv.«
    »Das ist …«, begann ich.
    »Vergiss es«, antwortete sie.
     
    Ich fand es ziemlich unfair, dass ein Arschloch wie Jason Worthington sowohl Margo als auch Becca ins Bett kriegte, während vollkommen liebenswerte Personen wie meine Wenigkeit keine von beiden ins Bett kriegten – oder sonst ein Mädchen. Andererseits halte ich es mir zugute, dass ich nicht der Typ bin, der scharf auf Becca Arrington ist. Sie war vielleicht ganz hübsch, aber außerdem war sie 1. provozierend geistlos und 2. eine hundertprozentige stutenbissige Oberzicke. Diejenigen von uns, die im Musikraum verkehrten, hatten längst den Verdacht, dass Becca ihre hübsche Figur dadurch hielt, dass sie sich von den Seelen junger Kätzchen und den Träumen armer Kinder ernährte. »Becca ist sowieso eine blöde Ziege«, sagte ich, um die Unterhaltung irgendwie am Laufen zu

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