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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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halten.
    »Ja«, antwortete sie, während sie aus dem Beifahrerfenster starrte. Ihr Haar glänzte im Licht der Straßenlaternen. Einen Moment dachte ich, sie weinte, doch dann hatte sie sich wieder gefasst, zog sich die Kapuze über den Kopf und nahm die Kralle aus der Wal-Mart-Tüte. »Na ja, jedenfalls werden wir uns heute amüsieren«, sagte sie, als sie die Plastikverpackung aufriss.
    »Darf ich schon fragen, wo es hingeht?«
    »Zu Becca«, sagte sie.
    »Oh-oh«, antwortete ich und blieb am nächsten Stoppschild stehen. Ich legte die Handbremse ein und versuchte Margo zu sagen, dass ich sie lieber nach Hause fahren würde.
    »Keine Straftaten. Versprochen. Wir müssen Jasons Wagen finden. Becca wohnt da vorne rechts, aber er parkt bestimmt nicht vor dem Haus, wenn ihre Eltern da sind. Versuch es in der Parallelstraße. Das ist Teil eins.«
    »Na gut«, sagte ich. »Aber dann fahren wir nach Hause.«
    »Nein. Dann kommt Teil zwei von elf.«
    »Margo, das ist keine gute Idee.«
    »Fahr einfach«, sagte sie, und ich gehorchte. Wir fanden Jasons Lexus zwei Straßen weiter, am Ende der Stichstraße. Noch bevor ich zum Stehen kam, war Margo mit der Kralle in der Hand aus dem Kleinbus gesprungen. Sie öffnete die Fahrertür von Jasons Wagen, setzte sich auf den Sitz und begann die Kralle an Jasons Lenkrad anzubringen. Anschließend drückte sie leise die Tür hinter sich zu.
    »Der Penner schließt seinen Wagen nie ab«, flüsterte sie, als sie wieder bei mir war. Den Schlüssel der Kralle steckte sie ein. Dann wuschelte sie mir durch die Haare. »Teil eins ist erledigt.«
    Auf dem Weg zu Becca erklärte sie mir Teil zwei und drei.
    »Das ist ziemlich brillant«, sagte ich, obwohl meine Nerven bis zum Anschlag prickelten.
    Ich bog in Beccas Straße und parkte zwei Häuser vor der arringtonschen Neubauvilla. Margo kletterte auf die Rückbank und kam mit einem Fernglas und einer Digitalkamera zurück. Sie spähte zuerst durch das Fernglas, dann reichte sie es mir. Ich konnte Licht im Keller sehen, aber keine Bewegung. Hauptsächlich war ich überrascht, dass es überhaupt einen Keller gab. In weiten Teilen von Orlando konnte man nicht tief graben, sonst stieß man auf Wasser.
    Ich kramte in meiner Hosentasche, zog das Handy raus und tippte die Nummer ein, die Margo mir diktierte. Es klingelte einmal, zweimal, dann meldete sich eine verschlafene Männerstimme. »Hallo?«
    »Mr. Arrington?«, fragte ich. Margo ließ mich anrufen, weil er ihre Stimme kannte.
    »Wer ist da? Herrgott noch mal, weißt du, wie spät es ist?«
    »Sir, ich finde, Sie sollten wissen, dass Ihre Tochter gerade im Keller Ihres Hauses mit Jason Worthington im Bett ist.« Und dann legte ich auf. Teil zwei : accompli.
    Margo und ich sprangen aus dem Wagen, rannten die Straße hinunter und warfen uns bäuchlings hinter die Hecke, die den Garten der Arringtons umgab. Margo reichte mir die Kamera. Wir sahen zu, wie im oberen Stockwerk die Lichter angingen, dann im Treppenhaus, dann in der Küche. Und schließlich das Licht an der Kellertreppe.
    »Da kommt er«, flüsterte Margo, bevor ich wusste, was sie meinte, doch dann sah ich im Augenwinkel, wie sich ein entblößter Jason Worthington aus dem Kellerfenster quetschte. Im nächsten Moment sprintete er über den Rasen, nackt bis auf die Boxer-shorts, und während er näher kam, sprang ich auf und machte ein Foto von ihm, womit Teil drei erledigt war. Der Blitz überraschte uns beide, und einen grellweißen Moment blinzelte er mich durch die Dunkelheit an, bevor er in die Nacht davonstürzte.
    Margo zupfte am Bein meiner Jeans; ich sah zu ihr runter, und sie grinste albern. Ich hielt ihr die Hand hin und half ihr auf, dann rannten wir zurück zum Wagen. Als ich den Schlüssel ins Zündschloss steckte, sagte sie : »Zeig mir das Bild.«
    Zusammen warteten wir, bis sich das Bild auf dem Bildschirm aufbaute. Und unsere Köpfe berührten sich fast. Beim Anblick von Jason Worthingtons erschrockenem, bleichem Gesicht musste ich laut lachen.
    »O Gott«, rief Margo und zeigte auf den Bildschirm. Jason hatte es in der Eile anscheinend nicht geschafft, den kleinen Jason in seinen Boxershorts zu verstauen, und da hing er, der kleine Schelm, digital für die Nachwelt eingefangen.
    »Ein Penis wie der Staat Rhode Island«, sagte Margo, »auch seine bunte Geschichte macht ihn nicht größer.«
    Als ich wieder zum Haus sah, war das Licht im Keller aus. Irgendwie tat mir Jason leid – es war nicht seine Schuld, dass

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