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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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gewusst, dass Margo hierherkam?«
    Bevor Gus antworten konnte, sprach Ace durch die Maske. Seine Stimme klang etwas verzerrt, aber verständlich. »Margo war dauernd hier, Mann. Wir kommen nur ein paarmal im Jahr; hier ist alles voll mit Asbest, und besonders aufregend ist es auch nicht. Aber sie war fast immer da, wenn wir in den letzten Jahren hergekommen sind. War ’ne heiße Braut, was?«
    » War? «, wiederholte Lacey.
    »Sie ist abgehauen, oder?«
    »Was weißt du davon?«, fragte Lacey.
    »Nichts, Mann«, sagte Gus. »Vor ’ner Weile habe ich Margo mit ihm gesehen.« Er nickte in meine Richtung. »Und dann hab ich gehört, dass sie abgehauen ist. Paar Tage später ist mir eingefallen, dass sie hier sein könnte, und da sind wir rausgefahren.«
    »Ich hab nie kapiert, warum sie so auf den Schuppen hier stand«, sagte der Handwerker. »Hier gibt’s nicht viel zu sehen. Nicht viel zu erforschen.«
    »Was meint ihr mit erforschen ?«, fragte Lacey Gus.
    »Urbane Höhlenforschung. Wir steigen in leer stehende Gebäude ein, erforschen sie, machen Fotos. Wir nehmen nichts mit; wir lassen nichts liegen. Wir sind nur Beobachter.«
    »Es ist ein Hobby«, erklärte Ace. »Früher, als wir noch in der Schule waren, hat Gus Margo manchmal mitgenommen.«
    »Sie hatte ein gutes Auge, obwohl sie gerade mal dreizehn war«, sagte Gus. »Sie hat immer einen Weg rein gefunden. Früher sind wir nur ab und zu losgezogen. Jetzt machen wir’s drei Mal die Woche. Überall stehen leere Gebäude rum. Drüben in Clearwater gibt es eine leer stehende Irrenanstalt. Die ist unglaublich. Man sieht, wo sie früher die Irren festgeschnallt und ihnen Elektroschocks verpasst haben. Weiter westlich von hier steht ein alter Knast. Aber Margo war komisch drauf. Sie ist zwar gern in Gebäude eingestiegen, aber dann wollte sie sich am liebsten gleich häuslich dort einrichten.«
    »Ja, Mann. Das hat genervt«, erklärte Ace.
    Der Handwerker sagte : »Sie wollte nicht mal Fotos machen. Oder rumlaufen und Sachen entdecken. Sie wollte nur reingehen und es sich dann gemütlich machen. Wisst ihr noch, das kleine schwarze Notizbuch, das sie hatte? Sie hat sich damit in eine Ecke gesetzt und hineingeschrieben, als wäre sie bei sich zu Hause und machte Hausaufgaben oder so was.«
    »Ehrlich gesagt«, sagte Gus, »ich glaube, sie hat nie richtig begriffen, worum es beim Höhlenforschen geht. Was das Spannende ist. Sie war irgendwie depri-mäßig drauf.«
    Ich wollte, dass sie weiterredeten, weil jede Information zu meinem Bild von Margo beitrug. Doch Lacey stand plötzlich auf und trat gegen ihren Stuhl. »Seid ihr nie auf die Idee gekommen, mal zu fragen, warum sie so depri-mäßig drauf war? Oder warum sie es an so unheimlichen Orten gemütlich fand? Habt ihr da nie drüber nachgedacht?« Sie hatte sich vor Gus aufgebaut und schrie ihn an, und dann stand er auch auf, einen halben Kopf größer als sie, und der Handwerker sagte : »Mann, kann jemand mal die Irre hier beruhigen.«
    »Nimm das zurück!«, brüllte Ben, und bevor ich wusste, was geschah, hatte Ben sich auf den Handwerker gestürzt, der überrascht vom Stuhl fiel und auf seiner Schulter landete. Ben setzte sich rittlings auf ihn und fing an auf ihn einzuschlagen, wütend und ungeschickt, immer auf die Gasmaske. »SIE IST NICHT IRRE, DU BIST IRRE!«, schrie er, bis ich seinen Arm erwischte und Radar den anderen festhielt. Wir zerrten ihn weg, doch er hörte nicht auf zu schreien : »Ich hab ’ne Menge Wut aufgestaut! Ich hab den Wichser gerne gehauen! Lasst mich los, ich will weiterhauen!«
    »Ben«, sagte ich und versuchte beruhigend zu klingen – versuchte, wie meine Mutter zu klingen. »Ben, es ist gut. Du hast uns deinen Standpunkt deutlich gemacht.«
    Gus und Ace halfen dem Handwerker hoch, und Gus sagte : »Mann, Leute, wir hauen ab, okay? Ihr könnt die Bruchbude haben.«
    Ace sammelte hastig die Fotoausrüstung ein, und dann verschwanden sie rasch durch die Hintertür.
    Lacey wollte mir erklären, woher sie Gus kannte : »Er war in der Zwölften, als wir …« Doch ich winkte ab. Darauf kam es nicht an.
    Radar wusste, worauf es ankam. Ohne Zeit zu verlieren, setzte er sich wieder vor den Kalender und sah sich die Seiten von Nahem an. »Ich glaube nicht, dass sie das Blatt vom Mai beschrieben hat«, sagte er. »Das Papier ist dünn, und es hat sich nichts durchgedrückt. Auch wenn es sich nicht mit Sicherheit sagen lässt.« Dann stand er auf, um nach weiteren Hinweisen zu

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