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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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suchen, und ich sah Laceys und Bens Taschenlampen hinterher, als sie durch das Trollloch verschwanden. Ich blieb, wo ich war, in dem verlassenen Großraumbüro, und stellte sie mir vor. Ich stellte mir vor, wie sie mit diesen Kerlen herumgezogen war, die vier Jahre älter waren, in irgendwelche leer stehenden Gebäude. Das war Margo, wie ich sie gesehen hatte. Aber dann, sobald sie im Gebäude ist, ist sie nicht mehr die Margo, die ich mir vorstellte. Während die anderen die Gegend erkunden und Fotos machen und sich amüsieren, setzt Margo sich irgendwohin und fängt an zu schreiben.
    Aus dem Nebenzimmer rief Ben : »Q! Wir haben was!«
    Ich wischte mir mit beiden Ärmeln den Schweiß von der Stirn und zog mich an Margos Schreibtisch hoch. Dann duckte ich mich durch das Trollloch und ging auf die drei Lichtkegel zu, die über der Teppichrolle die Wand anleuchteten.
    »Schau dir das an«, sagte Ben und malte mit dem Lichtkegel ein Rechteck an die Wand. »Weißt du noch, die kleinen Löcher, von denen du erzählt hast?«
    »Ja?«
    »Anscheinend hat sie da Sachen an die Wand gepinnt. Postkarten oder Bilder vermutlich, den Abständen nach zu urteilen. Die sie anschließend mitgenommen hat«, sagte Ben.
    »Ja, vielleicht«, sagte ich. »Ich wünschte, wir würden das Notizbuch finden, von dem Gus gesprochen hat.«
    »Als er davon geredet hat, ist es mir wieder eingefallen«, sagte Lacey, deren Taschenlampe ihre Beine anstrahlte. »Sie hatte ihr kleines schwarzes Buch immer und überall dabei. Ich habe nie mitgekriegt, wie sie reinschreibt. Ich dachte, es wäre ihr Kalender oder so was. Gott, ich habe sie nie danach gefragt. Ausgerechnet ich rege mich über Gus auf, der nicht mal richtig mit ihr befreundet war. Was habe ich sie je gefragt?«
    »Wahrscheinlich hätte sie dir sowieso nichts erzählt«, sagte ich. Es war unangemessen, so zu tun, als hätte Margo keinen Beitrag dazu geleistet, dass sie uns allen ein Rätsel blieb.
    Wir sahen uns noch eine Stunde um. Als ich schon sicher war, dass unser Ausflug absolut nichts gebracht hatte, glitt meine Taschenlampe über die Immobilienbroschüren, die auf einem der Tische zu einem Kartenhaus gestapelt waren. Eine davon war von Grovepoint Acres. Ich hielt den Atem an, als ich die anderen Broschüren durchsah. Dann holte ich Stift und Zettel aus meinem Rucksack, der an der Tür stand, und schrieb mir die Namen der beworbenen Siedlungen auf. Ich erkannte noch eine zweite wieder : Collier Farms – eine der beiden Geistersiedlungen meiner Liste, die ich noch nicht besucht hatte. Nachdem ich mir alle Namen notiert hatte, verstaute ich den Block wieder. Vielleicht war es egoistisch, aber ich wollte sie alleine finden.
17
    Als meine Mutter am Freitag von der Arbeit kam, erzählte ich ihr, ich würde mit Radar zu einem Konzert gehen, und dann fuhr ich mit ihrem Kleinbus hinaus ins ländliche Seminole County, um mir Collier Farms anzusehen. Die anderen Bauprojekte aus den Broschüren waren tatsächlich realisiert worden, die meisten im Norden der Stadt, der seit Jahren erschlossen war.
    Ich fand die Abzweigung nach Collier Farms nur, weil ich inzwischen ein Experte für schwer erkennbare Schotterpisten war. Doch Collier Farms war anders als die anderen Geistersiedlungen, die ich bisher gesehen hatte. Das Gelände war total verwildert, als wäre seit fünfzig Jahren keiner mehr da gewesen. Vielleicht war das Projekt älter als die anderen, oder die Pflanzen wuchsen auf dem niederen, sumpfigen Boden hier schneller. Jedenfalls war die Straße schon nach wenigen Metern unpassierbar.
    Ich musste aussteigen und zu Fuß weitergehen. Das Gestrüpp zerkratzte mir die Schienbeine, und bei jedem Schritt versanken meine Turnschuhe tief im Matsch. Ich konnte nur hoffen, dass sie an einer höher gelegenen Stelle kampierte und dass ihr Zelt wasserdicht war. Ich kam langsam voran, weil das Gelände unübersichtlich war, es gab mehr zu berücksichtigen, weil ich wusste, dass eine Verbindung zu der Ladenzeile bestand. Das Gebüsch wurde immer dichter, und bei jedem Schritt sah ich mich um. Am Ende des Wegs fand ich einen blauweißen Pappkarton im Matsch, und im ersten Moment hielt ich ihn für die gleiche Müsliriegelpackung, wie ich sie in der Ladenzeile gefunden hatte. Doch nein. Es war der aufgeweichte Karton eines Zwölferpacks Bier. Schließlich machte ich kehrt, stapfte zum Wagen zurück und fuhr zu einem Ort namens Logan Pines weiter im Norden.
    Die Fahrt dauerte eine Stunde, und inzwischen

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