Margos Spuren
Nebraska, und guckt sich den weltgrößten Briefmarkenkloß an oder in Minnesota beim weltgrößten Wollknäuel.«
Mit einem Blick in den Rückspiegel sagte Ben : »Du meinst, Margo durchstreift das Land auf der Suche nach den größten Dingern?« Radar nickte.
»Dann sollte ihr jemand sagen, dass sie heimkommen soll«, fuhr Ben fort. »Die weltgrößten Eier findet sie gleich hier in Orlando, Florida. Sie befinden sich in einer Spezialvitrine, die sich ›mein Skrotum‹ nennt.« Radar lachte, und Ben setzte noch eins drauf. »Im Ernst. Meine Eier sind so groß, dass man sein Rührei bei McDonald’s neuerdings in vier Größen bestellen kann : klein, mittel, groß und Bens Rieseneier.«
Lacey warf Ben einen Blick zu und sagte : »Absolut unpassend.«
»Tut mir leid«, murmelte Ben. »Ich glaube, Margo ist noch in Orlando«, sagte er dann. »Beobachtet uns, wie wir sie suchen. Und wie ihre Eltern sie nicht suchen.«
»Ich bin immer noch für New York«, sagte Lacey.
»Alles ist möglich«, sagte ich. Eine Margo für jeden von uns – und jede davon war mehr Spiegel als Fenster.
Die Ladenzeile sah noch genau so aus wie vor ein paar Tagen. Ben parkte den Wagen, und ich zeigte den anderen die offene Tür der Martin Gale Mortgage Corp. Als wir drinstanden, sagte ich leise : »Macht die Taschenlampen noch nicht an. Wartet, bis sich eure Augen an die Dunkelheit gewöhnen.« Ich spürte Fingernägel, die sich in meinen Unterarm gruben, und flüsterte : »Alles in Ordnung, Lacey.«
»Hoppla«, sagte sie. »Falscher Arm.« Sie hatte nach Ben gesucht.
Langsam tauchte der Raum aus der grauen Finsternis auf. Ich sah die Reihen der Tische, die immer noch auf ihre Sachbearbeiter warteten. Dann knipste ich meine Taschenlampe an, und die anderen taten es mir nach. Ben und Lacey blieben zusammen. Sie stiegen durch das Trollloch, um die anderen Räume zu erforschen. Radar kam mit mir zu Margos Schreibtisch. Er kniete sich hin, um das im Juni erstarrte Kalenderblatt zu untersuchen.
Ich stand neben ihm, als wir Schritte hörten, die rasch auf uns zukamen.
» Da ist jemand «, flüsterte Ben eindringlich. Er versteckte sich hinter Margos Tisch und zog Lacey zu sich herunter.
»Was? Wo?«
»Nebenan!«, sagte er. »Sie tragen Masken. Sehen aus wie Polizei. Wir müssen raus hier.«
Radar hielt die Taschenlampe auf das Trollloch, aber Ben schlug seine Hand herunter. »Wir. Müssen. Hier. Raus. SOFORT.« Lacey sah mich mit großen Augen an. Wahrscheinlich war sie sauer, dass ich ihr falsche Sicherheit versprochen hatte.
»Okay«, flüsterte ich. »Okay, alle raus, durch die Tür. Ganz ruhig, ganz schnell.«
Doch als ich losging, hörte ich eine donnernde Stimme : »WER IST DA?«
Mist .
»Äh«, sagte ich, »wir wollten nur mal schauen.« Was für eine blöde Antwort. Aus dem Trollloch blendete mich ein gleißendes Licht. Es hätte der Herrgott persönlich sein können.
»Wonach sucht ihr?«, fragte eine Stimme mit falschem britischen Akzent.
Ben stand auf und stellte sich neben mich. Es tat gut, nicht allein zu sein. »Wir sind hier, weil wir im Fall einer Vermissten ermitteln«, sagte er selbstbewusst. »Wir hatten nicht vor, irgendwas kaputt zu machen.« Das Licht erlosch, und ich blinzelte in die schwarze Finsternis, bis ich drei Umrisse erkannte. Sie trugen Jeans, T-Shirts und Masken mit zwei runden Filtern vor dem Mund. Einer von ihnen schob sich die Maske auf die Stirn und musterte uns. Der Ziegenbart und der breite, gerade Mund kamen mir bekannt vor.
»Gus?«, sagte Lacey. Sie stand auf. Der Wachmann aus dem SunTrust-Gebäude.
»Lacey Pemberton. Das gibt’s doch nicht. Was machst du denn hier? Ohne Maske? Der Schuppen ist total mit Asbest verseucht.«
»Und was macht ihr hier?«
»Höhlenforschung«, sagte er. Irgendwoher nahm Ben das Selbstbewusstsein, um auf die Typen zuzugehen und ihnen die Hand hinzuhalten. Die anderen beiden stellten sich als Ace und der Handwerker vor. Ich wagte die Annahme, dass es sich um Pseudonyme handelte.
Wir schoben ein paar Drehstühle zu einem Kreis zusammen und setzten uns. »Habt ihr die Spanplatte eingetreten?«, fragte Gus.
»Ja, das war ich«, erklärte Ben.
»Wir haben es repariert, weil wir nicht wollen, dass jemand reinkommt. Wenn man von der Straße sehen kann, dass es hier reingeht, tauchen alle möglichen Leute auf, die keine Ahnung von Höhlenforschung haben. Penner und Junkies und das ganze Gesocks.«
Ich trat einen Schritt vor. »Habt ihr
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