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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Bett von Radars Eltern.«
    »Das ist ja widerlich«, sagte Radar.
    »Wow, ich dachte, das hättet ihr längst erledigt«, sagte ich, »wo du doch so ein Supermacker bist.«
    »Ach, halt die Klappe. Ich bin total durch den Wind.« Er schielte fast, als er mich ansah. »Ich glaube nicht, dass ich besonders gut bin.«
    »Wobei?«
    »Beim Küssen. Sie hat viel mehr Übung als ich. Ich habe Angst, dass ich es versaue. Auf dich stehen die Weiber, Q«, sagte er, was allenfalls stimmte, wenn man »die Weiber« als »die Achtklässlerinnen aus der Marschkapelle« definierte. »Alter, ich brauch deinen Rat.«
    Kurz war ich versucht, ihm sein ewiges Gequatsche über all die Tricks, mit denen er Frauen in Wallung brachte, unter die Nase zu reiben, doch ich ließ Gnade vor Recht ergehen. »Soweit ich weiß, gibt es nur zwei Regeln : Erstens, nicht zubeißen, solange du keine Erlaubnis dazu hast, und zweitens, die menschliche Zunge ist wie Wasabi : sie ist sehr intensiv und sollte sparsam eingesetzt werden.«
    Ben riss die Augen auf. Ich zuckte zusammen.
    »Sie steht hinter mir, oder?«
    »Die menschliche Zunge ist wie Wasabi«, äffte Lacey mich nach mit einer tiefen, albernen Stimme, die sich, hoffte ich, nicht wirklich nach mir anhörte. Ich drehte mich um. »Ich finde, Bens Zunge ist wie Sonnencreme«, sagte sie grinsend. »Am besten wirkt sie, wenn sie großzügig und an allen Körperstellen aufgetragen wird.«
    »Ich habe mir gerade in den Mund gekotzt«, murmelte Radar.
    »Lacey, du hast meinen Lebenswillen gebrochen«, sagte ich.
    »O Gott, ich krieg das Bild nie mehr los«, sagte Radar.
    »Allein der Begriff ist so obszön«, sagte ich, »dass der Ausdruck ›Ben Starlings Zunge‹ im Fernsehen zensiert wird.«
    »Die Strafe für Verstöße ist zehn Jahre Knast oder ein Waschgang mit Ben Starlings Zunge.«
    »Jeder …«, sagte ich.
    »… wählt …«, sagte Radar.
    »… den Knast«, sagten wir aus einem Mund.
    Und dann knutschte Lacey Ben vor unseren Augen ab. »O Gott«, stöhnte Radar und schlug die Hände vors Gesicht. »O Gott, ich bin blind. Ich kann nichts mehr sehen.«
    »Hört auf, bitte«, flehte ich.
     
    Die Party endete im kleinen Wohnzimmer im oberen Stock, wo alle zwanzig Gäste gelandet waren. Ich lehnte an der Wand neben dem auf Samt gemalten Porträt eines schwarzen Weihnachtsmannes. Alle anderen hatten sich auf die Couchgarnitur gequetscht. Neben dem Fernseher stand eine Kühlbox mit Bier, doch keiner trank. Stattdessen wurden Anekdoten erzählt. Die meisten kannte ich längst – Schoten aus der Orchesterfreizeit und Schoten über Ben Starling und Schoten von ersten Küssen –, aber Lacey kannte sie noch nicht, und außerdem war es immer wieder lustig. Ich hielt mich weitgehend raus, bis Ben mir zurief : »Q, wie gehen wir zur Zeugnisverleihung?«
    Ich grinste. »Nackt unter dem Talar.«
    »Genau!« Ben trank einen Schluck Dr. Pepper.
    »Ich nehme meine Klamotten nicht mal mit, also wehe, wenn du kneifst«, sagte Radar.
    »Genau! Q, schwör, dass du die Klamotten zu Hause lässt.«
    Ich lächelte. »So wahr mir Gott helfe.«
    »Ich bin auch dabei!«, rief unser Freund Frank. Und dann meldeten sich immer mehr Freiwillige unter den Jungs. Die Mädchen hielten sich merkwürdigerweise zurück.
    Radar sagte zu Angela : »Deine Weigerung lässt mich am Fundament unserer Liebe zweifeln.«
    »Du verstehst das nicht«, rief Lacey. »Wir sind nicht feige . Wir haben uns nur schon das Kleid ausgesucht.«
    Angela zeigte mit dem Finger auf Lacey. »So ist es«, sagte sie. »Und euch kann ich nur wünschen, dass es nicht zu windig wird.«
    »Ich hoffe , es windet«, sagte Ben. »Den weltgrößten Eiern tut ein bisschen frische Luft gut.«
    Lacey schlug sich die Hände vors Gesicht. »Dich zum Freund zu haben ist eine echte Herausforderung«, sagte sie. »Du bist es wert, aber es ist nicht einfach.« Alle lachten.
    Das mochte ich am liebsten an meinen Freunden : einfach nur zusammenzusitzen, Sprüche zu klopfen und uns Geschichten voneinander zu erzählen. Geschichten wie Fenster und Geschichten wie Spiegel. Ich hörte nur zu – die Geschichten, die mir durch den Kopf gingen, waren nicht so unterhaltsam.
    Ich dachte daran, wie alles zu Ende ging – die Schule und alles andere. Es war schön, an der Wand zu stehen und meinen Freunden zuzusehen – mit einem Gefühl von Wehmut, das nicht unangenehm war. Und so lauschte ich einfach und genoss die Trauer und die Freude über das nahe Ende, die sich

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