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Margos Spuren

Margos Spuren

Titel: Margos Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Dartmouth.
    »Na ja, ich weiß nicht. Im mündlichen Teil bin ich dauernd eingeschlafen. Dafür habe ich die halbe Nacht an einem Programm gebastelt. Es ist total abgefahren. Du gibst eine Kategorie ein – einen Ort oder eine Tierart oder so was, – und dann spuckt es dir auf einer Seite jeweils den ersten Satz von bis zu hundert Omnictionary-Einträgen aus. Du suchst zum Beispiel nach einer bestimmten Hasenart, aber dir fällt der Name nicht ein. Jetzt kannst du auf einer Seite alle einundzwanzig Hasenarten anlesen, wofür du nur drei Minuten brauchst.«
    »Das hast du in der Nacht vor deiner Abi-Prüfung gemacht?«
    »Ja, ich weiß. Krass, oder? Ich schick dir das Programm per E-Mail. Das Ding ist ein echter Strebertraum.«
    Dann tauchte Ben auf. »Q, ich schwör dir, Lacey und ich haben bis zwei Uhr früh gechattet und auf dieser Seite rumgespielt, thelongwayround. Und als wir jede mögliche Route ausprobiert hatten, die Margo zwischen Orlando und diesen fünf Orten hätte nehmen können, ist mir klar geworden, wie falsch ich die ganze Zeit lag. Radar hat recht. Sie ist nicht in Orlando. Sie kommt erst zur Zeugnisverleihung zurück.«
    »Warum?«
    »Weil das Timing perfekt ist. Um von Orlando nach New York, über die Berge nach Chicago nach Los Angeles und zurück nach Orlando zu fahren. Die Reise dauert genau vierundzwanzig Tage. Außerdem ist es zwar total hirnverbrannt, aber es wäre typisch Margo. Du lässt alle in dem Glauben, du hättest dich abgemurkst. Machst auf großes Geheimnis, so dass alle von dir reden. Und dann, genau in dem Moment, als die Aufregung abflaut, tauchst du wieder auf : genau richtig zur Zeugnisverleihung.«
    »Nein«, sagte ich. »Das glaube ich nicht.« Inzwischen kannte ich Margo besser. Sie wollte zwar Aufmerksamkeit. Das glaubte ich. Aber Margo war nicht bloß auf eine gute Pointe aus. Es ging ihr um mehr als nur um ein bisschen Publicity.
    »Ich sag’s dir, Alter. Halt die Augen auf bei der Zeugnisverleihung. Sie wird da sein.« Ich schüttelte nur den Kopf. Wegen der Prüfungen hatten alle zur gleichen Zeit Pause, und die Cafeteria war rappelvoll, weswegen wir unser Recht als Volljährige wahrnahmen und zum Mittagessen zu Wendy’s fuhren. Ich versuchte mich auf die bevorstehende Mathearbeit zu konzentrieren, aber mir ging Bens Theorie nicht aus dem Kopf. Falls das mit der Vierundzwanzig-Tage-Tour stimmte, war das tatsächlich interessant. Vielleicht hatte sie das in ihrem kleinen schwarzen Buch geplant : eine lange, einsame Autofahrt. Es erklärte zwar nicht alles, aber es würde zu Margo als großer Planerin passen. Nicht, dass ich ihr dadurch näherkam. Es war schwer genug, einen Punkt in einem Loch auf einer Landkarte zu finden, aber noch schwerer wurde es, wenn der Punkt sich bewegte.
     
    Nach einem langen Prüfungstag war es fast eine Erholung, in die bequeme Undurchdringlichkeit von »Lied auf mich selbst« zurückzukehren. Ich war bei einem merkwürdigen Teil des Gedichts angekommen. Nach all dem Lauschen und Zuhören, nach den langen gedanklichen Reisen, fängt Whitman an, andere Menschen zu werden . Er versucht buchstäblich in sie hineinzuschlüpfen. Er erzählt die Geschichte eines Schiffskapitäns, der alle auf seinem Boot rettet außer sich selbst. Der Dichter kann die Geschichte erzählen, behauptet er, weil er der Kapitän geworden ist : »Ich bin der Mann … ich habe gelitten … ich war da.« Ein paar Zeilen später sagt er es klipp und klar : »Ich frage den Verwundeten nicht, wie es ihm geht … ich selbst werde der Verwundete.«
    Ich klappte das Buch zu, legte mich auf die Seite und starrte durch das Fenster, das immer zwischen uns gewesen war. Es war nicht genug, sie zu sehen oder zu hören. Um Margo Roth Spiegelman zu finden, musste ich Margo Roth Spiegelman werden.
    Und manches hatte ich schon getan, das auch sie hätte tun können : Ich hatte ein überaus überraschendes Pärchen verkuppelt. Ich hatte die Bluthunde des Klassenkampfs beschwichtigt. Ich hatte mich in einem mit Ratten verseuchten Geisterhaus häuslich eingerichtet, wo sie ihre verrücktesten Ideen gehabt hatte. Ich hatte gesehen. Ich hatte gehört. Aber es gelang mir immer noch nicht, selbst der Verwundete zu werden.
     
    Am nächsten Tag kämpfte ich mich durch die Physik- und Politikprüfungen, und dann arbeitete ich bis zwei Uhr früh an meinem Abschlussaufsatz in Englisch über Moby Dick . Ahab war ein Held, hatte ich beschlossen. Es gab keinen bestimmten Grund für meine

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