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Maria, ihm schmeckts nicht!

Maria, ihm schmeckts nicht!

Titel: Maria, ihm schmeckts nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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sie sich wieder in die Sonne, ein bisschen ausruhen.
    Den anderen Typus nenne ich den Strand-Der-
    wisch. Er kann nicht einfach nur daliegen oder sogar schlafen, er muss unbedingt etwas tun, sich bewegen, am besten mit anderen Derwischen gemeinsam. Meine Familie besteht komplett aus Strand-Derwischen,
    meine Frau eingeschlossen. Immer muss etwas ge-
    spielt werden. Immer muss ich mitmachen; Beach-
    Volleyball, plantschen, rumlaufen, Löcher buddeln,
    Fußball. Mit Italienern an den Strand zu gehen, ist ein großes Vergnügen. Meine Bücher versanden. Am
    Ende der Ferien werde ich nur eines von acht gelesen haben, und das auch nur zur Hälfte.
    Mittags geht es zurück ins Haus, denn keiner ist
    hier so blöd, sich zwischen zwölf und drei am Strand aufzuhalten. Viel zu heiß. Die Sachen bleiben zu-rück, es besteht keine Gefahr, dass sie geklaut werden, denn nach der Logik meiner Leute sind ja alle Italiener in der Mittagszeit zu Hause, also kann niemand etwas stehlen. Es ist tatsächlich nichts geklaut worden.
    Nach dem Mittagessen müssen die Marcipanes
    schlafen. Anschließend geht es wieder an den Strand, so bis sieben oder halb acht. Es gibt nie Streit, auch wenn sich meine neuen Onkel und Tanten sowie Cousins und Cousinen in einer kaum überbietbaren
    Lautstärke unterhalten. Streit ist für sie undenk-
    bar, denn sie haben alle einen großen Respekt
    voreinander.
    Hier und da gibt es Schimpfe für die Brut von Saras Cousin Gianluca und Barbara. Deren Kinder
    Ilaria (6) und Antonio (3) ernähren sich von aller-
    hand Strandgut sowie von Speiseeis und Cola. Die
    italienische Kinderliebe ist eng verbandelt mit dem Hang der Italiener zu einer weitgehend interes-senlosen Zurkenntnisnahme ihrer Umwelt. Während
    Klein Antonio beispielsweise versucht, sich mit einer Harpune das Leben zu nehmen, plaudert sein Papa
    Gianluca angeregt mit einem anderen Vater, dessen
    Kind gerade eine Hand voll Sand verspeist. Gianluca sieht zwar, dass sein Sohn mit dem scharfen Ding
    herumspielt, doch es scheint ihm überhaupt keine
    Sorgen zu machen, im Gegenteil. Es amüsiert ihn
    eher, dass sein Antonio noch zu klein ist, die Harpu-ne zu entsichern. Ursula, die neben mir im Schatten eines großen Schirmes sitzt und hyperventilierend
    irgendein Spielzeug aufbläst, nimmt so etwas inzwi-
    schen auch gelassen.
    Letztlich hat sie ihre Töchter genauso aufwachsen
    sehen und es hat ihnen nicht geschadet. Mir schon.
    Saras hasardeurmäßige Begeisterung für Achterbah-
    nen und Karussells aller Art brachte mir auf einer
    Kirmes einmal ein fulminantes Schleudertrauma ein.
    Mein Schwiegervater brütet im Sand über neuen
    Geschäftsmodellen. Er findet, dass man am Strand
    die besten Geschäfte machen könne, und beginnt am
    dritten Tag damit, den Schwarzafrikanern, die am
    Strand falsche Uhren, Schmuck und bunte Tücher
    verkaufen, seine eigene Armbanduhr anzudrehen.
    Die Burschen erweisen sich als ziemlich hartleibig, was Neuanschaffungen betrifft, aber Toni lässt nicht locker. Am fünften Tag hat er einem Marokkaner
    den Salzstreuer aus unserem Haus verkauft.
    »Dä Idiot hatte mir sechstausend Lire für der Din-
    geda gegeben.« Toni ist ganz außer sich.
    »Aber das war doch gar nicht dein Salzstreuer«,
    wendet Ursula ein, der die Sache peinlich ist.
    »Na unde, kaufen wir inne Supermarkt eine neue
    für dreitausend Lire unde ich habe dreitausend Lire Gewinne gemacht. So machte man Geschäfte, meine
    liebe Jung.«
    Am nächsten Tag ersinnt Antonio einen neuen
    Snack. Einen kühlen Strandsnack, mit dem er uns al-
    le zu Millionären zu machen gedenkt, denn der Ge-
    winn aus seinen Geschäften kommt immer zuerst der
    Familie zugute. Ich liege gerade auf meinem Hand-
    tuch und lese, als Antonio mir einen weißen Plastik-becher vor die Nase hält.
    »Was ist das?«, frage ich ihn.
    »Das, meine liebe Jung, sinde die Toni-Bällchen.«
    Er hat mit einem Eiskugelbereiter runde Melonen-
    bällchen geformt, von denen drei in dem Becher
    liegen, jeweils versehen mit einem Zahnstocher.
    »Was soll denn der Spaß kosten?«, frage ich,
    geschäftliches Interesse vorgaukelnd.
    »Das kostete fünfhundert Lire«, sagt Toni, und sei-
    ne Stimme verwandelt sich in eine schrille Sirene.
    »Dasse bedeutete summa summarum pro Melone
    mindestens fünftausend Lire reine Gewinn.«
    Er ist offensichtlich begeistert von seiner Idee.
    »Und wer macht die ganzen Kugeln? Das ist doch
    eine Menge Arbeit.«
    »Ursula machte, wer denne sonst? Iste schon da-
    bei. I bin

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