Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maria, Mord und Mandelplätzchen

Maria, Mord und Mandelplätzchen

Titel: Maria, Mord und Mandelplätzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stöger
Vom Netzwerk:
Schneegestöber zu sehen ist, atmen die drei erleichtert auf.
    »Das war knapp«, zischt Beate.
    »Ob der uns wiedererkennen würde?« Agnes’ Stimme zittert vor Angst.
    »Quatsch. Sieh dich doch an. Roter Mantel, rote Mütze, Rauschebart. Du bist der Weihnachtsmann. Am 24 . Dezember fällt man damit nicht auf.« Beate hat alles im Griff. Sie war es auch, die die Mäntel und die Astschere bei Kaufhof und Karstadt besorgt hat. Einzeln, damit es nicht auffällt. Sie hatte auch den Einfall mit dem Bootssteg am Ufer des Maschsees.
    »Ich weiß nicht, ob das wirklich so eine gute Idee ist, ihn dort zu versenken.« Carmen verliert ihren Mut im Eiltempo. Nicht nur die Entfernung dorthin macht ihr zu schaffen. Was gestern sinnig erschien, kommt ihr nun wie hausgemachter Blödsinn vor. »Das geht bestimmt nicht gut«, jammert sie.
    »Reiß dich zusammen, Carmen. Du bist doch schuld an dem ganzen Dilemma.« Agnes’ anfänglicher Schockzustand ist nun blankem Zorn gewichen. »Du mit deinen Wechseljahrstherapien.«
    Keine erwidert daraufhin etwas. Schon gar nicht Carmen. Alle drei starren auf den Schnee, der lautlos vom Himmel fällt. Plötzlich nähert sich vom Maschsee gelboranges Blinken. Motorengeräusche dringen durch das dichte Schneetreiben zu ihnen durch.
    »Los, Mädels, weiter geht’s.« Beate klatscht in die Hände. »Eins, zwei, drei, dann heben wir ihn zusammen hoch.«
    »Wartet«, zischt Agnes den beiden anderen zu.
    »Aber der Schneepflug ist gleich da.« Beates Stimme zittert.
    In diesem Moment fährt das Fahrzeug der Straßenmeisterei auch schon vorbei. Der Fahrer hupt, als er die drei Weihnachtsmänner sieht. Schneemassen spritzen hoch und landen auf dem Rand des Bürgersteigs. Wenige Sekunden später fährt auch der zweite Schneepflug hupend an ihnen vorbei. Danach ist nichts ist mehr vom Weihnachtsmann im netzverschnürten Tannengrünmantel zu sehen. Absolut nichts. Die drei blicken einander ungläubig an. Dann setzen sie sich in Bewegung. Erst langsam, dann immer schneller. Als sie atemlos die Kreuzung am Friedrichswall erreichen, steckt Carmen ihre Hände in die Taschen des Weihnachtsmannmantels, und ein tiefer Seufzer entweicht ihrer Brust.
    »Hoffentlich wird es ein langer Winter.«
    Beate lächelt versonnen. »Ich mag lange, schneereiche Winter.«
    Agnes legt die Arme um die Schultern ihrer Schwestern. »Und ich liebe Schnee. Dieses Jahr kann ich gar nicht genug davon bekommen.«

Autorenvita
    Cornelia Kuhnert lebt und schreibt in der Nähe von Hannover.
    Sie hat nach dem Geschichts- und Germanistikstudium als Lehrerin an verschiedenen Schulen gearbeitet. Veröffentlicht hat sie Kriminalromane aus dem niedersächsischen Kleinstadtmilieu. Im September 2011 erschien ihr Roman
Tödliche Offenbarung.
    Mehr unter: www.corneliakuhnert.de

[home]
    Romy Fölck
    Leise rieselt der Tod
    Dresden
    Gewaltig setzen die Orgelpfeifen ein. Ihr klerikaler Klang entfaltet sich in der Kirche bis hoch unter die steinerne Kuppel. Der gigantische Ton hält einen Moment an, schickt den Bass in die Reihen der Zuhörenden und verschwindet so plötzlich, wie er eingesetzt hat. Nur ein leichter Nachhall bleibt, bis auch dieser abebbt.
    Kerzengerade sitzt sie auf der Holzbank hoch oben auf einer Empore der Dresdner Frauenkirche und blickt zum Altarraum hinab, der weihnachtlich geschmückt ist. Ein großer Weihnachtsbaum mit schimmernden Kugeln steht in der Mitte des Kirchenschiffs – Hunderte von brennenden Kerzen tauchen es in ein warmes Licht. Aber diese Pracht dringt nicht zu ihr durch. Ihr Blick ist starr, ihre schmalen Hände verkrampfen sich in ihrem Schoß, als wohne sie einer Hinrichtung bei, nicht einem weihnachtlichen Konzert. Ein weiterer, langsam anschwellender Ton der modernen Orgel erfüllt den Raum, und sie schließt ihre Augen fest zu, als könne sie so dem Geschehen entfliehen. Der Organist setzt aus, sie atmet tief durch.
Warum musste ich ausgerechnet an Weihnachten in die Kirche kommen? Warum gerade an Weihnachten?
    Wieder setzt die Orgel ein, schickt ihre eindringlichen Töne wie ein gewaltiges Gewitter über die vollen Ränge der Besucher, die dem Konzert gespannt lauschen. Sie spürt, wie ihre Hände zittern, und krampft sie nur noch mehr zusammen. Ein Bild schießt ihr plötzlich durch den Kopf. Sie versucht, es abzuwehren, aber ihre Sinne gehorchen ihr nicht.
    Blut. Überall. Auf dem Boden, an den Wänden. Eine kleine weiße Hand greift nach ihr. Sie ist blutverschmiert. Die Finger der Hand zucken,

Weitere Kostenlose Bücher