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Maria, Mord und Mandelplätzchen

Maria, Mord und Mandelplätzchen

Titel: Maria, Mord und Mandelplätzchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stöger
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sich Tom, wie und wo die beiden Alten es wohl getrieben hatten, als sexmäßig noch was lief. Abwechselnd mal im einen und mal im anderen Zimmer? Oder hatten sie für diesen Zweck einen dritten, einen besonders plüschig eingerichteten Raum?
    Die Revolvermündung fuhr ihm zwischen die Schulterblätter. Tom begann hastig herumzusuchen, Schubladen aufzureißen, Schranktüren zu öffnen. Und als hätte der Nachbar ihm Glück gebracht, wurde er fast sofort fündig. Unter der Matratze eine Tüte mit der Aufschrift
Feinkost Kowalski.
Darin Geldscheine. Hunderter. Viele. D-Mark.
    »Na also.« Der Nachbar nickte anerkennend. »Geht doch.«
    Tom sah ihn fragend an. »Und …?«
    »Weiter. Geteilt wird später.«
    Tom konnte sich ungefähr vorstellen, was der Typ unter Teilen verstand und warf die Tüte, die nach grober Schätzung mindestens zwanzigtausend Mark enthalten musste, aufs Bett. Die nächste Beute fand er Sekunden später im Schrank hinter einem Stapel fleischfarbener Altweiber-Unterwäsche. Diesmal stammte die Tüte von der Buchhandlung Schmitt und Hahn in der Hauptstraße. Darin ein dickes Album voller bestimmt wahnsinnig wertvoller Briefmarken. Tom schnaubte wütend. Das durfte doch nicht wahr sein! Das Album landete auf dem Bett neben der Tüte. Der Nachbar grinste, die Revolvermündung machte eine unmissverständliche Bewegung. Tom biss die Zähne zusammen. Wahrscheinlich würde der Typ ihm später pro forma ein paar Scheine in die Tasche stecken, bevor er ihn angeblich auf frischer Tat ertappte und abknallte. Fieberhaft überlegte er, suchte nach Auswegen, Tricks, Finten. Der beste Trick war vermutlich weitere Beute. Solange er etwas fand, durfte er am Leben bleiben. Johnny, dieses kreuzdämliche Vieh, sah zu, knurrte nicht einmal mehr. Die Katze strich dem Nachbarn um die Beine und labte sich an Toms Unglück und Angstschweiß.
    Die dritte Tüte – von einem der Läden, die in der Innenstadt Touris Kuckucksuhren und original bayerische Maßkrüge andrehten – war prall gefüllt. Sie steckte in einer rostroten Hutschachtel, die Tom schon zweimal in der Hand gehalten hatte, bis ihm auffiel, dass unter all dem Knisterpapier etwas versteckt war. In dieser Tüte waren Euros. Jede Menge.
    »Okay«, sagte der Nachbar zufrieden. »Das reicht fürs Erste.«
    »Ah«, rief eine helle Frauenstimme von der Tür her. »Hier steckst du also … Was treibst du hier eigentlich? Und wer ist er hier?« Die Frau war hübsch, verdammt hübsch und jung. Lange rote Haare, Oberweite etwa das Doppelte von dem, was Annegret zu bieten hatte. Mit dem Kinn deutete sie auf Tom, als wäre er ein besonders schleimiges Exemplar von Giftpilz.
    »Sannchen, du?« Der Nachbar versuchte, die Knarre in seiner Hand unsichtbar zu machen, aber Sannchen hatte das Ding natürlich längst bemerkt. »Wir … ähm …«
    »Ist das einer von deinen Geschäftspartnern, die dir bei diesem tollen Italien-Deal die Hosen runtergezogen haben?«
    »Hör mal«, ächzte der Nachbar. »Ich erklär’s dir später, okay? Wie bist du überhaupt reingekommen?«
    »Durch dasselbe kaputte Kellerfenster wie ihr beide. Ihr klaut hier, oder irre ich mich?«
    »Also klauen …«, sagte der Nachbar gequält.
    »… würd ich es nicht gerade nennen«, ergänzte Tom.
    »Egal. Die alte Hexe hat genug Kohle, dass sie ein bisschen was abgeben kann.«
    »Ja, nicht?« Der Nachbar entspannte sich.
    Sie betrachtete interessiert die Schätze auf dem Bett. »Ist’s genug, dass du davon die Raten für den Jaguar bezahlen kannst?«
    »Wir … also, zum Zählen sind wir noch gar nicht gekommen.«
    »So allmählich …«, wagte Tom einzuwenden. »In zwanzig Minuten kommt sie zurück.«
    »Nicht bei diesem Scheißwetter«, war die Frau überzeugt. »Und wie geht’s nun weiter? Müssen wir mit ihm hier …«, wieder dieses Giftpilznicken. »Ist er ein Komplize von dir?«
    »Überhaupt nicht«, versicherte der Nachbar eifrig.
    »Wir haben uns rein zufällig hier getroffen«, assistierte Tom, ohne zu wissen, warum eigentlich. »Aber so ’ne Art Geschäftspartner sind wir schon, nicht wahr?«
    Der Nachbar reagierte nicht. Seine Tussi zuckte mit den Schultern, zauberte ein Päckchen Zigaretten aus einer der Gesäßtaschen ihrer explosiv sitzenden Jeans, klopfte eine Kippe heraus und steckte sie ins knallrot geschminkte Schmollmündchen.
    »Du wirst dir doch jetzt hier keine anstecken?«, rief der Nachbar erschrocken.
    »Wieso nicht?«, fragte sie erstaunt zurück.
    »Weil wir hier

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