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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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schlimmer Moment. Er erinnert sie an all die anderen peinlichen Male, in denen sie in ihrem Bühnenleben gescheitert ist. Nein, lautet ihre spontane Antwort. Doch dann sieht sie das Gesicht des Jungen. Kurz darauf hängt auch Anna-Sophie bittend an ihrem Arm. Das Mädchen will um jeden Preis auftreten, egal wo, nur um endlich den versprochenen Applaus zu hören und ihrem Kleid Ehre zu machen. Das Wort »Ehre« sitzt nicht so ganz, aber das Leuchten in Anna-Sophies Blick sagt alles. Das Kind will auf die Bühne.
    Noch tiefer kann ich nicht fallen, sind Miriams letzte panische Gedanken, als es auch schon losgeht. Sie stehen zu sechst auf der Bühne. Das spärliche Publikum wartet. Miriams Weihnachtslied ist zuletzt dran. Wie erwartet, konnten Joe und seine Jungs so gut wie niemanden für ihre alten Nummern begeistern. Nur noch eine Handvoll Gelangweilte treten vor der Bühne von einem Fuß auf den anderen, als der Cowboy zum Abschluss der Performance Miriam und die Kinder ankündigt. Ein europäisches Weihnachtslied für Liebende und alle Familien dieser Welt, Melodie und Text von Miriam Bechow. Miriam hört an seiner Stimme, wie viel Mühe sich Joe gibt, ihr Lied als das zu repräsentieren, was es sein sollte, wenn es ihr gelungen wäre. Ein Lied, das von der Einsamkeit handelt und von dem Wunsch, mit lieben Mitmenschen zu Weihnachten in Glück und Harmonie verbunden zu sein. Inzwischen erscheint Miriam ihr Gedanke lächerlich. Das Lied ist Schrott. Dank der Hilfe des Musikproduzenten konnten sie es kurz vor dem Auftritt ein paarmal mit den Instrumenten proben, und die Kinder kennen ihren Einsatz. Aber Miriam war nicht nach Singen, sondern nach Weinen zumute. Sie glaubte Mitleid in den Augen des illustren Produzenten zu sehen und hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen.
    Joe spielt die Melodie auf der Gitarre an. Miriam steht im Dirndl vor einer Säule, die mit weißen Engelsflügeln beklebt ist, kommt sich aber vor wie ein komischer Elefant. Nicht jeder kann wie ein Engel aussehen, denkt Miriam noch, als ihr Einsatz kommt. Sie schließt ihre Augen und beginnt zu singen.
    Träumst du in Moskau deinen eigenen Traum
    unter einem glitzernden Baum?
    Oder bist du vielleicht in London in Not,
    kämpfst um jedes Stück Brot?
    Wo auch immer du bist,
    ich hab dich schrecklich vermisst.
    Aus den Augenwinkeln heraus sieht sie ein paar Neugierige, die mit Einkaufstaschen stehen bleiben. Einige kommen näher, unter ihnen auch Jugendliche und viele Kinder mit ihren Eltern. Joe gibt den Kindern das Signal für ihren Einsatz. Anna-Sophie wartet nur darauf, auf der Bühne zu stehen. Wie ein Profi strahlt sie ins wachsende Publikum, ihr Christkind im Arm, und singt zusammen mit ihrem Bruder aus Leibeskräften den Refrain.
    Sei heut mein Weihnachtsstern,
    sei meine Schneeflocke Glück.
    Ich hab dich doch so gern.
    Komm bitte zu mir zurück.
    Dann wiederholen alle zusammen den Refrain, diesmal in zwei Stimmlagen, jazziger Männerbass gegen hohe Kinderstimmen. Die Akustik ist wirklich besonders gut hier. Miriam sieht, wie der Musikproduzent aufhört, in sein Handy zu reden, und gebannt das wachsende Publikum beobachtet. Einige beginnen mitzuklatschen. Weitere kommen dazu, jetzt sind es schon fast so viele wie bei der himmlischen Flöte. Irgendetwas muss Miriam mit ihrem Lied doch richtig gemacht haben. Sie beginnt mit weitaus mehr Enthusiasmus ihre zweite Strophe auf Englisch.
    My life in Paris just ain’t the same,
    and even in Berlin it would be a shame,
    because you need to be under my sparkling tree.
    And if the world has grown cold,
    and you’ re lost on your own,
    I need your hand to hold.
    Miriam spürt, wie die Zuhörer an ihren Lippen hängen. Nein, sie starren nicht auf ihren monströsen Bauch, sondern warten darauf, dass sie weitersingt. Sie umfasst ihr Mikrofon fester, denn sie hat in diesem Moment ein Gefühl, das sich bisher nur ganz selten in ihrem Leben eingestellt hat. Man will sie wirklich. Es ist ein ganz besonderer Moment, den auch Joe an seiner Gitarre spürt. Er nickt ihr anerkennend zu. Sie haben das Publikum für sich gewonnen. Als Bene und Anna-Sophie erneut mit den anderen den Refrain singen, klatschen fast alle mit. Bei der französischen Strophe hat Miriam so viele zusätzliche Zuhörer, dass die Leute anfangen, sogar auf der Treppe stehen zu bleiben. Und bei der letzten Strophe, die sie auf Russisch singt, beginnt eine mit Einkäufen beladene Gruppe junger Russen mit ihren Frauen begeistert um

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