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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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die Wette zu johlen. Miriam singt den russischen Text auf allgemeinen Wunsch auch noch auf Deutsch. Er handelt von der Kraft der Familie …
    Der Musikproduzent hat nicht mehr die geringsten Zweifel. Dieses Lied hätte Hitpotenzial. Gerne würde Miriam dem begeisterten Applaus Tribut zollen und das Lied noch einmal ganz von vorne singen, wie ein junger Mann aus dem Publikum lautstark fordert. Miriam wäre auch an einem Exklusivvertrag für ihr Lied interessiert, wie sie dem Musikproduzenten, der sich ihr jetzt plötzlich ganz informell als Jörg vorstellt, auf ihrem eiligen Weg zur Toilette versichert. Aber all das ist jetzt Nebensache. Das Baby kommt.
    Auf Mollys Rückbank gibt sich Miriam auf dem Weg zurück ins Chiemgau keine zehn Minuten später hemmungslos ihrem Schmerz hin. Bärli und Constantin folgen mit den Kindern. Joe ist in Panik und fährt wie ein Wilder. Sobald Miriam das Fruchtwasser unter dem Dirndlrock in die Stiefel lief, hat er ein kalkweißes Gesicht bekommen. Er läuft seitdem wie auf Schienen, die in einen Geisterbahnhof führen, denn zu viel erinnert ihn an damals, als er so hilflos war. Deshalb fährt er Molly jetzt mit einer Rücksichtslosigkeit, die im krassen Widerspruch zu Miriams Bedürfnis steht. Sie möchte einfach nur ihre Ruhe haben, um mit dem Schmerz umzugehen. Fast heiter fühlt sie sich zwischendurch auf Mollys Rückbank, wenn die Wehen Pause haben. Während die vorbeiziehende Bergwelt sie an Shambala erinnert, hat sie bisweilen das Gefühl, in den Händen eines mächtigen Engels gen Himmel zu schweben.

FÜNFZEHNTES KAPITEL

    TODESENGEL
    Der Kleinbus schlängelt sich in der beginnenden Dämmerung die Bergstraße zum Stadlerhof hoch. In den Kurven kommt er auf der frischen Schneeschicht nur im Schritttempo voran, und Constantin hat wegen des dichten Schneefalls kaum mehr als ein paar Meter Sicht. Bene ist merkwürdig aufgeregt. Er erinnert sich gut an den Tag, als Anna-Sophie geboren wurde, obwohl er damals erst vier Jahre alt war. Ihm hatte sein Vater die neugeborene Schwester zuerst gezeigt, zerknautscht und rot, wie sie war. Ihre Augen hatten Bene angesehen, als würden sie sich schon lange kennen. Als er mit seinem großen Finger ihre kleinen berührt hat, hatte sie zugegriffen. Von da an war er ein großer Bruder. Von heute an würde er ein noch größerer Bruder sein. Auch die neue Schwester wird ihn ärgern, seine Sachen nehmen und losbrüllen, wenn etwas nicht nach ihrem Willen geht. So ist das mit kleinen Schwestern. In einer seltenen Geste von Mitgefühl legt er seinen Arm um Anna-Sophie, die heute entthront werden würde.
    Als der Bus in den Stadlerhof einbiegt, berichtet Joe, dass Miriam mit inzwischen heftigeren Wehen bereits oben in ihrem Zimmer liegt. Die Hebamme in Erding hat versprochen zu kommen, so schnell es bei dem Wetter eben geht. Dann winkt Joe seine Freunde auf den Parkplatz neben Molly in der Scheune, geschützt vor dem fallenden Schnee. Bene sieht beunruhigt auf die halb leere Flasche Obstler, aus der Joe einige tiefe Züge nimmt. Nur kurz treffen sich ihre Blicke. Joe will keinen Augenkontakt. Sein Griff zur Flasche ist auch ihm peinlich, vor allem vor den Kindern. Er müsse noch mal kurz ins Dorf, sagt er schnell und steigt eilig in sein Taxi. Bene weiß auch, warum. Der Cowboy hat panische Angst.
    Nachdem Joe weggefahren ist, beobachtet der Junge, wie sich die Männer eine Weile mit Opa Ernst unterhalten. Alle drei Gesichter sind beunruhigt, als sie zum Haus hinübersehen, wo das Kind zur Welt kommen soll. Auch Bene hat mit einem Mal kein gutes Gefühl. Als Anna-Sophie damals zur Welt gekommen ist, war ihre Mutter in der Münchner Uniklinik, umgeben von vielen guten Ärzten und Maschinen, die Leben retten können. Wie soll denn auf diesem Bauernhof ein Kind geboren werden? Was ist, wenn etwas schiefgeht? So eine Geburt ist nicht einfach, und Bene hat plötzlich Angst um seine Tante, die ja noch nicht einmal wissen kann, wie so eine Geburt genau geht. Mit wachsender Sorge sieht Bene in die Schneeflocken, die in der beginnenden Dunkelheit immer dichter fallen. Weder der Hang noch das Wäldchen sind im trüben Abendlicht zu sehen. Der Hof schwebt wie eine stille Insel mitten in den Wolken, ganz und gar abgeschnitten vom Rest der Welt. Mit einem Mal ist Bene, als würde eine eiskalte Hand ihre Finger nach seiner Brust ausstrecken.
    Immer weiter bergauf fährt der Cowboy mit Molly. Seine Reifen rutschen. Joe kann bei dem nebligen Schneegestöber keine

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