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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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seinen Gedanken nach. Bene sieht traurig aus dem Fenster, weil ihm der Abschied von seiner Geburtsstadt unendlich schwerfallen würde, auch wenn Miriam ihn schon seit Längerem darauf vorbereitet hat. Der Junge weiß, was der Polizeiwagen vor ihrer Tür bedeutet. Sie müssten zurück nach Dresden, weil Miriam hofft, dort vielleicht noch einmal mit den Kindern zusammen eine Zeit lang bei Freunden unterzukommen, vor allem, während sie ihr Kind bekommt. Ein anderes Bundesland würde ihre Situation vielleicht auch anders beurteilen, und vielleicht würde Miriam in Dresden auch wieder Arbeit bekommen. Aber Bene liebt München über alles. Er muss sich stark zusammennehmen, um beim Anblick der Türme des Deutschen Museums zu seiner Linken nicht einfach loszuheulen. Bene konnte nie genug bekommen von den alten Schiffen und Flugzeugen im Museum, aber der Hubschrauber war sein absolutes Lieblingsstück. Kaum ein Sonntag war vergangen, an dem Anna-Sophie nicht gemault hat, weil Bene schon wieder zu dem Hubschrauber wollte. Und einmal, während Mama mit ihrem Quartett Sonntagskonzert hatte, hatte Bene in der Flugzeugabteilung einen echten Piloten kennengelernt. Der große deutsche Mann mit den blonden Haaren war ebenfalls mit seinem Sohn dort und konnte alles sehr viel besser erklären als Benes Vater. Es war das erste Mal, dass Bene sich bewusst für seinen Vater geschämt hatte, der auch nach fünfzehn Jahren in München nur gebrochen Deutsch sprach. Eher klein gewachsen, geprägt von permanentem Kundenlächeln und der leicht gebeugten Haltung von den langen Stunden in der Werkstatt, kam Bene sein Vater neben dem deutschen Flughelden wie ein lächerlicher Zwerg vor. Der anschließende Belohnungsbesuch mit verbotenen Fritten und Cola hatte deswegen zu einem Streit zwischen Vater und Sohn geführt. Bene hat seinen Vater noch nie so verletzt erlebt. Heimlich wischt Bene sich eine Träne aus dem Augenwinkel, weil ihn diese Erinnerung jetzt oft quält. Hätte er damals gewusst, wie wenig Zeit ihnen noch bleibt, hätte er sich niemals für den starken georgischen Akzent seines Vaters geschämt. Wie ein Mantra, das seine Tränen im Zaum halten soll, singt Bene jetzt die Worte des kleinen georgischen Liedes vor sich hin, welches sein Vater ihm damals nach ihrem schlimmen Streit bis spät am Abend beigebracht hatte, während sie auf der Kiesbank unterhalb des Deutschen Museums so lange Steine ins Wasser warfen, bis Bene seinen Vater wieder umarmen durfte. Sandelholz, Holzleim und billiger süßer Pfeifentabak, das war Papa. Jetzt im Nachhinein sind es für Bene die schönsten Gerüche der Welt, so wie auch die Brücke vor dem Museum von einzigartiger Schönheit ist, weil unter ihr eine bestimmte Kiesbank vom Fluss umspült wird. Dort hat Bene seinem Vater an diesem Abend versprochen, sich niemals wieder dafür zu schämen, dass sein Papa ein Georgier ist. Und auch wenn Bene nicht die Bedeutung jedes georgischen Wortes kennt, das er jetzt neben dem Cowboy summt, so kennt er doch den ungefähren Sinn. Er hat etwas mit der Freiheit und der Schönheit jedes einzelnen Menschen zu tun, die unantastbar und kostbar sind wie eine im Morgenrot leuchtende Wolke.
    Wolke, Wolke, Wolke. Anna-Sophie malt jetzt nach den Männchen eine Wolke nach der anderen ins gesprenkelte Schwarz des beschlagenen Rückfensters, bis sie plötzlich innehält. Energisch verpasst sie der größten ihrer Wolken vier Beine und einen Kopf. Ein Schaf. Dann noch eins und noch eins, bis sie mit quietschendem Finger kreuz und quer ihr Gemaltes zerstört und sich schutzsuchend an Miriam kuschelt. Anna-Sophies Flüstern ist voller Zorn.
    »Es ist mein Bett!«
    »Ja, das ist es, mein Schatz!«
    »Und meine Schäfchendecke!«
    »Hmmm.«
    »Niemand sonst darf drin schlafen.«
    »Nein. Niemand.«
    »Können wir nicht wieder nach Hause? Bitte, bitte, bitte! Ich bin auch ganz lieb, für immer und ewig.«
    Anna-Sophies Stimme ist jetzt die eines verwundeten und sehr kleinen Tierchens, und Miriam würde ihr am liebsten tausend Lügen erzählen. Aber sie bringt es nicht übers Herz. Hier hilft nur die Wahrheit.
    »Nein, mein Schatz. Auch wenn du das liebste kleine Mädchen der Welt bist, dann können wir jetzt trotzdem nicht mehr nach Hause, weil wir diese Wohnung nicht mehr bezahlen können. Bei dem Vermieter haben wir über ein halbes Jahr Schulden.«
    Joe horcht auf, als die Kleine eine erneute Frage stellt.
    »Und wenn der Papa und die Mama jetzt wieder von ihrer Wolke runterkommen

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