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Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte

Titel: Maria sucht Josef - Eine weihnachtliche Liebesgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Joens
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eine mehr als ambivalente Haltung dem jüdischen Glauben gegenüber hatten. Die Frau, die Hannah gerettet hatte, hatte für die Krankenstation der Frauen im Konzentrationslager gearbeitet. Deswegen wurde Hannah auch sofort nach ihrer Geburt in Eva umbenannt. Erst viel später hat Hannah den Namen getragen, den ihre leibliche Mutter für sie bestimmt hatte. Zeitlebens hatte Hannah nur wenige Anhaltspunkte über ihre jüdischen Eltern. Ihr Vater war Sprachlehrer und die Mutter Geigenlehrerin in einem Musikkonservatorium gewesen. Das Paar hatte bereits vier Kinder. Die älteste Tochter Esther ging in München auf eine weiterführende Schule für Pianistinnen. Dann wurde die Familie verhaftet. Hannah kam im KZ zur Welt, wäre aber, wie andere Neugeborene auch, dem Tod geweiht gewesen, hätte sie nicht einen Zwillingsbruder gehabt, der bei der Geburt starb. Die Krankenschwester konnte ein totes Kind präsentieren, hatte das zweite betäubt und heimlich aus dem KZ geschmuggelt. Weitere Anhaltspunkte gab es nicht, nicht einmal den Nachnamen. Nur was die Frau der Krankenschwester bei der Geburt zugeflüstert hat über ihre älteste Tochter Esther in München, nach der die Krankenschwester bitte forschen sollte. Diese Spur lief in ein Nichts, angefüllt mit grausamem Leid. Vielleicht war Hannah auch deswegen immer auf der Suche nach einer Heimat für ihren tiefen Glauben gewesen, für den keine der gängigen Konfessionen je zu passen schien. Hannahs Überleben war ein Wunder. Nachdem sie von der Krankenschwester weggegeben wurde, hatte Hannah Glück mit ihren späteren Adoptiveltern, einem älteren Lehrer und seiner Frau, liebevollen und toleranten Menschen. Hannah kam zu ihnen, nachdem sie die ersten zwei Jahre ihres Lebens in Heimen zugebracht hatte. Leider starben Hannahs Adoptiveltern im ersten Jahr nach Hannahs Hochzeit. Als Hannah zwanzig war, starb ihr Adoptivvater, und sechs Monate später folgte ihm seine Frau. Noch einmal wurde Hannah zur Übriggebliebenen. Ihre inneren Deiche waren zu brüchig, um den Sturmwellen einer Ehe Widerstand zu bieten, wie sie so häufig in den Sechzigerjahren geschlossen wurden. Hannah hatte geheiratet, weil Carola unterwegs war, was sich schon nach wenigen Jahren als schmerzhafter Fehler herausstellen sollte. Letztendlich, so sagte Hannah gerne mit ihrem schrägen Lachen, hatte sie ihr Krebs vor einem Mann gerettet, der sie zur Mörderin hätte werden lassen. Sie hätte Carolas und Miriams Vater eines Tages umbringen müssen, weil sie seine feigen Lügen so wütend gemacht hätten. Damals, zum ersten Mal mit der tödlichen Diagnose konfrontiert, verschwand Miriams Vater über Nacht mit Hannahs wenigem Ersparten. Am kommenden Morgen hatte Hannah ihren Pakt mit Gott geschlossen. Er bestand im Wesentlichen aus drei Abmachungen. Regel Nummer eins: Was auch immer ein einzelner Tag an Schwierigkeiten brachte, wie schmerzhaft er auch sein möge, Hannah würde dennoch Dank sagen, und sei es für das Zwitschern eines Vogels. Zweitens würde sie nie einer festen Konfession beitreten, und sei es auch noch so verführerisch, weil sie Gott damit kleiner machen würde, als er es verdient hat. Drittens würde Hannah ihre Neugierde zügeln, was ihr wahres Zuhause betraf, das heißt, sie würde alles tun, um nicht jung zu sterben. Dafür sollte Gott ihr helfen, diese scheußliche Krankheit zu besiegen. Und tatsächlich wurde Hannah wieder gesund. Sie lernte, ihre »Strafversetzung«, wie Hannah ihr irdisches Leben bisweilen scherzhaft nannte, zu akzeptieren. Mit Carola und Miriam hatte sie viel Freude, aber dennoch blieb Hannahs Sehnsucht nach ihrer Herkunftsfamilie ihr Leben lang stark. Miriam erinnert sich deutlich an einen Ausflug auf den jüdischen Friedhof in Prag zu ihrem fünfzehnten Geburtstag. Ihre Mutter war vor einem der unscheinbaren Gräber stehen geblieben. Stein über Stein lagen dort Generationen einer Familie, deren Symbol die Weintraube war. Eine ganze Familie Weinstein hatte hier ihren Frieden gefunden. Ehrfürchtig und beinahe zärtlich hatte Hannah die Steine berührt, weil sie es unglaublich schön fand, dass viele Generationen einer Familie in der Erde einen gemeinsamen Platz haben durften.
    »Tante Miri … Woran denkst du?«
    Nur mühsam arbeitet Miriam ihren Blick aus der schwarzen Stelle mitten in dem leuchtenden thailändischen Strand zurück zur Gegenwart. Anna-Sophies Pupillen sind weit vor Kummer um ihre verlorene Puppe.
    »Können wir nicht einfach zurück zu

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