Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
darüber erzählt. Eine tolle Überraschung für dich und Paps, nehme ich an.«
    »Hm.« Meine Mutter klang zerstreut und nicht ganz überzeugt. »Dein Vater macht immer wieder bei diesen Kreuzworträtsel-Preisausschreiben mit, weißt du, also war es wahrscheinlich nur zu erwarten. Obwohl ich nicht sicher bin, daß eine Woche Urlaub in Brighton meiner Vorstellung von einem echten Hauptgewinn entspricht. Aber immerhin«, sagte sie, um eine positive Einstellung bemüht, »freut sich dein Vater wie verrückt. Man könnte glauben, daß er noch nie in Urlaub gefahren ist, wenn man ihn so reden hört, und dabei sind wir kaum einen Monat wieder zu Hause.«
    Sie konnte das Lächeln in ihrer Stimme nicht verbergen. Wir beide kannten meinen Vater gut genug, um zu wissen, daß es das Gewinnen an sich und nicht der Preis war, was ihn so aufgeregt machte – die Vorstellung, etwas ganz umsonst zu bekommen. »Ist Paps zu Hause?«
    »Nein, er ist losgegangen, um sich eine Badehose zu kaufen. Stell dir das mal vor«, kicherte sie, »mit seinen Beinen! Ich werde immer zehn Schritte hinter ihm gehen und eine dunkle Brille tragen, damit niemand denkt, daß wir zusammengehören.«
    Ich mußte grinsen. »Sie haben doch einen FKK-Strand in Brighton, oder?«
    »Soll das ein Trost sein oder willst du mich völlig abschrecken?«
    »Ach, es wird dir schon gefallen, Mam. Und es ist ja nur eine Woche. Wann fahrt ihr los?«
    »Am nächsten Samstag. Wir werden bei Tom in Elderwel übernachten und haben uns gedacht, daß du zum Abendessen herüberkommen könntest, wenn du noch nichts vorhast, so daß wir ein Familientreffen daraus machen könnten.«
    »Tut mir leid«, antwortete ich, »ich kann leider nicht. Nicht kommenden Samstag. Rachel heiratet an dem Tag und wäre sehr enttäuscht, wenn ich nicht dabei wäre.«
    »Rachel?« Das verwirrte Nachfragen meiner Mutter riß mich abrupt aus meinem Gedankengang, und meine Hand krampfte sich um den Hörer, als mir klar wurde, was ich da gerade gesagt hatte.
    »Rachel Evers«, erklärte ich in bewußt gelassenem Ton. »Eine alte Schulfreundin.«
    »Ach so.«
    Aus der darauffolgenden Stille schloß ich, daß meine Mutter in ihrem Gedächtnis nach einem passenden Gesicht zu diesem Namen suchte, und ich beeilte mich, das Thema zu wechseln. »Tom sagte, daß Paps wieder Probleme mit seiner Schulter habe«, warf ich ein Stichwort ein und entspannte mich erleichtert, als meine Mutter sofort darauf ansprang. Sie sprach immer gern über die gesundheitlichen Probleme meines Vaters, die ihrer Meinung nach hauptsächlich von zu vielen Abenden bei Wein und Billard in seinem Club herrührten.
    Während des weiteren Gesprächs hörte ich nur noch halb zu und füllte die gelegentlichen Pausen im Bericht meiner Mutter mit den entsprechenden Geräuschen der Zustimmung oder des Mitgefühls.
    »Ist wirklich alles in Ordnung bei dir?« fragte sie am Ende einer besonders langen Anekdote.
    »Natürlich. Warum fragst du?«
    »Du hast in den letzten zehn Minuten kaum zwei Worte gesagt.«
    »Tatsächlich. Entschuldige. Ich bin heute morgen ziemlich früh aufgestanden, und das macht sich allmählich bemerkbar.«
    »Also, sieh zu, daß du genügend Schlaf bekommst«, riet meine Mutter in einem Ton, den ich nur allzugut kannte, »Und iß ausreichend. Und achte darauf, daß deine Vitaminpräparate auch Eisen enthalten. Du nimmst doch noch deine Vitamine? Gut. Du willst doch jetzt nicht krank werden, oder?«
    »Ich fühle mich ausgezeichnet«, wiederholte ich, wie es schien, zum hundertsten Mal an diesem Tag. Es war eine Lüge, gestand ich mir ein, als ich den Hörer auflegte. Ich hatte sie an diesem Morgen Geoff erzählt und am Nachmittag Tom und gerade eben meiner Mutter, aber es blieb eine Lüge. Ich fühlte mich überhaupt nicht gut. In Wirklichkeit war ich reichlich deprimiert und wußte, daß es nur eine Person im Dorf gab, die den Grund dafür wirklich verstehen konnte.
    Mrs. Huthersons Haus war das zweite hinter der alten, rotgeziegelten Pfarrei an der Hauptstraße. Es war eher ein Cottage, klein und quaderförmig und leicht zusammengesackt unter dem Gewicht seines alten Ziegeldaches. Der Weg zur Haustür war von Lavendel gesäumt, und Blumen neigten sich von den Fensterbrettern zwischen den frisch gestrichenen grünen Läden. Selbst wenn Alfreda Hutherson nicht in der Nähe des Zauns zum Nachbargarten gehockt und sich um ein Beet gigantischer Tomaten gekümmert hätte, hätte ich sofort gewußt, daß dies ihr Haus war.
    Sie

Weitere Kostenlose Bücher