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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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in Iains graue Augen trat.
    »Würdest du mit mir darauf eine kleine Wette abschließen?«
    Geoff mischte sich ein, indem er eine warnende Hand hob. »Sei vorsichtig, Tom«, riet er: »Ich habe mehr Geld an diesen Kerl verloren, als ich laut zu sagen wage.«
    Tom zögerte, aber nur eine Sekunde lang. Er hatte noch keiner »kleinen Wette« widerstehen können. »Fünf Pfund«, bot er an.
    »Gilt.«
    Iain besiegelte die Wette mit einem Handschlag, zwinkerte Geoff kurz zu und zündete sich eine Zigarette an. »Du siehst absolut furchtbar aus«, sagte er schonungslos zu seinem Freund. »Was zum Teufel hast du angestellt?«
    »Das mußt du Julia fragen«, schob Geoff mir die Schuld zu. »Ich habe nicht geschlafen, seit ich aus London zurück bin.«
    Ich wand mich innerlich bei seiner Ausdrucksweise. Drei Paar Augen richteten sich interessiert auf uns. Selbst Ned warf uns einen kurzen Blick zu, bevor er weiterblätterte. Geoff bemerkte seinen Fehler und grinste breit.
    »Vergeßt eure schmutzigen Gedanken, Leute. Wir haben uns nämlich die ganze Nacht mit historischen Ereignissen auf Crofton Hall befaßt.«
    Das war eigentlich keine Lüge, dachte ich und gratulierte ihm im stillen zu seinen wahrheitsdehnenden Fähigkeiten. Neben mir zog Tom in unausgesprochener Frage eine schwarze Augenbraue in die Höhe, und ich nickte unmerklich. Die Botschaft war deutlich: Ja, ich habe es ihm gesagt , und Tom sah mit neuem, plötzlichem Interesse von mir zu Geoff.
    »Wir haben tatsächlich etwas Interessantes gefunden«, sagte Geoff und spielte nachlässig mit seinem Bierglas. Er sah Iain an. »Weißt du noch, daß du immer gesagt hast, mein Innenhof käme dir wie ein Grab vor?«
    »Stimmt.«
    »Nun, er ist eines. Wir haben einen Grabstein unter all dem Unkraut gefunden. Von William de Mornays Frau.«
    »Erster oder zweiter?« fragte Vivien, und Geoff zog die Stirn in Falten.
    »Was, Frau?«
    »Nein, William. Der erste oder der zweite?«
    »Oh.« Geoffs Gesicht hellte sich auf. »Der zweite. Der Kavalier-Typ, der in den Tower gesteckt wurde.«
    Vivien hob die Augenbrauen. »Warum haben sie sie bloß in dem Innenhof begraben? War nicht die Kirche der übliche Ort?«
    »Ich weiß nicht«, antwortete Geoff. »Vielleicht war sie Katholikin. Ihr Vorname war Louise, ein französischer Name.«
    Bravo, applaudierte ich heimlich. Er machte das sogar noch besser als ich.
    Iain schien von unserer Entdeckung überhaupt nicht überrascht zu sein. »Wie auch immer«, warf er ein, »wir sollten den Platz ein wenig säubern, wenn jemand dort zur Ruhe gebettet ist. Ich komme morgen mit der Sichel vorbei und sehe zu, was ich tun kann.«
    Vivien seufzte in einer Mischung aus Belustigung und Ungeduld. »An welcher Stelle steht das auf deiner Liste der zu erledigenden Arbeiten?« fragte sie. »Nummer einhunderteins?«
    »Ich hab eben immer gern etwas zu tun«, verteidigte er sich.
    »Ich werde ihm helfen«, versprach Geoff, und Vivien ließ das Thema mit einem resignierten Zurückwerfen ihres blonden Kopfes fallen.
    Tom war dagegen noch mit einem anderen Gedanken beschäftigt. »Der Gedanke ist ziemlich traurig, findet ihr nicht, daß jemandem das Begräbnis in geweihter Erde verweigert wurde.« Er nippte nachdenklich an seinem Scotch. »Die Kirche ist wirklich für viel Schlimmes in der Geschichte verantwortlich.«
    »Wenn du so weiterredest«, zog ich ihn auf, »ist dir bis Weihnachten das geistliche Amt entzogen.«
    Mein Bruder grinste. »Keine Chance. Der Erzbischof und ich kommen sehr gut miteinander aus. Außerdem gibt es da noch meinen Namen zu bedenken. Es war meine Bestimmung, ein Mann der Kirche zu werden, und du weißt, wie sehr ich an Vorherbestimmung glaube.«
    Ich sah Geoff an, und unsere Augen trafen sich in einem Blick schweigenden Einverständnisses. Als Tom und Iain in eine esoterische Diskussion über christliche Ethik einstiegen, beugte sich Geoff an mir vorbei, um noch ein Glas zu bestellen, und legte dabei eine warme Hand auf die Stelle zwischen meinen Schulterblättern. Es war eine Geste der Loyalität, des Versprechens und der liebevollen Entschuldigung, und mein Herz antwortete mit freudigem Entgegenkommen.
    Ich warte gern noch ein wenig länger, sagte ich mir. Für Richard lohnt es sich.

Kapitel achtundzwanzig
     
    »Ja, Mam, ich habe schon davon gehört.« Ich preßte den Hörer zwischen Kinn und Schulter und rückte einen schief hängenden Bilderrahmen an der Wand neben der Treppe gerade. »Tom hat mir heute nachmittag alles

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