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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ertönten in der Diele. Caroline und ich saßen aufrecht und unbeweglich da, unsere Augen auf die Tür gerichtet, und ich bildete mir ein, daß wir beide den Atem anhielten.
    Die Küchentür schwang nach innen auf und schlug gegen die dahinterliegende Wand. Von der Türöffnung eingerahmt funkelte mein Onkel uns böse an, seine Miene finsterer als der Abgrund der Hölle. Johnnie begann in meinen Armen zu weinen.
    »Elias Webb ist tot«, sagte er mit leiser Stimme, die gefährlicher klang als wütendes Schreien. »Und der gute Bill Pogue und Edmund Harrap. Alle tot.«
    Er erwartete keine Antwort von uns. Es war auch gar keine Zeit dafür. Kaum hatte er die Worte gesprochen, als er sich auf den Tisch stürzte und ihn umwarf, so daß das Holz splitterte und Geschirr zerbrach.
    »Der Teufel hole diesen Hund de Mornay!« explodierte er, wobei sein Gesicht sich vor Zorn verfärbte. »Das wird er mir büßen!«
    Johnnie schrie lauter, er vergrub sein winziges Gesicht an meiner Brust und klammerte sich mit ängstlichen Fäustchen an mein Kleid. Ich hielt ihn fester, wiegte ihn hin und her und versuchte, mich nicht von meiner eigenen Angst übermannen zu lassen.
    »Welchen Schaden hat Euch Lord de Mornay zugefügt, Onkel?« fragte ich ihn möglichst ruhig, aber er war unfähig, mich zu hören. Seine Augenwaren feurige Brunnen des Hasses, die düster im flackernden Licht des Herdes aufleuchteten.
    »Die anderen wollten sich geschlagen geben«, murmelte er zu sich selbst, »und den Teufel triumphieren lassen. Aber ich habe das Blut des Teufels gesehen und weiß, daß er nur ein Mensch ist.« Er umfaßte mit der behandschuhten Hand sein Schwert, runzelte dann die Stirn und blickte mich an. »Kannst du das Kind nicht zum Schweigen bringen?« bellte er böse, und ich drückte den Kleinen noch enger an mich, um ihn zu schützen.
    »Onkel Jabez«, sagte ich und benetzte meine ausgetrockneten Lippen, »was habt Ihr jetzt vor?«
    Sein Lächeln war grausam. »Ich habe vor, deinen Lord de Mornay bei der Rückkehr von seinem Abendritt abzufangen und ihm ein Willkommen zu bereiten, das er nicht so schnell vergessen wird.«
    Ich zwang mich, ruhig zu klingen. »Ihr wollt seiner Lordschaft Schaden zufügen, Onkel?«
    »Ich will ihn töten.«
    Caroline erbleichte in ihrer Ecke bei der Tür. »Aber Jabez, du kannst doch nicht –«
    »Willst du dich mir widersetzen?« Er richtete seinen Zorn nun auf sie und ragte riesenhaft und bedrohlich über meinem Stuhl auf. »Bei Gott! Du wagst es, dich mir zu widersetzen?« Ich sah die furchtbare Absicht in seinen Augen, bevor er handelte, aber ich war zu machtlos, um ihn aufzuhalten. Noch ehe ich das Kind schützen konnte, hatte er es mir aus den Armen gerissen und mit einer grausamen Bewegung gegen den steinernen Kamin geschleudert, wo es wie ein weggeworfenes Spielzeug liegenblieb, verdreht und zerbrochen. »Ich bin Herr in diesem Haus«, donnerte mein Onkel, »und beim Himmel, daran sollst du nie wieder zweifeln!«
    Der Schock ließ mich verstummen, ein Schrei des Entsetzens und der Empörung blieb in meiner zugeschnürten Kehle stecken. Der Onkel stand einen Augenblick bewegungslos da und starrte auf uns herab wie der Herrscher der Verdammten, dann drehte er sich plötzlich auf dem Absatz um und ging hinaus, und wir hörten, wie die Vordertür hinter ihm zuschlug. Einen Herzschlag später hörte ich das Geräusch eines einzelnen Pferdes, das auf das Dorf und auf Crofton Hall zugaloppierte.
    Dieses Geräusch war es und der damit verbundene Gedanke, die mich aus meiner Starre rissen. Benommen hob ich den Kopf und sah zu Caroline, die mit einem wilden Schrei aufgesprungen und bei dem flammenden Herd zusammengesunken war, die Arme um den leblosen Körper ihres Sohnes geschlungen. Ihr Körper wiegte sich zuckend, ihre Lippen bewegten sich in einem gemurmelten, tröstlichen Lied, aber sie konnte ihn nicht mehr erreichen. Ich blickte ihr in die Augen, und konnte es dann nicht über mich bringen, sie noch einmal anzusehen. Es waren tote Augen, tot und ausdruckslos und nicht menschlich. Es war, als habe der Horror dessen, was sie gerade erlebt hatte, ihren gequälten Geist jenseits allen Leidens getrieben und nur eine leere Hülle hinterlassen, wo einst eine menschliche Seele gelebt hatte. Es war schmerzlich mit anzusehen.
    »Caroline.« Ich sprach sanft und flehend zu ihr. »Caroline, wir können hier nicht bleiben.«
    Sie antwortete nicht, aber ich gab nicht auf, fest entschlossen.
    »Jabez hat den

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