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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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den Augen verschwamm, aber ich konnte nicht wegsehen. Ich weiß nicht mehr, welche Stunde es war, als der erste Schatten einer Bewegung meinen Blick traf und mich mit einem Ruck wach werden ließ.
    Zuerst konnte ich nichts erkennen als das Aufblitzen von etwas Weißem zwischen den Bäumen, die die gewundene Straße von Süden her säumten, doch dann sah ich, daß es Navarre war, der mit dem nichtsahnenden Richard auf dem Rücken heimwärts galoppierte. Geisterhaft und still bewegten sie sich in der Dunkelheit, das ansteigende Heulen des Windes übertönte die donnernden Hufe des Hengstes.
    Sie mußten ihn gesehen haben – einer der Diener hatte ihn gesehen und ihn angerufen; und dennoch ritt er weiter.
    Er ist meinetwegen zurückgekommen, dachte ich schmerzlich. Er wußte, daß Jabez Howard am Leben war und daß mein Onkel in seiner Wut zurückkehren würde, um Rache zu nehmen. Es war dumm von mir gewesen zu glauben, daß Richard die Gefahr meiden würde, und doch machte mich seine verwegene Tapferkeit traurig, ich wußte nicht, warum.
    Erst als das Pferd näherkam, verstand ich, warum Richard nicht umgekehrt war und warum die Warnungen seiner Diener nicht an sein Ohr gedrungen waren. Der Hengst galoppierte zielstrebig und unaufhaltsam, sein Reiter hing bewußtlos über seinem starken grauen Hals. Navarre fiel schließlich in einen langsamen Schritt und hielt dann ganz an, seine Flanken bebten, und er hatte Schaum vor dem Maul. Mit Schrecken beobachtete ich, wie Richard zur Seite fiel, schwer aus dem Sattel glitt und der Länge nach auf den Boden stürzte. Er bewegte sich nicht.
    Ich erinnerte mich an das hinterhältige Lächeln meines Onkels und den Klang seiner schnarrenden Worte … Aber ich habe das Blut des Teufels gesehen und weiß, daß er nur ein Mensch ist.
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht füllte sich mein Geist mit Angstschreien, und zum zweiten Mal konnte ich ihnen keinen Ausdruck geben. Ich sah einen Schatten über den Rasen auf den am Boden liegenden Mann zulaufen, und eine flehende Litanei raste durch mein fieberndes Gehirn. Steh auf, bat ich die dunkle, zusammengebrochene Gestalt. Oh bitte, bitte, steh auf. Bitte … bitte … bitte …
    Der laufende Schatten war jetzt schon fast bei ihm und spornte mich zum Handeln an, so daß ich meine bleiernen Füße von der Stelle am Fenster losriß und so schnell ich konnte die Treppe hinunter und durch den dunklen Korridor rannte.
    Die Stille in der großen Halle hätte mich warnen sollen. Der Wind jammerte gegen die hohen Fenster, aber sonst war kein Geräusch zu hören, und meine Füße hatten mich schon ein ganzes Stück in den Raum getragen, bevor ich meinen Fehler bemerkte.
    Caroline und die Magd saßen unbeweglich vorm Feuer. Sie saßen da, als hätten sie einen Stock verschluckt, steif und wachsam, die Augen unablässig auf den Mann gerichtet, der auf dem Kaminvorleger stand und die Hände über den Flammen wärmte. Hinter ihm befand sich die Tür nach draußen, und dahinter der Rasen, auf dem Richard lag – hilflos, vielleicht sogar sterbend. Aber mein Onkel hatte mir den Weg abgeschnitten.
    Er wandte seinen Kopf um, den Rücken mir noch zugedreht, und sprach mich über die Schulter an. »Nun, Mariana. Das ist ja ein hübsches Willkommen. Und was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?«
    Ich antwortete nichts darauf. Irgendwie nahm ich mit meinem benommenen und gleichzeitig wirbelnden Bewußtsein wahr, daß er seinen Gürtel und die Handschuhe abgelegt hatte, jedoch noch das Schwert trug. Mein umherirrender Blick blieb an dem Gürtel hängen, den er über einen Stuhl geworfen hatte, und ich bemerkte verschwommen, daß der Dolch noch in der Scheide steckte. Die Waffe war tödlich genug für meinen Zweck.
    Jabez Howard folgte meinem Blick, seine Brauen senkten sich unheilvoll, und ich stürzte los. Mein Satz war schnell, aber nicht schnell genug. Ich hatte gerade die Distanz überwunden und meine Finger um den Griff des Dolches gelegt, als er schon bei mir war, mir die Waffe aus der Hand wand und sie klirrend auf den Boden fallen ließ, wobei seine Augen verächtlich blickten.
    »Wolltest du mich für dumm verkaufen?« fragte er drohend, und seine Hand schloß sich schmerzhaft um mein Handgelenk. »Dachtest du, ich würde nichts von deinen Sünden erfahren? Du bist die Hure des Teufels, Mariana Farr, leugne es nicht.«
    Ich streckte mein Kinn vor und sah ihm in die Augen. »Ich bin keine Hure«, widersprach ich. »Und Richard de Mornay ist kein

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