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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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ja hier erwähnt.« Er tippte auf den dicken Ordner, den er mitgebracht hatte und der jetzt auf dem niedrigen Couchtisch vor seinen Knien lag, flankiert von Tabletts mit sorgfältig arrangierten Käsehäppchen und Crackern.
    »Am besten setzt du dich neben Geoff, Julia, damit du alles sehen kannst.« Vivien manövrierte geschickt. »Iain, wolltest du auch ein Glas Scotch?«
    »Ist es Single Malt?«
    »Nein, Blended.«
    »Dann bleibe ich bei dem hier, danke.« Er nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank und kam ebenfalls ins Wohnzimmer, wo er sich auf dem Zweisitzer gegenüber Sofa und Tisch niederließ.
    »Und was möchtest du, Julia?« fragte Vivien. »Zu trinken, meine ich.«
    Normalerweise schaffte ich es mit ziemlicher Treffsicherheit, dasjenige Getränk zu wählen, das die Gastgeber gerade nicht da hatten. Diesmal versuchte ich es mit einem neuen Ansatz.
    »Du bist die Barkeeperin«, lächelte ich. »Such du etwas für mich aus.«
    »Vertrauensvolle Seele«, bemerkte Geoff zu mir, als Vivien ging, um meinen Drink zu holen. »Also, was genau interessiert dich?«
    »Wie bitte?«
    »Historisch gesehen. Alles was dein Haus und Grundstück betrifft?«
    »In erster Linie, ja. Aber mich interessiert auch die Geschichte von Crofton Hall ziemlich.«
    »Wirklich?« Er sah erfreut aus.
    Iain stöhnte hörbar auf. »Da haben wir’s«, sagte er, den Mund voll Bier und Sandwich.
    »Was denn? Was habe ich gesagt?«
    »Nichts«, warf Vivien ein, die mit zwei hohen, mit einer hellen Substanz gefüllten Gläsern zurückkam. »Nur daß Geoff dazu neigt, etwas sehr ausführlich zu werden, wenn er mit der Geschichte des Gutes anfängt.« Sie stellte meinen Drink vor mir ab und setzte sich neben Iain, der ihr einen kurzen Seitenblick zuwarf.
    »Das ist wirklich freundlich ausgedrückt«, kommentierte er.
    Ich beäugte neugierig mein Getränk, und Vivien lächelte. »Es ist Rum darin«, warnte sie, »aber die restlichen Zutaten sind streng geheim.«
    Mein erster, vorsichtiger Probierschluck war eine freudige Überraschung. »Das schmeckt großartig. Danke.«
    »Keine Ursache. Also, Geoff, los geht’s mit dem Vortrag. Ich denke, du fängst am besten ganz früh bei der Gründung der Benediktinerabtei an, da es Julia interessiert, und gehst von da an weiter.«
    »In Ordnung.« Er schlug seinen Aktenordner auf und blätterte eifrig in den Papieren darin, genau wie ein Schuljunge, der ein Klassenprojekt vorstellt. »Das war 1173, glaube ich …«
    »Vierundsiebzig«, korrigierte Iain, der sich mit einer Hand die Augen rieb.
    »… als Heinrich der Zweite einem gewissen Thomas Killingbeck ein Stück Land gewährte, um darauf ein Benediktinerkloster zu errichten. Der Orden der Benediktiner war recht groß und einflußreich in jenen Tagen.«
    »Heinrich der Zweite«, überlegte ich und beugte mich weiter vor. »Das ist der Vater von Richard Löwenherz, oder? Der, der Thomas Becket ermorden ließ?«
    Geoff sah mich anerkennend an. »Ja, das stimmt. Nicht viele Leute können sich so etwas merken.«
    »Na ja, es ist der Name meines Bruders, weißt du«, erklärte ich. »Thomas Beckett. Bei diesem Teil habe ich im Geschichtsunterricht in der Schule aufgepaßt.«
    Iain streckte seine Beine vor sich aus und legte einen Arm über die gepolsterte Lehne des Zweisitzers. »Dein Bruder heißt Thomas?« Seine grauen Augen zwinkerten amüsiert. »Da haben deine Eltern ja den passenden Namen ausgesucht, nicht wahr?«
    »Und ob.« Für Geoff und Vivien erklärte ich: »Tom ist Pfarrer in Hampshire, nicht weit von hier entfernt.«
    Geoff lachte. »Tatsächlich? Also, wenn er es bis zum Erzbischof von Canterbury schafft, wird er Aufsehen erregen, was?«
    »Ich glaube nicht, daß er so ehrgeizig ist. Tom liebt das Landleben. Aber wir schweifen vom Thema ab. Wie ging es mit der Abtei weiter?«
    »Nun, die Mönche lebten dort friedlich, bis Heinrich der Achte beschloß, die Klöster zu verstaatlichen. Der letzte Abt wurde wegen Widerstands gegen die königliche Autorität gehängt.«
    »Er ist einer der Geister, nicht wahr?« fragte Vivien.
    »Angeblich. Mehrere Personen haben davon berichtet, einen geisterhaften Mönch in den Gängen herumschweben gesehen zu haben, aber ob es sich dabei um den Geist des Abtes handelt, unterliegt der Spekulation.« Er sprach mit erstaunlicher Gelassenheit, als ob es eine alltägliche Sache wäre, einem Geist in seinem Flur zu begegnen. »Jedenfalls«, fuhr er mit einem Blick in die Aufzeichnungen fort, »wurde der Besitz

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