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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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Armen beobachtete.
    »Onkel«, sagte ich, aber meine Stimme ging im Wind unter.
    Der Donner erscholl wieder, und meine Beine versagten einen kurzen Moment lang. Ich nahm meinen Mut zusammen, raffte den tropfnassen Saum meines Kleides vom Gras auf und zwang mich, die letzten Meter zur Tür zurückzulegen.
    Der Mann hob seinen Kopf ein Stück, so daß ich seine Züge klarer erkennen konnte – die Augen meiner Mutter blickten mich aus einem raubvogelartigen Gesicht an, das keine Spur ihrer Sanftheit aufwies. Ich reckte mein Kinn und sah stumm zu ihm hinauf. Eigentlich hatte ich gerade vorgehabt zu lächeln, aber aus irgendeinem Grund schien sein Gesichtsausdruck eine solche Vertraulichkeit zu verbieten. Einen langen Moment starrten wir einander an, während der Sturm hinter uns aufzog und das Geräusch des Windes sich zu einem wilden Heulen verstärkte.
    »So«, sagte er endlich. »Du bist also gekommen.«

Kapitel acht
     
    Es ist schwer zu beschreiben, wie es ist, in der Zeit zurückzugleiten, eine Realität gegen eine andere auszutauschen, die genauso wirklich, genauso greifbar, genauso vertraut ist. Ich sollte vielleicht nicht von »Gleiten« sprechen, denn in Wahrheit wurde ich gestoßen – abrupt und ohne Vorwarnung von einer Zeit in die andere gestoßen, als wäre ich durch ein plötzlich aufgetauchtes, unsichtbares Tor getreten, das die Gegenwart von der Vergangenheit trennt.
    Wenn dies passierte, in dem Augenblick also, in dem ich durch dieses Tor trat, war mir wunderbarerweise nicht bewußt, daß sich etwas verändert hatte. Das Bewußtsein davon und von der Tragweite und Bedeutung des Ganzen kam erst später, wenn ich wieder Julia Beckett war.
    Doch als ich an diesem Abend auf der Haustreppe von Greywethers stand und zu dem Mann hinaufstarrte, der die Tür blockierte, war ich nicht mehr Julia. Julia und all ihre gesammelten Erinnerungen waren von mir abgefallen. Meine Gedanken waren die einer anderen Person, mein Körper nicht mein eigener, und wenn ich mich bewegte und handelte, erlebte ich jede Erfahrung zum ersten Mal. Ich war Mariana, und mit Marianas Augen blickte ich nun auf meinen Onkel.
    Jabez Howard war ein großer Mann mit breiten Schultern und einem kräftigen Stiernacken. Er brauchte keine Polsterung in seinen Strümpfen, um den Eindruck von Wadenmuskeln zu suggerieren, und der Wollstoff seiner enggeschnittenen Kniebundhosen und seiner Jacke spannte an den Nähten, als ob die Kleider für einen viel schmaleren Mann gemacht worden wären. Sein kurzgeschorener Kopf, der das Tragen der neumodischen Perücken erlaubte, wirkte seltsam grotesk und unmenschlich in diesem Licht. Aber als er schließlich doch lächelte, sah ich wieder das Gesicht meiner Mutter, und meine kalte Abneigung machte einem warmen Gefühl des Nachhausekommens Platz.
    »Ich habe die Kutsche gar nicht gehört«, sagte er und spähte über mich hinweg in die Dunkelheit.
    »Eines der Pferde begann zu lahmen, und der Kutscher wollte es nicht riskieren, mit dem Gespann in einer solchen Nacht noch weiterzufahren. Er setzte mich am Gasthaus ab.«
    »Und du bist unbegleitet weitergegangen. Du hättest bis zum Morgen warten sollen.«
    »Ich wollte so schnell wie möglich zu Euch kommen.« Das beharrliche, hinterhältige Gerede des lüstern blickenden Kutschers und der Dunst von Bier, Tabak und reisenden Männern hatten zusammen alle Furcht vertrieben, die ich unter anderen Umständen vielleicht davor gehabt hätte, nachts allein auf offener Straße zu laufen. Der Wirt war so freundlich gewesen, mir den Weg zu beschreiben, und hatte versprochen, meine Truhe für mich aufzubewahren, bis ich sie abholen konnte.
    Mein Onkel gab ein mißbilligendes Geräusch von sich, kehrte sich ab und bedeutete mir, ihm zu folgen. Die weitläufige Diele war hell erleuchtet von so vielen Kerzen, daß es mir beinahe hundert zu sein schienen; ihre Flammen tanzten auf den reflektierenden Kerzenleuchtern und schimmerten auf der dunkel polierten Wandtäfelung. »Schließ die Tür«, befahl er mir kurz angebunden, und ich gehorchte, schloß die Dunkelheit und den heraufziehenden Sturm aus und schob den eisernen Türriegel vor.
    »Du hast mit dem Wirt vom Roten Löwen gesprochen?« fragte er.
    Ich wußte, was die Frage bedeutete.
    »Ich sagte ihm, ich sei die Tochter Eurer Schwester aus Southampton und sei gekommen, eine Weile bei Euch zu wohnen. Tante Mary hat diese Geschichte erfunden und mir geraten, sie zu benutzen.«
    Onkel Jabez nickte zufrieden. »Mein Bruder

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