Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
Vom Netzwerk:
meiner angesprungenen Tassen trank und mir bei meiner Fron Gesellschaft leistete.
    »Ja, schon«, sagte ich, richtete mich auf und warf eine Handvoll von etwas, das hoffentlich Unkraut war, zur Seite, »ich fürchte nur, die Kirche ist mit dir einer Meinung. Er hat nichts von einem richtigen Pfarrer, obwohl die Leute seiner Pfarrei auf ihn schwören. Und er kann auch ernst sein, wenn er will. Meinst du, das ist eine Blume?«
    Ich sah zweifelnd mit schräggeneigtem Kopf auf eine kleine, zarte Pflanze mit farnartigen Blättern.
    »Ich kann es dir wirklich nicht sagen«, antwortete Vivien. »Ich bin ein hoffnungsloser Fall, was Gartenarbeit betrifft. Sag mal, bist du sicher, daß du das tun willst? Iain wird dir das Fell über die Ohren ziehen, wenn du aus Versehen eine seiner preisgekrönten südafrikanischen Dingens-Sowiesos ausreißt.«
    Ich ließ die fragliche Pflanze stehen, zog statt dessen etwas heraus, das wie ein Klumpen Gras aussah, und reckte mein Kinn auf eine Weise, die mein Bruder sofort als herausfordernd erkannt hätte.
    »Ich habe keine Angst vor Iain Sumner. Außerdem kann er schließlich nicht alles machen. Er kann nicht im Herrenhaus helfen und diesen Garten pflegen und gleichzeitig noch seine Schafe hüten.«
    »Er hat auch noch einen Obstgarten.«
    »Siehst du.« Ich zog einen weiteren Klumpen heraus, um meinen Standpunkt zu bekräftigen. »Ich rette ihn vor einem Nervenzusammenbruch.«
    Vivien grinste. »Sag bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Du bist noch nie Zielscheibe einer seiner Tiraden gewesen.«
    »Die können auch nicht schlimmer sein als die meines Bruders.«
    »Was, dieser liebenswerte, nette Mann, der den ganzen Nachmittag an meiner Bar saß und lustige Geschichten erzählte? Du willst mir doch wohl nicht weismachen, daß er richtig wütend werden kann?«
    »Er kann Feuer und Schwefel speien«, bestätigte ich. »In biblischem Ausmaß.«
    »Na«, lächelte Vivien und schwang ihre Beine, »wenn Iain anfängt zu schreien, wird wenigstens sein Akzent stärker, so daß man gewöhnlich kein Wort von dem versteht, was er … nein, reiß das nicht aus«, hielt sie mich plötzlich ab. »Das kenne ich zufällig. Es ist eine Art Gänseblümchen oder so was.«
    Ich zog meine Hand folgsam zurück, hockte mich auf die Fersen und betrachtete meine Arbeit voll Zufriedenheit. Der Garten sah in der Tat gepflegter aus, dachte ich, und konnte nun freier atmen, ohne die kriechenden grünen Ranken, die die schönen, blühenden Büsche von Akelei, Pfingstrosen und blauen Iris erstickt hatten.
    »Es ist wirklich ein schöner Garten«, sagte ich laut, und Vivien nickte.
    »Auf Taubenkot von mehreren Jahrhunderten angelegt«, bemerkte sie nüchtern. »Dieser Boden muß kiloweise Stickstoff enthalten.«
    »Daran hatte ich gar nicht gedacht.« Ich stand auf und sammelte das Unkraut zu einem ordentlichen Haufen für die Entsorgung zusammen. »Ab wann wurde der Taubenschlag eigentlich nicht mehr benutzt?«
    »Ich weiß es nicht. Da muß ich Tante Freda fragen. Vermutlich wurde er irgendwann im letzten Jahrhundert aufgegeben. Es ißt kaum noch jemand Tauben, oder?«
    »Ich nicht. Ich vermute, in diesen kleinen Nischen haben die Vögel genistet.«
    Vivien beugte sich vor, um nachzusehen, und steckte eine Hand in eines der schmalen Löcher zwischen den Steinen. »Ja. Man kann sie kaum noch erkennen, nicht wahr, der Stein ist so abgenutzt inzwischen. Die Löcher werden hinter der Öffnung breiter, siehst du, und die Tauben konnten –« sie brach abrupt ab, ihr Gesicht zeigte Überraschung. »Nanu, das kann doch wohl nicht sein!«
    »Was ist denn?«
    »Da ist etwas drin«, sagte sie stirnrunzelnd. »Ich kann es von hier aus leider nicht erreichen. Willst du es versuchen? Es ist irgend etwas aus Metall, da bin ich mir sicher, ganz hinten im Nistloch.«
    Sie zog ihre Hand heraus, und ich trat an die Mauer und ließ meine Finger über den feuchten, verwitterten Stein gleiten. Der schmale Eingang des Nistloches setzte sich in einem rechtwinkligen Knick fort und öffnete sich zu einem höhlenartigen Innenraum, der den nistenden Tauben vermutlich die Illusion der Ungestörtheit vermitteln sollte.
    Meine Finger fuhren über eine sandige Erdschicht und ein kleines Polster, das sich wie Moos oder Flechten anfühlte, bevor sie auf Metall stießen. Meine Hände waren zwar schmal, meine Finger jedoch günstigerweise lang, und indem ich mit meinem Handgelenk leicht an den einengenden Wänden der Öffnung entlangschabte,

Weitere Kostenlose Bücher