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Mariana: Roman (German Edition)

Mariana: Roman (German Edition)

Titel: Mariana: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Kearsley
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konnte ich den Gegenstand gerade noch zwischen die Fingerspitzen klemmen.
    Ich zog die Hand langsam zurück und starrte mit ungezügelter Neugier auf das kleine Objekt in meiner Handfläche.
    »Es ist ein Schlüssel«, sagte Vivien überflüssigerweise. »Was für ein seltsamer Platz dafür.«
    Ich hörte ein schwaches, summendes Geräusch in meinen Ohren, spürte das erste, leichte Anzeichen von Schwindel und schloß resolut die Augen, die Zähne vor Entschlossenheit aufeinanderbeißend. Nicht jetzt , befahl ich mir fest, es darf jetzt nicht sein.
    Der Boden schwankte und festigte sich wieder, und ich öffnete die Augen und sah Vivien ungerührt über unseren Fund gebeugt. Ich wurde immer noch von einer Welle der Erleichterung getragen, als sie wie nebenbei fragte:
    »Ist das Geoff, der da gerade kommt?«
    Ich blickte zur Hinterfront meines Hauses und sah eine vertraute, dunkle Gestalt über das Gras auf uns zuschreiten. Wie sie sein Herankommen bemerkt hatte, obwohl der weiche Boden das Geräusch seiner Schritte verschluckte und sie mit dem Rücken zu ihm stand, war mir nicht klar. Entweder hatte Vivien Wells ein äußerst sensibles Gehör, oder ihre Tante Freda war nicht die einzige Hexe in der Familie.
    »Ja«, antwortete ich schlicht, »er ist es.«
    Er trug einen schwarzen Pullover über dunklen Jeans, und sein Haar war neu geschnitten, seit ich ihn zuletzt gesehen hatte. Er trat zu der Mauerruine, lehnte seine Ellbogen darauf und blinzelte in die Sonne.
    »Guten Morgen«, sagte er. »Und was macht ihr …« Sein Gesicht nahm einen bestürzten Ausdruck an, als er meiner dreckbeschmutzten Arbeitskleidung und des Unkrauthaufens zu meinen Füßen gewahr wurde. »Du vergreifst dich doch nicht etwa an Iains Garten, oder?«
    Ich fühlte mich unsinnigerweise schuldig.
    »Ich habe sie gewarnt«, verteidigte sich Vivien, »aber sie wollte nicht hören.«
    »Tja«, Geoff sah mich leicht mitleidsvoll an, »geschehen ist geschehen. Wir werden aber dafür sorgen, daß du ein anständiges Begräbnis erhältst.«
    Ich öffnete gerade den Mund zu einer Antwort, als er das angelaufene Stück Metall in meiner Hand erspähte.
    »Was zum Teufel ist das?« Er hob eine Augenbraue.
    »Ein Schlüssel.«
    »Wir haben ihn in einem der Nistlöcher in der Wand hier gefunden«, ergänzte Vivien, als ich keine weitere Erklärung anbot. »Ziemlich rätselhaft, findest du nicht?«
    Er streckte die Hand aus. »Kann ich ihn mal sehen?«
    In seiner Hand sah er noch viel kleiner aus als in meiner. Er drehte ihn ein-, zweimal herum und kratzte stirnrunzelnd mit einem Fingernagel an dem Metall. »Es ist Messing, glaube ich. Es könnte ein Türschlüssel sein, nehme ich an, obwohl er dafür nicht groß genug scheint. Wie interessant.« Er betrachtete ihn noch einen Moment länger und gab ihn mir dann zurück. »Ich wußte nicht, daß Tauben Schlüssel sammeln.«
    »Jemand könnte ihn dort hingelegt haben«, vermutete Vivien.
    »Aber warum sollte sich jemand die Mühe machen?« fragte Geoff.
    Ich steckte den Schlüssel in die Hosentasche und zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, das werden wir nie erfahren.«
    Wir schwiegen alle drei einen Augenblick lang, bis Vivien ihren Kopf zurückwarf und uns anstrahlte.
    »Ihr zwei fahrt jetzt also zu der Nachlaßversteigerung bei Calne, ja?«
    »Ja«, nickte ich und wandte mich an Geoff. »Ich bin doch nicht zu spät dran, oder?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich bin zu früh.«
    »Ich muß mich sowieso noch umziehen«, sagte ich und blickte an meinen Gartenarbeitsklamotten hinunter. »Macht es dir etwas aus, ein paar Minuten zu warten?«
    Vivien schickte mich mit einer wedelnden Handbewegung fort. »Laß dir Zeit«, sagte sie. »Ich werde ihn solange für dich unterhalten. Ich muß den Roten Löwen erst in einer halben Stunde aufschließen.«
    »Danke.«
    Ich eilte über die Wiese und ins Haus, wo ich mit klopfendem Herzen bei der Hintertür anhielt, um meine abgetretenen Schuhe abzustreifen. Ich war noch aufgeregter über die Tatsache, daß ich ein bevorstehendes »Erlebnis« kraft meines eigenen Willens hatte abwenden können, als über die Entdeckung des geheimnisvollen Schlüssels.
    Daß der Schlüssel irgendeine Verbindung zu Mariana Farr darstellte, bezweifelte ich nicht, aber ich wußte, daß ich abwarten mußte, bis sich mir diese Verbindung enthüllte. In der Zwischenzeit konnte ich in dem Wissen schwelgen, daß ich nicht nur in der Lage war, meine Rückblenden selbst auszulösen,

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